Wieso soll ich eigentlich Zeitungen lesen, um zu erfahren, was auf der Welt vorgeht? Aber ich erfahre ja höchstens, wie man das Geschehene darzustellen beliebt.
Objektivität gibt es nicht. Was die modernen großen Zeitungen treiben, ist doch wohl grotesk. Wenn man mit Redakteuren spricht, welcher Nationalitäit sie auch immer seien, hört man, wie sie alle nur eine Sorge bewegt: Wie mach ich´s, dass die Schreiberei nun mit Bedeutung auch gefällig sei? Wem ...? Das kommt ganz darauf an.
Man muss nur einmal einer Unterhaltung von Nachrichtenmännern beigewohnt haben, die darüber beraten, ob man dieses oder jenes "geben" könne.
Sie denken an alles: an die Wirkung der Nachricht die Börse, auf die Rechte, die Linke, auf das Inland und das Ausland - und sie pflegen gern die Größe dieser Wirkung zu überschäzen - nur auf einen einzigen Gedanken kommen sie überhaupt nicht: dass man die Dinge so schreiben könnte, wie sie sich zugetragen haben also.
Kurt Tucholsky anno 1925 über die Vertrauenskrise der Großmedien
Objektivität gibt es nicht. Was die modernen großen Zeitungen treiben, ist doch wohl grotesk. Wenn man mit Redakteuren spricht, welcher Nationalitäit sie auch immer seien, hört man, wie sie alle nur eine Sorge bewegt: Wie mach ich´s, dass die Schreiberei nun mit Bedeutung auch gefällig sei? Wem ...? Das kommt ganz darauf an.
Man muss nur einmal einer Unterhaltung von Nachrichtenmännern beigewohnt haben, die darüber beraten, ob man dieses oder jenes "geben" könne.
Sie denken an alles: an die Wirkung der Nachricht die Börse, auf die Rechte, die Linke, auf das Inland und das Ausland - und sie pflegen gern die Größe dieser Wirkung zu überschäzen - nur auf einen einzigen Gedanken kommen sie überhaupt nicht: dass man die Dinge so schreiben könnte, wie sie sich zugetragen haben also.
Kurt Tucholsky anno 1925 über die Vertrauenskrise der Großmedien
2 Kommentare:
Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie's lesen.
Tucholski eben!
Etwas wissenschaftlicher formuliert bei Bourdieu:
"Diese interessierte, unablässige Jagd nach dem Ungewöhnlichen kann ebenso politische Auswirkungen zeitigen wie direkte politische Anweisungen oder von Furcht diktierte Selbstzensur. [...] Der Anblick, den eine Vorstadt täglich bietet, ihre Monotonie, ihre Tristesse sagt niemandem etwas, interessiert niemanden, und am wenigsten die Journalisten. Wenn sich die Journalisten wirklich für sie interessieren, wenn sie sie wirklich zeigen wollten, wäre das allerdings auch äußerst schwierig."
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