Als sie antrat, lag Deutschland im Nachglühen der Schröder-Reformen. Angela Merkel, eine gern als "Ostdeutsche" apostrophierte Hamburgerin, stürzte ihren Ziehvater Helmut Kohl mit Hilfe eines FAZ-Artikels, in dem sie, die Zeit ihrer politischen Karriere von seinen auch finanziellen Möglichkeiten profitiert hatte, ihm moralisches Versagen in der CDU-Spendenaffäre vorwarf. Ein Risiko, so frontal gegen das Establishment der Partei anzutreten. Doch die Christenunion suchte nach Heilung. Und wählte Merkel mit 89,5 Prozent als Medizin.
Keine schlechte Wahl, weil es die grundbescheiden auftretende Parteivorsitzende und spätere Kanzlerin vermochte, auf dem Ticket der Schröder-Reformen zu wirtschaftlichem Fortschritt zu reiten. Deutschland wurde vom kranken Mann des Kontinents zur Triebfeder eines bescheidenen Aufschwungs. der sich allerdings, das wurde wenig später klar, vor allem aus der Hoffnung speiste, die exzessive Verschuldung Dutzender neuer EU-Mitgliedsländer werde irgendwann ja wohl doch zu einem selbsttragenden Aufschwung führen.
Zumindest hatte der Kontinent Visionen und die Menschen waren bereit, ihnen zu folgen. Offene Grenzen, Welthandel, Internet, Globalisierung, europäische Einheit, gemeinsame Institutionen. Anfangs sprachen wenige Menschen davon und Politiker gar nicht. Europa, rhetorisch geschickt als Synonym für die zur Staatwerdung entschlossene EU genutzt, war wie ein Naturereignis, das kommen würde, egal, was irgendjemand irgendwo dazu meinte.
Aber es störte ja niemanden. Die Deutschen wie die Franzosen und alle anderen Europäer waren EU-willig, sie sahen die Vorteile eines Zusammengehens in einer Welt, die Anfang des Jahrtausends nur einziges Problem zu haben schien: Ein paar verwirrte Steinzeit-Moslems (damals hießen sie tatsächlich noch Moslems, später erst "Muslime") störten das Paradieswerden der Welt durch ihren Terror.
Die Mitte rückte zusammen, links waren SPD und Grüne, rechts die Union und die FDP. Die alte Welt der alten Bundesrepublik bestand ihre Feuerprobe im permanenten Koalitionswechsel: Rot-Grün, Schwarz-Rot, Schwarz-Gelb. Und das Wachstum wuchs, die Westbindung, der Glaube daran, dass der Abschied von Egozentrismen aller fähig sei, den Wohlstand aller gleichzeitig zu mehren.
Angela Merkel fuhr in diesemBus nicht als Fahrerin, sondern irgendwo vorn auf den Sitz des Stadtbilderklärers. Sie bestimmte nicht den Kurs, vermittelte aber den Eindruck, als wisse sie genau, wo es hingehe. Und bei jedem Halt bestätigte sie, ja, das ist eine planmäßige Haltestelle, genau hier wollten wir alle hin.
Jahr um Jahr blieb sie mit dieser Zaubernummer unumstritten. Während hinter ihr alles zusammenstürzte, was noch zur Jahrtausendwende als unerschütterlich galt, als Essenz dessen, was westliche Gesellschaften sein wollen. Im Rückblick lässt sich die Ära der Kanzlerin Angela Merkel in zwei Phasen einteilen: Die erste sieht sie als Profiteurin der Schröder-Reformen. Die zweite dann als zunehmend fassungsloser agierende Nicht-Reagiererin auf innere und äußere Herausforderungen, die sie, die immer mit Aussitzen gewonnen hat, ihrer Erfahrung gemäß einfach vorübergehen lassen will.
Der Preis dafür ist hoch. Der innere Zusammenhalt ging flöten, sowohl innerhalb Deutschlands als auch innerhalb der EU. Es gibt keinen Preis für Geld mehr, damit auch keine Zinsen und somit keinen Sinn im Versuch, selbstbestimmt und selbstverantwortlich für seine Bedürfnisse zu sparen. Trotzdem bröckelt Europa, weil selbst Nullzinsen für die schwächeren Länder zu hoch sind, als dass sie mit Deutschland konkurrieren könnten.
