Freitag, 4. Dezember 2015

Euro-Kurs: Die zweite Enteignung

Wenn das Brot teurer wird, das Benzin oder gar das Bier, dann merkt der Mensch das. Wenn die Zinsen sinken, bekommt er das eher selten mit, Zinsen sind etwas Irrationales, meist treten sie nur einmal im Jahr auf und für die meisten Menschen sind die Summen, die dann ausgeschüttet werden, auch in Zeiten der zweistelligen Zinshöhen nicht der Rede wert gewesen. Die Zinsen sind nun eben niedrig, seit Jahren. Na, und?

Dass der Staat die niedrigen Zinsen zur größten Vermögensverschiebung aller Zeiten nutzt, weil er seine eigenen Schulden auf Kosten der Sparvermögen seiner Bürger abwertet, sorgt deshalb für keinen Skandal. Geld, das man nicht bekommen wird, ist nicht greifbar. Es wird so wenig als Verlust empfunden wie Freunde, die man nie kennenlernte. Getrost kann Vater Staat die Nummer deshalb seit Jahren durchziehen, niemand widerspricht, niemand stört.

Dabei ist diese erste Enteignung, die Sparer, Lebensversicherte und Rentner erst dann spüren werden, wenn es zu spät ist, nicht einmal alles. Eine zweite Enteignung geschieht parallel zu der durch die Niedrigzinsen verursachten – und sie allein hat die Deutschen in den vergangenen zwölf Monaten nahezu zweitausend Milliarden Euro gekostet – etwa 22.000 Euro pro Bürger.

Und niemand hat es gemerkt. Diesmal, weil das Geld nicht wirklich weg ist, es ist nur weniger wert. Zwischen 35 und 55 Prozent seiner Kaufkraft hat der Euro seit 2008 verloren, allein 35 Prozent seit Anfang 2014. Das Ergebnis: Kostete ein iPhone in der Blütezeit des Euro im deutschen Shop des Herstellers noch weniger als im amerikanischen, zahlt der deutsche Kunde bei einem Umrechnungskurs von 1,06 Dollar je Euro schon 739 Euro, der amerikanische hingegen nur 649 Dollar.

Im Inland ist das kein Effekt, der irgendwen um den Schlaf bringt. Doch tatsächlich bedeutet es, dass die Deutschen mit ihren Vermögen dank des fast 50 Prozent höheren Außenwertes des Euro vor drei Jahren noch zehn Milliarden iPhones hätten kaufen können.

Heute reichte es gerade mal noch zu 6,7 Milliarden.

Der Anfang eines Endes: Euro-Kurs als Menetekel
Wie der Euro schwindsüchtig wurde: Der kurze Sommer der Friedens- und Konjunktureuphorie

Zerohedge sagt alles Notwendige







4 Kommentare:

Gerry hat gesagt…

Dazu gefunden bei Geiernotizen:

"Doch die schlimmsten [Plagen] sind meiner Meinung nach folgende vier: Krieg, Pest, Hungersnot und Münzentwertung. Bei den ersten drei ist das so offensichtlich, daß niemand daran zweifelt. Aber die vierte, welche die Münze betrifft, wird nur von wenigen, sehr verständigen Leuten erkannt, weil sie die Gemeinwesen nicht in einem Ansturm und auf einmal, sondern erst nach und nach und gleichsam unmerklich zugrunderichtet." - Nikolaus Kopernikus

"Die Inflation kommt nicht über uns als ein Fluch oder als tragisches Geschick; sie wird immer durch eine leichtfertige oder sogar verbrecherische Politik hervorgerufen." - Ludwig Ehrhard

Nochmal Kopernikus:
"Das, was Maß sein soll, muß allzeit eine feste und beständige Größe haben, sonst würde die Ordnung des Gemeinwesens zwangsläufig gestört. Denn die Käufer und Verkäufer würden ebenso mannigfach betrogen werden, wie wenn die Elle, der Scheffel oder das Gewicht nicht mehr ihre bestimmte Größe hätten."

Die Strafe für den Verursacher:
"Die Ägypter schlugen denen, die die öffentlichen Maße fälschten, beide Hände ab. Aber kann es eine größere Fälschung geben, als das Geld zu verringern, also auf niederträchtige Art den Leuten ihre Güter zu stehlen?"

Und nicht zuletzt noch ein Zitat aus dem AT für unsere mitlesenden Freunde der jüdischen Kultur:
"Waagschalen des Trugs sind Jahweh ein Greuel, aber ein vollkommener Gewichtsstein findet sein Wohlgefallen." (Spr. 11, 1)

ppq hat gesagt…

das ist eine ansicht, die heute nur noch von wenigen krudisten geteilt wird. verbreiteter und angesehener ist die auffassung, die geldpolitik sei eine art steuerrad, mit dem sich wirtschaft und gesellschaft lenken ließen. motto: die geldpresse schickt keine rechnung!

nun, wir werden sehen

Anonym hat gesagt…

Euro wegsparen.

wolpertinger hat gesagt…

„Die zweite Enteignung“.(der Deutschen natürlich)
Trifft den Nagel auf den Kopf.
Wo bleiben eigentlich die Tittenbilder?Mensch Herold,hilf mir doch mal.Wir sollten eine Lobby gründen.