Mittwoch, 24. August 2016

Verstaatlichung: Schritt zurück ins Glück

Marx kehrt über Japan zurück - die EZB muss nun nachziehen.
Nicht ganz hundert Jahre hat es gebraucht, bis Rosa Luxemburgs erleichterter Ausruf von 1918 ein Echo findet im hochentwickelten Kapitalismus. "Nun, Parteigenossen, heute erleben wir den Moment, wo wir sagen können: Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner", hatte die polnische Kommunistin seinerzeit aufgeatmet - ohne zu ahnen, wie lange es noch dauern würde, bis ausgerechnet aus einem weit entfernten Land im Osten der erste Sonnenstrahl eines neuen Sozialismus das unter deutscher Ägide vereinte Europa des Hades-Planes mit seinem goldenen Licht der Zuversicht erhellen würde.

Doch nun ist es soweit. Nachdem alle Versuche, die Wirtschaft mit der Geldkanone auf Wachstumskurs zu bringen, gescheitert sind, plant Japan als erstes Land den nächsten Schritt einer hyperexpansiven Geldpolitik: Japans Notenbank soll Aktien privater Unternehmen kaufen, um die Geldentwertung anzukurbeln.

Ein Schritt, der noch über die derzeitigen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank hinausgeht, die alte Socken, Modeschmuck, gebrauchte Möbel und nicht mehr fahrbereite Pkw vorerst nur als Sicherheit anerkennt, sie aber nicht direkt kauft. Auch die us-amerikanische FED hat sich noch nicht dazu durchgerungen, eine Verstaatlichung bislang privater Unternehmen mit Hilfe neugedruckten Geldes durchzuführen.

Japan prescht nun vor. Schätzungen zufolge wird die Bank of Japan schon in einem Jahr fünf Prozent aller frei gehandelten Aktien Japans besitzen. In weiteren zehn Jahren würde der Staat dann bereits die Mehrheit an den meisten börsennotierten Firmen halten. Der Sozialismus hätte endlich eine neue, stabile Basis, von der aus ein Neuaufbau des vielversprechenden Projekts DDR möglich wäre.

Handeln müsste jetzt nur noch die EZB, indem sie dem Vorbild Japan nacheifert und die derzeit noch in den Händen gewissenloser Imperialisten befindlichen Großunternehmen vom Joch der Kuponschneider befreit. Rosa Luxemburg hat es vorhergesagt: "Natürlich, ernste Theoretiker haben sich nie damit abgegeben, irgendwelchen Termin für den Zusammenbruch des Kapitalismus als verpflichtend und sicher anzugeben; aber ungefähr dachte man sich die Strecke noch sehr lang", argumentierte sie vor 98 Jahren, um zu folgern: "War es nicht im Vergleich zu der Entwicklung der einstigen Klassenkämpfe ein sehr kurzer Zeitabschnitt?"


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