Vier Jahre wie im Rausch, geradeheraus runter auf der Bahn, die von der Vernunft in den Wahnsinn führt. Die Älteren erinnern sich: 2011, ein Bundespräsident namens Wulff, der noch nicht weiß, dass er bald keiner mehr sein wird. Wulff steht unter Feuer, weil er die falschen Freunde hat. Er hat aber auch die falschen Feinde: Ein Mann aus Dresden etwa bezeichnet die Gattin des ersten Mannes im Land als "Blitzmädel", das ein "Schiffchen auf dem Kopf" habe.
Gut, er meinte das ironisch. Bettina Wulff, später mit einer Google-Affäre um Rotlicht-Gerüchte weltweit bekannt geworden, hatte auf den Treppen vor dem Belluvue-Palast in Berlin eine soziale Geste gezeigt. darüber machte der Sachse sich dann auf Facebook lustig.
Bundespolitik und deutsche Medien konnten gar nicht lachen. Hetze schrie es, Hass entdeckte man. Als der Staatsschutzsenat des Dresdener Landgerichtes eine mündliche Verhandlung anberaumte, um den Facebook-Humoristen stellvertretend für alle abzustrafen, die es wagen, Staatsorgane zu beleidigen - obwohl Bettina Wulff als Präsidentengattin, nun ja, ein Staatsorgan hat, aber natürlich keines ist - jubelte das demokratische Spektrum der Leitmedien: Der Strafrechtsparagraf, der die „Verunglimpfung des Bundespräsidenten“ unter Strafe stelle, sei eine wirklich gute Sache. Dank ihm könne der Staat prima gegen Leute vorgehen, die unserer Demokratie nur schaden wollten.
Die Entdeckung des Humors, der zweifelsohne in der Bezeichnung "Blitzmädel" steckt, brauchte von da an fast fünf Jahre. Dann kam Jan Böhmermann mit seinem Hass-Poem "Schmähkritik". Und auf einmal beschäftigt die ehedem noch im Charlie-Hebdo-Fieber über die Grenzenlosigkeit von Satire einige Nation nur noch eine Frage: Wer will uns unsere Freiheit nehmen? Wer bestimmt die Grenzen von Humor? Darf ein Witz widerlich sein?
„Schiffchen auf dem Kopf“ und „Blitzmädel“ finden sich bis heute nicht im Verzeichnis der verfassungsfeindlichen Formulierungen, gingen aber bei deutschen Medien als plausible Gründe für einen Strafprozess durch. "Ziegenficker" dagegen, ein Wort mit immanentem Beleidigungsgehalt, wird von denselben Leuten mit derselben Energie verteidigt. Satire muss alles dürfen, tönen sie nun, wo es nicht gegen das eigene, sondern ein ausländisches Staatsoberhaupt geht. Hier sind Siege für die Meinungsfreiheit schließlich spielend leicht zu erringen, hier droht einem kein Staatsanwalt, hier darf man sein, was man immer war: Opportunist.
Rechtsstaat von Merkels Gnaden: Der "Spiegel" berichtet, wie Merkel selbst über die Zulässigkeit eines Strafverfahrens gegen Böhmermann entscheidet
Gut, er meinte das ironisch. Bettina Wulff, später mit einer Google-Affäre um Rotlicht-Gerüchte weltweit bekannt geworden, hatte auf den Treppen vor dem Belluvue-Palast in Berlin eine soziale Geste gezeigt. darüber machte der Sachse sich dann auf Facebook lustig.
Bundespolitik und deutsche Medien konnten gar nicht lachen. Hetze schrie es, Hass entdeckte man. Als der Staatsschutzsenat des Dresdener Landgerichtes eine mündliche Verhandlung anberaumte, um den Facebook-Humoristen stellvertretend für alle abzustrafen, die es wagen, Staatsorgane zu beleidigen - obwohl Bettina Wulff als Präsidentengattin, nun ja, ein Staatsorgan hat, aber natürlich keines ist - jubelte das demokratische Spektrum der Leitmedien: Der Strafrechtsparagraf, der die „Verunglimpfung des Bundespräsidenten“ unter Strafe stelle, sei eine wirklich gute Sache. Dank ihm könne der Staat prima gegen Leute vorgehen, die unserer Demokratie nur schaden wollten.
Die Entdeckung des Humors, der zweifelsohne in der Bezeichnung "Blitzmädel" steckt, brauchte von da an fast fünf Jahre. Dann kam Jan Böhmermann mit seinem Hass-Poem "Schmähkritik". Und auf einmal beschäftigt die ehedem noch im Charlie-Hebdo-Fieber über die Grenzenlosigkeit von Satire einige Nation nur noch eine Frage: Wer will uns unsere Freiheit nehmen? Wer bestimmt die Grenzen von Humor? Darf ein Witz widerlich sein?
