Fünf Tage brauchten die Silvesterübergriffe von Köln vom Rhein bis zu den Hauptstadtzeitungen, die über eine besondere Nähe zum Kanzleramt verfügen. Im ganzen Land war verspätete Weihnachtsruhe, niemand schrieb, niemand sendete, keiner außerhalb einer eng begrenzten Auswahl von Regionalmedien berichtete. Dafür aber wird das Thema seitdem konsequent gespielt, es wird enthüllt und angeprangert, aufgedeckt und kritisiert.
Getreu dem Glauben, dass die schwindende Leserbasis nur besser erzogen werden muss, versucht es auch die "BZ" aus dem Hause Springer, im Normalfall eine Art Sammlung von Polizeimeldungen für Blaulicht-Fetischisten, mit Anmutungsjournalismus. Besonders einfallsreich: Die Redaktion entwarf zur Abwehr übler Gerüchte, dass auch sie das Antanz-Thema vom Rhein über Tage unter der Decke gehalten habe, ein alternatives Titelblatt. "Angriff der Sex-Horden", steht da und "so würde die BZ aussehen, wenn wir dem Internet vertrauen würden" heißt es zur Erklärung in einem Satz, der mit gleich zwei Konjunktiv-II-Anwendungen zaunpfahlt, wie unvorstellbar das ist.
Die Lehre: Menschen da draußen, seid froh, dass wir nicht über alles berichten. Seid froh, dass wir ausgiebig prüfen, auch mal alle Fünfe gerade sein lassen. Und Dinge, die manchem nicht gefallen würden, auch mal weglassen!
PPQ hat sich, wie immer um ausgewogenste Ausgewogenheit bemüht, die andere Hälfte der Parallelwelt angeschaut. Die, in der die Redaktion der BZ ohne Facebook, Twitter und Blogs leben dürfte und machen könnte,m was sie wollte.
"So würde die BZ aussehen, wenn es kein Social Media gäbe", heißt es auf diesem Titelblatt, leicht abgeändert, um das doppelte "würde" zu vermeiden". Darunter steht die Schlagzeile der BZ, die ohne den Druck aus dem Internet zweifellos "Berlin bibbert im Neujahrsschnee" gelautet hätte.
Vom Schweigen zum Supergau - die deutschen Medien auf Blindfahrt ins Aus
Getreu dem Glauben, dass die schwindende Leserbasis nur besser erzogen werden muss, versucht es auch die "BZ" aus dem Hause Springer, im Normalfall eine Art Sammlung von Polizeimeldungen für Blaulicht-Fetischisten, mit Anmutungsjournalismus. Besonders einfallsreich: Die Redaktion entwarf zur Abwehr übler Gerüchte, dass auch sie das Antanz-Thema vom Rhein über Tage unter der Decke gehalten habe, ein alternatives Titelblatt. "Angriff der Sex-Horden", steht da und "so würde die BZ aussehen, wenn wir dem Internet vertrauen würden" heißt es zur Erklärung in einem Satz, der mit gleich zwei Konjunktiv-II-Anwendungen zaunpfahlt, wie unvorstellbar das ist.
Die Lehre: Menschen da draußen, seid froh, dass wir nicht über alles berichten. Seid froh, dass wir ausgiebig prüfen, auch mal alle Fünfe gerade sein lassen. Und Dinge, die manchem nicht gefallen würden, auch mal weglassen!
PPQ hat sich, wie immer um ausgewogenste Ausgewogenheit bemüht, die andere Hälfte der Parallelwelt angeschaut. Die, in der die Redaktion der BZ ohne Facebook, Twitter und Blogs leben dürfte und machen könnte,m was sie wollte.
"So würde die BZ aussehen, wenn es kein Social Media gäbe", heißt es auf diesem Titelblatt, leicht abgeändert, um das doppelte "würde" zu vermeiden". Darunter steht die Schlagzeile der BZ, die ohne den Druck aus dem Internet zweifellos "Berlin bibbert im Neujahrsschnee" gelautet hätte.
Vom Schweigen zum Supergau - die deutschen Medien auf Blindfahrt ins Aus
6 Kommentare:
Das fällt mir die alte Redensart ein, warum der Teufel seine Großmutter erschlagen hat?
Nun scheint sich auch aus dieser Redensart ein journalistisches Prinzip entwickelt zu haben.
Die Redensart kannte ich noch nicht - warum hätte er? Und wer ist des Teufels Großmutter - Bärbel Lerner Spectre, oder Anette Kahane? Obwohl, die leben ja noch...
Leicht OT - Den "Eulenspiegel" hatte ich mir seit 1969 angetan, als ich noch gar keine Terminalbehaarung aufwies, in den 90ern lief er zur Höchstform auf - Ende 2010 habe ich zum letzten Mal viereinhalb Bernanke-Shekel dafür gelatzt. Aber das Titelbild des letzten diesen toppt alles.
Zonendödel
ja ja - die Presse
Man könnte glauben, die Ereignisse geschähen und glitten ... automatisch in die Zeitung hinüber, von der Wirklichkeit in die Presse, von der Realität in die Wiedergabe. Das ist nicht richtig. Weil die Reproduktion der Wirklichkeit unendlich wichtiger ist als das Geschehnis selbst, so ist die Wirklichkeit seit langem bemüht, sich die Presse vorzuführen, wie sie gern möchte, daß sie aussehe. Der Nachrichtendienst ist das komplizierteste Lügengewebe, das je erfunden worden ist.
Weit entfernt, etwa die Nachrichten von Ereignissen möglichst so wiederzugeben, wie sie geschehen sind, die Wiedergabe also möglichst der Wahrheit anzunähern, ist das Bestreben aller Fachleute darauf gerichtet, die Wiedergabe organisatorisch und pressetechnisch so zu gestalten, daß man sie für die Wahrheit ansieht und daß dabei doch die vielen Interessen von Auftraggebern, Industrien und Parteien gewahrt bleiben.
Der Redakteur ist durchdrungen von dem Axiom, daß man kein Ereignis so, wie es geschehen ist, vermelden könne, und deshalb kommt ihm gar nicht mehr zum Bewußtsein, wie er die Wirklichkeit verfälscht..
schreibt Kurt Tucholsky als Ignaz Wrobel am 13. 10. 1921 in der Weltbühne (Nr. 41, Seite 373)
@finster Bei Welt-Online macht man sich einen Spaß daraus, die "Wahrheit" in zwei gegensaetzliche Versionen zu verwursten, zwischen denen man immer hin- und herspringt, um sie schließlich triumpfierend als Pro und Kontra zu praesentieren.
wunderbar, ich lerne jeden tag dazu
Jetzt ist auch einmal wieder ein wenig Entspannung und Besonnenheit angesagt. Bernd Stromberg weiß Rat mit immergültigen Lebensweiheiten: "Immer locker durch die Hose atmen." - Fällt mit weggegraptschtem Slip ganz leicht...
Kommentar veröffentlichen