Sonntag, 8. Mai 2016

Nachruf: Honecker-Hass bis ins Grab

"Lila Hexe". "Miss-Bildung". "Möchtegernherrscherin". "Eiserne des Ostens". Bis ins Grab weit weg im Exil kriechen der früheren DDR-Bildungsministerin Margot Honecker Hass und Hetze hinterher. Die im Alter von 89 Jahren verstorbene zweite Frau Erich Honecker, die sich in den Jahrzehnten nach dem Machtverlusst als kalte, unbeugsame Verteidigerin der Errungenschaften der DDR inszeniert hatte, fährt unter dem höhnischen Applaus ihrer Gegner ins Grab: Diese Frau ist nicht einmal gestorben, sondern sie war auf einmal "tot" (Focus).

"Zielstrebig, kompromisslos, gefürchtet" (MDR), so war sie. Und deshalb haben auch gute Christenmenschen "keine Tränen für die lila Hexe“ (Bild).

Wer nicht bereut, wer nicht einmal gesteht, dass er geirrt hat. Wer nicht nachgibt. Wer verstockt ist. wer sich nicht entschuldigt, sondern steif behauptet, er habe doch gar niemandem geschadet. Der so handelt, daran besteht kein Zweifel, hat durch sein "Verhalten die moralischen Werte mit Füßen getreten und sich selbst aus unserer Gesellschaft ausgegrenzt. Man sollte ihnen deshalb keine Träne nachweinen".

So nähern sich die Ufer, während Toleranz nur die verdient haben, die und deren Positionen dem Tolerierenden sympathisch sind.

Margot Honecker, die Kinder brach und den Totalitarismus zum Bestandteil des Bildungswesens machte, gehörte nicht dazu. Obwohl die Lehr- und Erziehungsmethoden der gebürtigen Mitteldeutschen letztlich genau das Gegenteil dessen erreichten, was Honeckers erreichen wollten - die in der sozialistischen Schule ausgebildete Generation ging als erste von Bord der Proletarierrepublik, wodurch Margot Honecker quasi zur Pionierin des Zusammenbruchs der DDR wurde - schleicht der Toten kein Dank ins Grab nach.

Margot Honecker habe immer das Schlechte gewollt und dabei sehr viel erreicht, heißt es stattdessen über den Teufel mit den blauen Haaren. "Sie verteidigte bis zuletzt die DDR als das bessere System", prangert die Nachrichtenagentur DPA in ungelenkem Satzbau an. Wer da nicht zweifelt, ob das überhaupt erlaubt ist, an dem tauchen selbst Zweifel auf.

Che ist schick, Castro cool und Lenin sowieso Kult. Onkel Ho und Mao gibt es als T-Shirt, Ulbricht, Stalin und Kim Jong Un werden als Poster, Aufkleber und Kugelschreiber angeboten. Margot dagegen gibt es nur als Knusperriegel. In Tschechien.

Und das hat nun wirklich niemand verdient.





3 Kommentare:

Carl Gustaf hat gesagt…

De mortuis nihil nisi bene!

Anonym hat gesagt…

Margot, grüß' den Erich recht schön von mir.

der sepp
DDR-Gedächtniswart

wolpertinger hat gesagt…

"Wer nicht bereut, wer nicht einmal gesteht, dass er geirrt hat. Wer nicht nachgibt. Wer verstockt ist. wer sich nicht entschuldigt, sondern steif behauptet, er habe doch gar niemandem geschadet."
Wer ist denn jetzt gestorben bzw.plötzlich tot?Die Angela oder doch die Margot?Muß mal beim Lo äh Focus nachfragen.