Es sind die Folgen einer beispiellosen Entäußerung, die von ganz oben angeordnet wurde. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere selbst hatte nach den Übergriffen der Silvesternacht in Köln angewiesen, die Nationalität von mutmaßlichen Kriminellen öffentlich zu nennen - und wie stets spuren die angeschlossenen Sendeanstalten und Großraumbüros sofort.
Gnadenlos wird nach den Bombenanschlägen von Brüssel die nationale Karte gespielt. Obwohl die Schuld der mutmaßlichen Täter noch lange nicht
zweifelsfrei erwiesen ist, wurden nicht nur ihre Namen und ihre Bilder veröffentlicht, als seien sie bereits angeklagt und verurteilt worden. Nicht wenige Medienhäuser begannen sogar, auf eigene Faust über ihre Nationalität und ihren Aufenthalt in verschiedenen Ländern zu spekulieren: In Deutschland sei einer gewesen, hieß es, in Frankreich und der Türkei auch. Selbst alte Rassetheorien lebten auf: Ein Franzose wurde zum "marokkanischstämmigen" Mitbürger, auch andere Personen mit EU-Staatsbürgerschaft wurde eine sogenannte "Abstammung" aus Nordafrika nachgesagt.
Die Zielrichtung ist klar. Weg mit dem Datenschutz, weg mit der Rücksicht auf Hinterbliebene und leidende Familien, weg mit dem Prinzip, dass jemand Bürger des Staates ist, dessen Bürger er ist. Hetze und Hass haben ein Ventil gefunden, das es der "SZ" erlaubt, ganz im Stil besorgter Bürger von "marokkanisch-stämmigen Dschihadisten" zu flunkern und der FAZ gestattet, die Herkunft von mutmaßlichen Tätern ohne jede Scham auszustellen.
Von der Bundesregierung kommt grünes Licht. "Alles andere wäre Wasser auf die Mühlen all derjenigen, die Politik und Medien bewusste Verzerrung vorwerfen“, behauptet de Maizère, der keine fünf Stunden benötigte, um nach den Bomben von Brüssel eine "europäische Lösung" zur Aufhebung des Datenschutzes für alle EU-Bürger zu fordern.
Jedes Mittel ist recht, Anstrengung zumindest im Interview nachzuweisen. Obwohl der deutsche Pressekodex immer noch empfiehlt, mit der Nennung der Nationalität zurückhaltend umzugehen, weil „die Erwähnung Vorurteile gegen Minderheiten schüren“ könnte, fallen in der ersten Ausnahmesituation nach Köln alle Schranken: Molenbeek ist das neue Tröglitz, Belgien das neue Sachsen.
Vor dem massiven Druck der Quote sind alle seriöse Medien eingeknickt und dazu übergegangen, die Nationalität zu nennen. Selbst die Taz, die früher noch einen Sittenverfall bei Schwesterzeitungen beklagt hatte, spekuliert inzwischen über sich verdichtende Hinweise, dass "die Brüder Ibrahim und Khalid El Bakraoui als zwei der drei Selbstmordattentäter" identifiziert seien.
Der Pressekodex, nach Köln noch ein Papier heftigen Streits, wird im Bombenrausch beerdigt. Oder wie Presseratsreferentin Edda Eick formuliert: „Der Pressekodex verbietet es nicht per se, die Herkunft von Straftätern zu nennen". Das "mutmaßlich" fällt auch hier unter den Tisch.
Gnadenlos wird nach den Bombenanschlägen von Brüssel die nationale Karte gespielt. Obwohl die Schuld der mutmaßlichen Täter noch lange nicht
zweifelsfrei erwiesen ist, wurden nicht nur ihre Namen und ihre Bilder veröffentlicht, als seien sie bereits angeklagt und verurteilt worden. Nicht wenige Medienhäuser begannen sogar, auf eigene Faust über ihre Nationalität und ihren Aufenthalt in verschiedenen Ländern zu spekulieren: In Deutschland sei einer gewesen, hieß es, in Frankreich und der Türkei auch. Selbst alte Rassetheorien lebten auf: Ein Franzose wurde zum "marokkanischstämmigen" Mitbürger, auch andere Personen mit EU-Staatsbürgerschaft wurde eine sogenannte "Abstammung" aus Nordafrika nachgesagt.
