Freitag, 28. Oktober 2016

NSU: Von der unzerstörbaren DNA zum weltweit einmaligen Meterstab

Fasziniert von der Möglichkeit, dem Bösen nun auch noch das Allerallerallerböseste unterschieben zu können, tanzte die deutsche Presse Besinnungslossamba. „DNA von Böhnhardt an Peggys Leiche gefunden“, brüllte es aus allen Kanälen. NSU-Opferanwälte kündigten neue Beweisanträge an. Politiker forderten, alle unnatürlichen Tode bis zurück zu Ötzi auf Verbindungen zu Beate Zschäpe abzuprüfen. Ein Rechter, der auch jemanden kannte, der aus Jena stammte, hatte auch eine Wochenendhütte in der Nähe des Leichenfundortes.

Es roch nach Dutroux. Steckten Mundlos, Böhnhard und Zschäpe hinter einer Serie von Kindermorden, die noch viel größer und schlimmer ist als alles, was bisher bekannt war? War die Polizei auch auf dem pädophilen Auge blind? Wer hatte hier vertuscht, gezahlt, die Decke geliefert, an der, so stellte sich in der zweiten Berichterstattungswelle heraus, die DNA des Nazi-Mörders gefunden worden war?


Es war eine Aufregung überall, die keinen Platz mehr für Logik oder vernünftige Wahrscheinlichkeitsrechnung ließ. Wenn die Herde zur Stampede übergeht, bleibt der auf der Strecke, der steht und ruft: „15 Jahre im Wald, so lange hält keine DNA!“

Dass sich DNA, die 15 Frühlinge, Sommer, Herbste und Winter im Wald an ein Fetzchen Decke schmiegt, anschließend nicht mehr da wäre, lag so offen auf der Hand, dass niemand auf die Idee kam, die im Mordfall Peggy aufgetauchte DNA-Verbindung zu Uwe Böhnhardt auch nur für einen Moment infrage zu stellen.

Gerade in diesem Fall hat der Kriminalgott schon so viele Wunder gewirkt - warum nicht auch noch eine Genspur, die alle Zeiten überdauert? Wo doch schon Blutspuren der erschossenen Polizistin Kiesewetter auf einem Zellstofftaschentuch in einer blutigen Jogginghose im NSU-Hauptquartier Jahr um Jahr überdauert hatten? Und DNA-Spuren der Nazimörder später auch in einem Clubhaus der Rockergruppe Bandidos auftauchten?

Erstaunlich allerdings die neue Wendung, keine zwei Wochen danach. Nun soll die vermeintlich an der decke in der Nähe von Peggys Leichnam gefundene DNA-Spur Böhnhardts keine echte Spur mehr sein, sondern eine Verunreinigung.

Die Tatortgruppe des Landeskriminalamts Thüringen habe den Treffer versehentlich verursacht, indem sie sowohl im NSU-Wohnmobil als auch bei der Spurensicherung im Fall Peggy denselben Meterstab benutzte. Über den könne eine "Körperzelle Böhnhardts" (Spiegel) an den Fundort des Mädchens übertragen worden sein.

Nach übereinstimmenden Angaben aller Medien, die gerade noch übereinstimmend berichtet hatten, dass Böhnhardt nun im Verdacht stehe, nicht nur ein Mörder, sondern auch ein Kindermörder zu sein, gebe es diesen Meterstab weltweit "nur einmal" (dpa).




6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Stück ist sehr lehrreich, es offenbart einiges über die Plausibilität vieler unserer (? oder besser derer) modernen "Gottesbeweise".

Kurt hat gesagt…

Geschichten die das Leben schreibt, sind kaum überbieten. Ab sofort dürfen wir bei jeder spektakulären Enthüllung fragen, ob mit dem Böhnhardt-Maß gemessen wurde. Oder ob an diesen oder jenen Kriminalfall die Böhnhardt-Elle gelegt wurde. :-)
(Wissenschaftler hatten sich gefreut, dass sie an der Pfeilspitze in Ötzi "Uwe-DNA®" gefunden hatten :-)

PS: Übrigens ist das NSU-Puppenspiel in Chemnitz vom Zensor freigegeben worden und wird ab sofort zur Verunbildung der Jugend eingesetzt.

Gernot hat gesagt…

Aber sie hätten es sein können!

ppq hat gesagt…

und man hätte es geglaubt, wäre man medienmitarbeiter! das ist doch das schöne!

'Wie du mir, so ich dir..' hat gesagt…

Das war doch von Anfang an klar, dass das ein Ulk, ein Fake, eine Lachnummer war...

Mir kam das so vor, wie Geheimdienst West's Eins-Auswisch-Klamotte an die Adresse der Geheimdienst-Ost-Spezi's wegen ihrem 'Versagen' im Fall des weltweit meistgesuchten Terroristen & Flughafen-Fast-Attentäters Jaber AlBakr. Fiel der Böhnhardt-Tropfen nicht 24- 48 Stunden nach der heldenhaften Socken-Forensik und dem unerklärlichen Selbstmord des Selbstmordattentäters?

Sie riefen: "Spring doch!" . . . . . . . . . . . . . . . . .über dieses Stöckchen.
Und die dressierte Journaille & das verblödete Volk sprangen drüber.

@Kurt
"...die Böhnhardt-Elle® angelegt..."
Ha ha..... sehr schöne Sprachschöpfung.

fatalist hat gesagt…

man hat 2 der einmaligen Meterstöcke zwecks Untersuchung an sich genommen, twittert der SWR-Terrorholger.