Donnerstag, 15. September 2016

Wer wird SPD-Wahlverlierer?

Zuletzt hatte auch noch Til Schweiger abgesagt. Aber das war nur eine Pleite der ehemaligen "Arbeiterpartei" (Willy Brandt) SPD auf der Suche nach einem Spitzenkandidaten für den Posten des großen Wahlverlierers der Bundestagswahl im kommenden Herbst. Schweiger zog zurück, nachdem zuvor bereits Parteichef Sigmar Gabriel, der als Wahlverlierer nicht unerfahrene Walter Steinmeier, die Reformerin Andrea Nahles ("Nahlismus") und die vor allem bei Kindern beliebte Manuela Schwesig hatten erkennen lassen, dass sie als Opfer für die nach dem Wahltag nicht zur Verfügung stehen wollen. Hoffnungsträger Martin Schulz, das schlechte Gewissen des Arbeitskreises linke Bürokraten in der SPD, teilte mit, dass er trotz der Terrorgefahr in Brüssel bleiben wolle. Es gebe für ihn kein Zurückweichen für Extremisten.

Doch parteiintern stößt diese Entscheidung der führenden Funktionsträger wie alle Entscheidungen auf Zustimmung und harsche Kritik. Während der marginalisierte Arbeitnehmerflügel die Verantwortung der führenden Genossen einfordert, obwohl auch der tonangebende Linke Ralf Stegner bislang keine Bereitschaft hat erkennen lassen, als Wahlverlierer zur Verfügung stehen zu wollen, bleibt es nach den Worten von Fraktionschef Thomas Oppermann dabei, dass die SPD "keinen Zählkandidaten für eine krachende Niederlage, sondern einen echten Gewinnertypen" suche.

Derzeit, heißt es bei den Mitarbeitern der sogenannten Kampa, liege die Partei mit etwa 10 bis 20 Prozent in den Umfragen gleichauf mit der rechtsdemagogischen AfD. "Wenn jeder unserer Wähler nur noch einen weiteren Wähler mitbringt", glaubt Kampa-Chefin Katarina Barley, "ist eine absolute Mehrheit greifbar."

Zeit genug bleibt den kampferprobten Truppen in Rot, die vielleicht ohne eigenen Wahlverliererkandidaten, aber auf jeden Fall mit einer neuen Strategie in den Bundestagswahlkampf ziehen wollen.

Statt nach Wählern zu suchen, wo sie sind, plant Parteichef Sigmar Gabriel eine tektonische Taktik: Die SPD will die gesamte Mitte mit Hilfe von Fernsehspots, Talkshowauftritten, Twitternachrichten und witzigen Plakaten nach links ziehen. Habe sich die Mehrheit der Wähler erst einmal dort versammelt, so Gabriel, werde sich auch ein Kandidat finden, der die deutsche Sozialdemokratie würdig als Wahlkämpfer vertrete. Je nachdem wie die Umfragewerte sioch entwickeln, könne er das auch selbst sein. "Sind unsere Aussichten gut, hat der Parteichef das erste Wahlörecht", wies Gabriel auf die in der SPD traditionellen Regularien hin.


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