Die Zielrichtung ist klar. Weg mit dem Datenschutz, weg mit der Rücksicht auf Hinterbliebene und leidende Familien, weg mit dem Prinzip, dass jemand Bürger des Staates ist, dessen Bürger er ist. Hetze und Hass haben ein Ventil gefunden, das es der "SZ" erlaubt, ganz im Stil besorgter Bürger von "marokkanisch-stämmigen Dschihadisten" zu flunkern und der FAZ gestattet, die Herkunft von mutmaßlichen Tätern ohne jede Scham auszustellen.
Von der Bundesregierung kommt grünes Licht. "Alles andere wäre Wasser auf die Mühlen all derjenigen, die Politik und Medien bewusste Verzerrung vorwerfen“, behauptet de Maizère, der keine fünf Stunden benötigte, um nach den Bomben von Brüssel eine "europäische Lösung" zur Aufhebung des Datenschutzes für alle EU-Bürger zu fordern.
Jedes Mittel ist recht, Anstrengung zumindest im Interview nachzuweisen. Obwohl der deutsche Pressekodex immer noch empfiehlt, mit der Nennung der Nationalität zurückhaltend umzugehen, weil „die Erwähnung Vorurteile gegen Minderheiten schüren“ könnte, fallen in der ersten Ausnahmesituation nach Köln alle Schranken: Molenbeek ist das neue Tröglitz, Belgien das neue Sachsen.
Vor dem massiven Druck der Quote sind alle seriöse Medien eingeknickt und dazu übergegangen, die Nationalität zu nennen. Selbst die Taz, die früher noch einen Sittenverfall bei Schwesterzeitungen beklagt hatte, spekuliert inzwischen über sich verdichtende Hinweise, dass "die Brüder Ibrahim und Khalid El Bakraoui als zwei der drei Selbstmordattentäter" identifiziert seien.
Der Pressekodex, nach Köln noch ein Papier heftigen Streits, wird im Bombenrausch beerdigt. Oder wie Presseratsreferentin Edda Eick formuliert: „Der Pressekodex verbietet es nicht per se, die Herkunft von Straftätern zu nennen". Das "mutmaßlich" fällt auch hier unter den Tisch.
5 Kommentare:
Um das Informationsbedürfnis einmal aus der Sicht eines dummen Michels zu beleuchten, der durch das mediale Trommelfeuer beinahe schon den Verstand verloren hat:
Die "Nationalität" von Straftätern zu nennen, also die die Herkunft von Geburt, die Sippe, oder - um einen veralteten Begriff zu gebrauchen - die rassische Zugehörigkeit, wäre statistisch aufschlußreich zur Widerlegung der Behauptung, daß überdurchschnittliche Häufigkeiten bei Autodiebstahl oder Massenmord an Juden erblich bedingt sind. Oder eben nicht.
Die "Staatsbürgerschaft" von Straftätern zu nennen, also den Staat, dessen steuerzahlender bzw. zuwendungsempfangender Untertan er ist, wäre interessant, weil bei den Ermittlungen und der Strafverfolgung internationale Belange eine Rolle spielen könnten. "Staatsbürgerschaft" und "Nationalität" sind nicht das Gleiche - wußten zumindest alle DDR-Insassen nach einigen Unterrichtsstunden in Staatsbürgerkunde (Nationalität: deutsch, Staatsangehörigkeit: DDR).
Und zuletzt wäre auch die "Religionszugehörigkeit" interessant. Aber nur dann, wenn die Straftat religiös begründet wurde, beispielsweise bei alttestamentarischen Racheakten. Vergleichbar interessant wäre die Mitgliedschaft in politischen Parteien bei Pädophilie, Drogenmißbrauch oder Korruption.
information ist ein zweischenidiges schwert. sie kann immer missbraucht werden. das gilt es zu verhindern
Woher kommt nur all dieser Hass? Ich bin ratlos.
@ppq
Missbrauch von Informationen könnte man vermutlich nur durch stoppen jeglichen Informationsflusses verhindern.Das wäre aber aber sicher nicht in unserem Sinne bzw.dem der Allgemeinheit.Mißbrauch kann man eben mit nahezu allem betreiben.Religion,Wissenschaft,Philosophie,Macht etc. etc.Selbst ein Kuscheltier wird mißbraucht,verbrennt man es etwa vor den Augen seines Kindes.
man könnte es bei informationen aus dem sport- und kulturbereich belassen. das informiert, das amüsiert. und es beruhigt
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