Das lässt die Gemeinschaftswährung dahinsiechen: Zu Merkels Amtsantritt gab es 1,40 Dollar für einen Euro, auf dem Höhepunkt der "amerikanischen Krise" (Peer Steinbrück) waren es sogar knapp 1,60 Dollar. Mit der dritten Rettung des Euro sank die Kaufkraft der innerlich ausgehöhlten Gemeinschaftswährung auf 1,30.
Als Merkel die Staatsschuldenkrise für beendet erklärte, waren es noch knapp 1,20. Und nun, noch ein Jahr später, steht der Euro bei 1,07 Dollar. Ein Verlust von 33 Prozent internationaler Kaufkraft, das die Gehälter und Vermögen von 550 Millionen Europäern um rund ein Drittel zusammenschrumpeln lassen hat. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt der Eurozone in zehn Jahren um sagenhafte 33 Billionen Euro.
Merkel ist, abgesehen von einigen Hilfsarbeitern wie dem Luxemburger Juncker oder dem an fortgeschrittener Hybris leidenden Spesenritter Martin Schulz die einzige aus dem europäischen Führungskreis, die die gesamte Talfahrt mitverantwortet und bis zum vorläufigen Ende mitgemacht hat.
Zum Dank für ihre verheerende Regierungsbilanz schätzt ihr Volk sie als Mutter der Nation. Zum Dank dafür, dass sie trotz des katastrophalen Abschneidens immerhin an der Macht geblieben ist, wählt ihre Partei sie wieder zur Vorsitzenden. Und Kanzlerkandidatin.
Gemessen an Konrad Adenauer, der mit 73 zum ersten Mal Kanzler wurde und mit 87 abtrat, hat Angela Merkel den Großteil ihrer Amtszeit noch vor sich. Bis 2041 könnte sie amtieren. Hält der Trend des Wertverfalls beim Euro währenddessen an, wäre das Zeit genug, auch die verbliebenen beiden Drittel Restwert zu eliminieren.
Keine schlechte Wahl, weil es die grundbescheiden auftretende Parteivorsitzende und spätere Kanzlerin vermochte, auf dem Ticket der Schröder-Reformen zu wirtschaftlichem Fortschritt zu reiten. Deutschland wurde vom kranken Mann des Kontinents zur Triebfeder eines bescheidenen Aufschwungs. der sich allerdings, das wurde wenig später klar, vor allem aus der Hoffnung speiste, die exzessive Verschuldung Dutzender neuer EU-Mitgliedsländer werde irgendwann ja wohl doch zu einem selbsttragenden Aufschwung führen.
Zumindest hatte der Kontinent Visionen und die Menschen waren bereit, ihnen zu folgen. Offene Grenzen, Welthandel, Internet, Globalisierung, europäische Einheit, gemeinsame Institutionen. Anfangs sprachen wenige Menschen davon und Politiker gar nicht. Europa, rhetorisch geschickt als Synonym für die zur Staatwerdung entschlossene EU genutzt, war wie ein Naturereignis, das kommen würde, egal, was irgendjemand irgendwo dazu meinte.
Aber es störte ja niemanden. Die Deutschen wie die Franzosen und alle anderen Europäer waren EU-willig, sie sahen die Vorteile eines Zusammengehens in einer Welt, die Anfang des Jahrtausends nur einziges Problem zu haben schien: Ein paar verwirrte Steinzeit-Moslems (damals hießen sie tatsächlich noch Moslems, später erst "Muslime") störten das Paradieswerden der Welt durch ihren Terror.
Die Mitte rückte zusammen, links waren SPD und Grüne, rechts die Union und die FDP. Die alte Welt der alten Bundesrepublik bestand ihre Feuerprobe im permanenten Koalitionswechsel: Rot-Grün, Schwarz-Rot, Schwarz-Gelb. Und das Wachstum wuchs, die Westbindung, der Glaube daran, dass der Abschied von Egozentrismen aller fähig sei, den Wohlstand aller gleichzeitig zu mehren.
