Donnerstag, 30. Juni 2016

EM: Finanziert vom Bösen

Es war als besonderer Witz gedacht, als der Deutsche Fußballbund im letzten Vorbereitungsspiel ein John-Heartfield-Zitat an einer Traverse anbringen ließ: "Millionen stehen hinter uns", ließen die Funktionärer plakatieren - ein gar nicht mal so subtiler Bezug auf eine hitlerkritische Heartfield-Fotomontage für die Arbeiter Illustrierte Zeitung aus dem Jahr 1932. Und wahr: Der DFB hat bei seinem Generalsponsor Mercedes Benz den Begriff "Nationalmannschaft" gegen einige Millionen Euro den neuen Namen "Die Mannschaft" eingetauscht. Mit Henkel, Commerzbank, Rewe und anderen konnten weitere Partner gewonnen werden, denen ein Abglanz des positiven Images der Kicker Millionen wert ist.

Die Deutschland AG findet ihre Entsprechung in der Uefa, die sich für ihre Europameisterschaft gleich eine ganze Reihe von finanzstarken Unternehmen aus quicklebendigen Beispieldemokratien gesucht hat. Neben Turkish Airlines, der staatlichen Fluglinie des Meisterdemokraten Recep Erdogan, dürfen auch der staatliche aserbaidschanische Energiekonzern Socar (State Oil Company of Azerbaijan Republic) und das chinesische Staatsunternehmen Hisense die fröhlichen Ballwechsel der Fußballjugend des Kontinents mit guten Gaben unterstützen.

Drei lupenreine Demokratien als Finanziers des sportlichen Spektakels im Herzen des Friedensnobelpreiskontinents, dazu auch noch der Hyundai&Kia-Konzern von Chung Mong-koo, den die Fifa-Ethikkommission letzten Oktober  für sechs Jahre gesperrt hat.

Neben den beiden unerlässlichen Gesundheitskonzernen Coca Cola und McDonalds und dem VW-Manipulationssoftwarezulieferer Continental stehen der Adidas-Konzern, dessen Verstrickung in die Hoeneß-Affäre bis heute ungeklärt ist, und die Carlsberg-Brauerei, die 2014 vom Kartellamt zu einer Millionenstrafe wegen verbotener Preisabsprachen verurteilt wurde, auf der Liste der sogenannten internationale Sponsoren.

Ein Kreis, der ebenso schillernd wie beeindruckend ist und nur noch übertroffen wird von der Auswahl an nationalen Nebensponsoren. Neben einer Zeitarbeitsfirma, der französischen Post und der gerade streikenden französischen Eisenbahn findet sich unter denen - traditionell auf blauem Grund werbend - auch die gute alte FDJ.

Aber nein, das ist nicht die DDR-Jugendorganisation, obwohl die schon lange nicht mehr verboten ist. Sondern die staatliche französische Lottogesellschaft Française des Jeux, ein Anbieter von Sportwetten. Dessen Werbung in Deutschland verboten ist.




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