Sonntag, 29. November 2015

Wie die Angst unsere Furcht besiegt

Großer  Bruder Angst: Die Furcht hat schon lange keine Chance mehr.
Ist es die Angst vor der Angst? Die eigene oder die der anderen? Oder handelt es sich um Furcht? Das Gefühl, da komme etwas, da bedrohlich sein könnte?

In der laufenden deutschen Diskussion ist die Antwort klar: Alles ist Angst, nirgendwo kommt Furcht vor. Fragen stellen sich damit nicht mehr, weil nur Furcht die mentale Reaktion auf reale Bedrohungen meint. Angst hingegen schon im Begriff ausdrückt, dass der, der unter ihr leidet, irrational auf nicht direkt greifbare, zur Not auch eingebildete Bedrohungen reagiert.

Die Festlegung, grundsätzlich von "Angst", nie aber von "Furcht" zu sprechen, ist wegweisend bei der Behandlung der Symptome. Angst kann bekämpft werden, indem der unter ihr Leidende im Glauben bestärkt wird, es gebe gar keinen Grund für seine Gefürchtungen. Furcht hingegen verschwindet am schnellsten, indem ihre Ursache beseitigt wird.

„Furcht entsteht dann, wenn es eine klare Bedrohung gibt – zum Beispiel wenn man das Gefühl hat, die Regierung habe die Lage nicht mehr im Griff“, sagt der Angstforscher Walter Esslinger vom Institut für Psychologie der Universität Tulsa. Angst trete dagegen nur in Deutschland und ausschließlich in Situationen auf, die objektiv keinen Grund für Furcht bieten, etwa wenn jemand allein zuhause ist und ein unbekanntes Geräusch hört. In der Mediensprache wird aber dennoch ausschließlich das Wort „Angst“ für beide Emotionen verwendet. „Die beiden Gefühle unterscheiden sich jedoch deutlich auf der körperlichen, gedanklichen und hirnphysiologischen Ebene“, sagt Esslinger. Angst könne Furcht besiegen, denn Furcht sei nur die kleine Schwester der Angst.

Wie aber Angst machen? Reicht es, zu sagen, dass man Dinge nicht sagen könne, weil sie zuviel Angst machen würden? Ist das aber dann nicht doch wieder Furcht?

Diagnostisch wird bei Angsterkrankungen unter anderem zwischen einer Panikstörung und einer generalisierten Angststörung unterschieden. Bei der Panikstörung steht anfallsartige, mit Herzklopfen, Atemnot, Übelkeit und Schwindel einhergehende Furcht im Vordergrund, die häufig ohne konkreten Auslöser auftritt. Bei der generalisierten Angststörung leiden die Menschen unter ständiger Angst und Besorgnis, zum Beispiel vor Flüchtlingen, Terroristen, Chemtrails, neuen Nazis oder Gentechnik. „Auch hierbei kann es zu starken körperlichen Symptomen wie muskuläre Anspannung, Unruhezustände und Erschöpfbarkeit kommen“, glaubt Esslinger nach wochenlangem Feldstudium in Dresden.

Die Angstforscher der Uni in Arizona wollen den unterschiedlichen Furcht- und Angst-Reaktionen der Deutschen jetzt mit einer Studie genauer auf den Grund gehen. Sie untersuchen, wann den psychischen Erkrankungen Panikstörung und generalisierte Angst die Emotionen Furcht und Angst zu Grunde liegen. Dazu wurde ein Reaktionsexperiment am Computer entwickelt, das genau zwischen den beiden Emotionen unterscheiden kann. Hiervon erhoffen sich die Wissenschaftler Auskunft darüber, wer weshalb besonders anfällig oder aber auch besonders widerstandsfähig gegen Angst- und Furchtauslöser ist.

Die Wissenschaftler suchen für die Studie noch Teilnehmer, die zwischen 18 und 55 Jahren alt sind und aktuell unter einer Panikstörung wegen der offenen Grenzen, einer generalisierten Angststörung in Sachen Zuwanderung oder einer Depression wegen der anhaltenden Pegida-Demonstrationen leiden. Die Untersuchung umfasst eine telefonische Befragung, Fragebögen und Reaktionsexperimente am Bildschirm. Der Termin im Institut für Psychologie der Uni in Tulsa dauert etwa zwei Stunden, die Kosten für den Flug werden erstattet.

testteilnahme@uni-tulsa.gov

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die "Phobie" hat die Angst doch längst überholt. Angst war gestern, Furcht vorgestern.

Anonym hat gesagt…

Wie wird man Angstforscher?

Gernot hat gesagt…

Es ist längst bekannt, dass Lobotomie die Furcht vor dem Ausmendeln des eigenen Volkes durch hergeholte Einwanderer wirkungsvoll beseitigen kann.
Wer lobotomiert ist, lächelt und findet alles gut.

wolpertinger hat gesagt…

Herbert W. Franke:„Das Gedankennetz“.Enthält alles zum Thema Lobotomie.