Einsame Nation: Deutschland verliert immer mehr Verbündete, derzeit kann es sich nur noch auf Luxemburg, Teile Spaniens und Malta wirklich verlassen. |
In vielen Ländern der Welt drohen Deutschland und der EU-Führung, die als letzte noch fest an der Seite der Bundesregierung steht, die Partner auszugehen. Mitten in einer historischen Legitimatioskrise der einheimischen Eliten, die im Abwehrkampf gegen renitente Populisten stehen.
Es ist zum Verzweifeln. Die Griechen wollen ihre Finanzen nicht ordentlich managen; die Polen machen innenpolitisch alles falsch; der fiese Orban mit seinen nationalistischen Magyaren trotz der macht der Union, die selbst nicht weiß, was sie will. Die Tschechen, die Slowaken, die Slowenen, die Kroaten, die Holländer - irgendwas ist überall. Britannien geht von der Fahne, Island und Norwegen denken nicht daran, zur Fahne zu eilen. Spanien zerfällt, Italien ist mit sich selbst beschäftigt. Es wird einsam um Deutschland, einsam um die Frauen und Männer in Berlin, die ringsum blicken können und doch nur Feinde sehen, Angreifer, Verächter und Betrüger.
Selbst der "Spiegel" hat es schon bemerkt: Auf die Europäische Union kommt ein perfekter Sturm zu. Und inmitten der EU steht Deutschland mit Luxemburg ganz allein: Russlands Präsident Wladimir Putin betreibt eine mit Gewalt und aggressiver Propaganda unterlegte Expansionspolitik und steht bei Kaliningrad schon an der Grenze der Gemeinschaft. Die Türkei verwandelt sich unter Präsident Erdogan in eine Diktatur, freigiebig finanziert mit deutschen und europäischen Hilfsgeldern. Hetzerische "Populisten haben Großbritannien aus der EU getrieben", analysiert der "Spiegel" und er greift in höchster Verwirrung zu einem mehrfach rätselhaften Satz: "In Polen, Ungarn und womöglich auch bald anderswo sind sie schon an der Macht."
Womöglich bald sind sie schon an der Macht. Und jetzt auch noch Donald Trump. Wie soll ein Mensch das ertragen? Eine Kanzlerin erst? Ganz allein im Regierungsbunker, wo bleibt Wenck, wo bleibt der wackere Wittenberger! Tief drunten im kalten Geheimberatungsaal herrscht eine Mischung aus Unglaube und Verzweiflung, nur spärlich kaschiert von harten Ermahnungen in Richtung Washington. Angela Merkel hofft auf Entsatz, immer noch, sie stellt Bedingungen, als stände sie mit ihrer dritten Panzergruppe vor Washington und nicht eine Armee von Trumpisten, Populisten und Rechtsextremisten vor den Türen des Bundestages.
Normal scheint derzeit kaum noch etwas zu sein - Deutschland, das Mündel der USA, belehrt seinen Oheim über demokratische Werte. Die Türkei, ein blutiges Marionettenregime aus moderaten Islamisten, gilt als liebster Grenzschutzpartner Deutschlands. Russlands Präsident Wladimir Putin muss als Verantwortlicher für alles herhalten, was schiefgeht. Und eigentlich gibt es nichts, das es nicht tut.
EU-Politiker wie Martin Schulz wollen die Bedrohungslage nutzen, den europäischen Partnern ein Angstbekenntnis zu entlocken. Elmar Brok, seit Breshnews Zeiten einer der Führer Europas, vergleichen Trump mit anderen blutigen Diktatoren: "Josef Stalin war der erste Einiger Europas", sagt der Mann, der 1980 ins EU-Parlament einzog, als in Washington Ronald Reagan Präsident wurde. "Trump hat in gewisser Weise die Chance, der zweite zu werden", hofft Brok auf Druck von außen, der den inneren Zusammenhalt der EU verstärken könnte. So, wie der Vormarsch von Russen und Westalliierten gegen ende des II. Weltkrieges den Wehrwillen der Deutschen stärkten. "Angst kann zu Einigung führen, und in diesem Fall ist es die Angst davor, dass Amerika nicht mehr da ist."
Der Luxemburger Juncker, das Gesicht all dessen, was Menschen draußen im Lande falsch wahrnehmen von der EU, sieht in den Überlebenskrise der Belagerung durch eine Übermacht an Feinden die Chance, die Europäer, die sich in die Zeiten nicht einmal darauf einigen können, 500 Flüchtlinge quer durch Europa zu verlegen, nun zur Gründung einer europäischen Armee zu treiben. Elmar Brok, der das wehrfähige Alter schon hinter sich hatte, als sein Politikerkollege Breshnew in Afghanistan einmarschierte, ist sofort begeistert dafür gewesen. Eine europäische Armee gäbe auch die Gewissheit, dass stets ortsfremde Soldaten zur Verfügung ständen, um im Ernstfall von Russland aufgepeitschte Wutwähler zur Vernunft zurückzuzwingen.
Zusammengefasst: Der Wahlsieg von Donald Trump löst bei den führenden Politiker Deutschlands Ängste vor Machtverlust aus - sowohl vor einer weiteren Schwächung der EU, deren Ansehen inzwischen selbst unter dem der Deutschen Bahn rangiert. Mit dem Verlust der USA als wichtigstem internationalen Partner droht den Institutionen in Brüssel und Berlin zudem ein Legitimationsvakuum. Bisher haben EU und Bundesregierung auch noch nichts präsentiert, was auch nur ansatzweise als kohärente außenpolitische Agenda bezeichnet werden könnte.
3 Kommentare:
Es ist schlicht und ergreifend der Sinn der Übung, uns als Arschgacken dar - und hinzustellen.
Vor einem Jahr wurde ein dementsprechendes Telefonat im Kanzlerinnenbunker abgehört.
Grossmannssucht, das ist es, was auch in diesem Artikel unterschwellig zum Vorschein kommt, alte deutsche Grossmannssucht. Bitte verabschiedet Euch davon - endlich! Sie hat der Welt und Euren Nachbarn noch nie gut getan und Euren Insassen erst recht nicht. Bitte pflegt Euer gebrechliches Ego auf andere Weise.
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