„Schiffchen auf dem Kopf“ und „Blitzmädel“ finden sich bis heute nicht im Verzeichnis der verfassungsfeindlichen Formulierungen, gingen aber bei deutschen Medien als plausible Gründe für einen Strafprozess durch. "Ziegenficker" dagegen, ein Wort mit immanentem Beleidigungsgehalt, wird von denselben Leuten mit derselben Energie verteidigt. Satire muss alles dürfen, tönen sie nun, wo es nicht gegen das eigene, sondern ein ausländisches Staatsoberhaupt geht. Hier sind Siege für die Meinungsfreiheit schließlich spielend leicht zu erringen, hier droht einem kein Staatsanwalt, hier darf man sein, was man immer war: Opportunist.
Rechtsstaat von Merkels Gnaden: Der "Spiegel" berichtet, wie Merkel selbst über die Zulässigkeit eines Strafverfahrens gegen Böhmermann entscheidet
13 Kommentare:
Auf der braunen Schleimspur zum GröTAZ nach Ankara rutschend ...
Ein Sonett
Der Hosenanzug macht sich schon in diesen,
(Jetzt fehlt nur noch des Gaucklers ernste Mahnung …)
Beschleicht die Deutschen Micheln dumpf die Ahnung:
Es kuschen Zwerge vor den Türken-Riesen.
Ach! Wollen sie (in vollem Ernste!) diesen —
Von Größenwahn verblendet — eitlen Pimpfen
Erlauben, selbst nach Lust und Laun’ zu schimpfen,
Dafür jedoch Satire uns vermiesen?
Vor Racheblitzen des Islam-Faschisten,
Die den Türkei/EU-Beschiß enttarnen,
Erbeben unsre feigen Volksverräter:
Hofieren lieber kriminelle Täter
Von Kurdenmord & Co., statt zu verwarnen …
Elende Schleimer, ihr! Anal-Touristen!
Kürzer:
Oh, Erdogan, oh Erdogan,
Du bist ein wirklich toller Mann.
Der Böhmermann soll in den Knast,
damit Du endlich Ruhe hast !
Giftgaseinsatz ... kein Problem !
Africom ... auch sehr bequem.
Heute weiß der Medien-Mann,
wem er in die Eier treten kann.
Nach oben buckeln, unten treten,
dann roch er Recep an den Klöten.
So etwas ist ein trefflich Schwein
bei uns, da heißt er Jannilein.
ihr seid goethe, kleist und guthrie in einem. wunderbar. ich suche jemanden, der das vertont. das album soll zu pfingsten erscheinen und "#aufschrei2" heißen. irgendwer lust?
Ich sehe hier ernstzhafte Kandidaten für den Max-Zimmering-Preis für politische Dichtung am Werk.
der müsste sowieso mal wieder verliehen werden.
„Schiffchen auf dem Kopf“, „Blitzmädel“ einerseits und "Ziegenficker" andererseits sind ebenso zwei verschiedene Dinge wie nackte Schöne auf einem russischen oder einem deutschen Altar.
Ein bisschen Zwiedenken muss sein - sonst erweist ihr euch als nicht integriert.
habe gerade protokoll von einem bekennenden zoophilien genommen. auch eine interessante sichtweise auf die affäre, das darf ich schon verraten
"ich suche jemanden, der das vertont. das album soll zu pfingsten erscheinen "
Gelesen, nicht gesungen. Ich schlage Manfred Lehmann vor.
DER Max Zimmering? Vom Volk der Kosmopoliten?* Die Jagd nach dem Stiefel: "Sie sind in wat rinjetreten... Pudding war't nich'."
* Was mache ich heute wieder Riches.
Da müssten die Jungs von Rammstein zur Vertonung ran. Und ein ordentlicher Videoclip dazu, mit viel Feuer und Benzin, brennenden Türkenflaggen nebst Führerbärten und so.
@LePenseur,herold
Röösschbeggt.
Gibt doch noch ein paar Dichter und Mitdenker in diesem von der geistigen Pest heimgesuchten Land.
wolpertinger
Lyrik-und Kulturministerium
Wolpi, Du bist zu langsam. Gib' endlich mal Gas! Udo dixit.
Zum Gasgeben bin ich schon zu alt.(kicher)Mein Fahrrad hat leider auch kein Gaspedal.
Kommentar veröffentlichen