Angela Merkel fuhr in diesemBus nicht als Fahrerin, sondern irgendwo vorn auf den Sitz des Stadtbilderklärers. Sie bestimmte nicht den Kurs, vermittelte aber den Eindruck, als wisse sie genau, wo es hingehe. Und bei jedem Halt bestätigte sie, ja, das ist eine planmäßige Haltestelle, genau hier wollten wir alle hin.
Jahr um Jahr blieb sie mit dieser Zaubernummer unumstritten. Während hinter ihr alles zusammenstürzte, was noch zur Jahrtausendwende als unerschütterlich galt, als Essenz dessen, was westliche Gesellschaften sein wollen. Im Rückblick lässt sich die Ära der Kanzlerin Angela Merkel in zwei Phasen einteilen: Die erste sieht sie als Profiteurin der Schröder-Reformen. Die zweite dann als zunehmend fassungsloser agierende Nicht-Reagiererin auf innere und äußere Herausforderungen, die sie, die immer mit Aussitzen gewonnen hat, ihrer Erfahrung gemäß einfach vorübergehen lassen will.
Der Preis dafür ist hoch. Der innere Zusammenhalt ging flöten, sowohl innerhalb Deutschlands als auch innerhalb der EU. Es gibt keinen Preis für Geld mehr, damit auch keine Zinsen und somit keinen Sinn im Versuch, selbstbestimmt und selbstverantwortlich für seine Bedürfnisse zu sparen. Trotzdem bröckelt Europa, weil selbst Nullzinsen für die schwächeren Länder zu hoch sind, als dass sie mit Deutschland konkurrieren könnten.
Das lässt die Gemeinschaftswährung dahinsiechen: Zu Merkels Amtsantritt gab es 1,40 Dollar für einen Euro, auf dem Höhepunkt der "amerikanischen Krise" (Peer Steinbrück) waren es sogar knapp 1,60 Dollar. Mit der dritten Rettung des Euro sank die Kaufkraft der innerlich ausgehöhlten Gemeinschaftswährung auf 1,30.
Als Merkel die Staatsschuldenkrise für beendet erklärte, waren es noch knapp 1,20. Und nun, noch ein Jahr später, steht der Euro bei 1,07 Dollar. Ein Verlust von 33 Prozent internationaler Kaufkraft, das die Gehälter und Vermögen von 550 Millionen Europäern um rund ein Drittel zusammenschrumpeln lassen hat. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt der Eurozone in zehn Jahren um sagenhafte 33 Billionen Euro.
Merkel ist, abgesehen von einigen Hilfsarbeitern wie dem Luxemburger Juncker oder dem an fortgeschrittener Hybris leidenden Spesenritter Martin Schulz die einzige aus dem europäischen Führungskreis, die die gesamte Talfahrt mitverantwortet und bis zum vorläufigen Ende mitgemacht hat.
Zum Dank für ihre verheerende Regierungsbilanz schätzt ihr Volk sie als Mutter der Nation. Zum Dank dafür, dass sie trotz des katastrophalen Abschneidens immerhin an der Macht geblieben ist, wählt ihre Partei sie wieder zur Vorsitzenden. Und Kanzlerkandidatin.
Gemessen an Konrad Adenauer, der mit 73 zum ersten Mal Kanzler wurde und mit 87 abtrat, hat Angela Merkel den Großteil ihrer Amtszeit noch vor sich. Bis 2041 könnte sie amtieren. Hält der Trend des Wertverfalls beim Euro währenddessen an, wäre das Zeit genug, auch die verbliebenen beiden Drittel Restwert zu eliminieren.
3 Kommentare:
Satire darf nach Jud' Tucholsky zwar alles. Aber das Ferkel ist alles andere als eine "Versagerin".
ich bitte wie immer darum, von tiernamen abzusehen
So einigen wir uns halt auf Aniola Kazmierczak. Es ist ein eiskaltes Aas, so wie Mildred Ratched.
Letztere ist allerdings, wie Frankenstein, eine literarsche Figur. Dahingegen gab es Dracula tatsächlich, und der wußte ob der gebotenen Rohheit.
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