Experten der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden erklären die ursprüngliche Bedeutung der aktuellen Parolen der Politik in der sogenannten Flüchtlingsdebatte.
Schnellere Abschiebung: Bereits zum Ende des 20. Jahrhundert geläufig, erlebte das Wort um 2003 eine erste Renaissance. Seit dem Beginn der 2015er Flüchtlingskrise eint die NPD-Parole kirchliche Kreise, Konservative und Sozialisten. Dahinter stehen laut GfdS immer völkische und nationalistische Anliegen. Aus Sicht der Kräfte, die wie zuletzt die Pegida-Bewegung und aktuell SPD, CDU und Grüne eine „schnellere Abschiebung“ fordern, ist schneller immer zu langsam.
Sichere Herkunftsländer: Tauchten zum ersten Mitte der 90er Jahre beim sogenannten Parteienkompromiss auf, als der Bundestag mit Zweidrittelmehrheit aller Parteien der heutigen großen Koalition plus FDP (521 zu 132 Stimmen) einen Beschluss fasste, der die Welt insgesamt sicherer werden ließ. Der heutige Gebrauch zielt nach Angaben der Gesellschaft darauf ab, das von Haus aus stets individuelle Recht auf Asyl durch eine Kollektivlösung auszuhebeln, die es Einzelnen unmöglich macht, das grundgesetzlich garantierte Recht wahrzunehmen, um Asyl zu bitten. Die angestrebte Reform finde Befürworter bei Volksvertreter der Parteien, die seinerzeit schon den Parteienkompromiss ausgehandelt hatten. Das Bundesverfassungsgericht hatte das Grundgesetz in dieser Frage bereits 1996 für nicht praktikabel erklärt und Klagen gegen sichere Herkunftsländer abgewiesen.
Wirtschaftsflüchtling: Laut Wörterbuch des Unmenschen ist die Bedeutung "jemand, der sein Land aus wirtschaftlichen Gründen verlässt". Der Begriff war seit dem letzten Aufstand der Anständigen nicht mehr im Gebrauch, unabhängig von seinem Bezug zu einer bestimmten Nation, Kultur oder Religion. Wurde durch "Flüchtling" ersetzt. Erst in letzter Zeit gewinnt es wieder Raum in der öffentlichen Diskussion. Ideologisch besetzt ist das Wort jedoch nach Angaben der Sprachforscher durch die Verwendung in der Wendezeit, als damit Ostdeutsche diskriminiert und Forderungen befeuert wurden, die klare antidemokratische Züge aufwiesen.
Balkanländer: Im Duden bereits 1905 verzeichnet, mit Chancen auf den Titel Unwort des Jahres 2015. Auch hier gibt es laut GfdS einen klaren Bezug zur Sprache des Nationalsozialismus. So sprach Hitler in „Mein Kampf“ vom Ostbund mit den Balkanstaaten unter deutscher Ägide, Joseph Goebbels nahm den Balkan ebenso in den Blick, als Protektorat der Deutschen, das vor einer "Überfremdung" geschützt werden müsse. Heutzutage seien eher andere Gruppen gemeint, das Wort habe sich hartnäckig gehalten – bis hin in die Sozialdemokratie erschalle der Ruf, das schon von Leo Trotzki erkannte „Durcheinander der Völker auf dem Balkan“ mit harter, ordnender Hand zu beruhigen.
Grenzkontrollen: Die Abschaffung der Grenzkontrollen war eine Forderung bei den Montagsdemonstrationen in der DDR, später abgewandelt zu "ohne Visa bis nach Pisa " - im Hinblick auf die Wiedervereinigung nach dem Mauerfall. Später im Schengen-Abkommen aufgegangen, dann aber von Pegida kritisiert und bekämpft, um die Abgrenzung gegenüber Zuwanderern, vor allem solchen muslimischen Glaubens, zu verstärken. Nachdem zahlreiche führende Politiker auf die tumbe Parole eingestiegen waren, wurde der Ruf nach Wiedereinführung zu einer Mehrheitsansicht.
Schnellere Abschiebung: Bereits zum Ende des 20. Jahrhundert geläufig, erlebte das Wort um 2003 eine erste Renaissance. Seit dem Beginn der 2015er Flüchtlingskrise eint die NPD-Parole kirchliche Kreise, Konservative und Sozialisten. Dahinter stehen laut GfdS immer völkische und nationalistische Anliegen. Aus Sicht der Kräfte, die wie zuletzt die Pegida-Bewegung und aktuell SPD, CDU und Grüne eine „schnellere Abschiebung“ fordern, ist schneller immer zu langsam.
Sichere Herkunftsländer: Tauchten zum ersten Mitte der 90er Jahre beim sogenannten Parteienkompromiss auf, als der Bundestag mit Zweidrittelmehrheit aller Parteien der heutigen großen Koalition plus FDP (521 zu 132 Stimmen) einen Beschluss fasste, der die Welt insgesamt sicherer werden ließ. Der heutige Gebrauch zielt nach Angaben der Gesellschaft darauf ab, das von Haus aus stets individuelle Recht auf Asyl durch eine Kollektivlösung auszuhebeln, die es Einzelnen unmöglich macht, das grundgesetzlich garantierte Recht wahrzunehmen, um Asyl zu bitten. Die angestrebte Reform finde Befürworter bei Volksvertreter der Parteien, die seinerzeit schon den Parteienkompromiss ausgehandelt hatten. Das Bundesverfassungsgericht hatte das Grundgesetz in dieser Frage bereits 1996 für nicht praktikabel erklärt und Klagen gegen sichere Herkunftsländer abgewiesen.
Wirtschaftsflüchtling: Laut Wörterbuch des Unmenschen ist die Bedeutung "jemand, der sein Land aus wirtschaftlichen Gründen verlässt". Der Begriff war seit dem letzten Aufstand der Anständigen nicht mehr im Gebrauch, unabhängig von seinem Bezug zu einer bestimmten Nation, Kultur oder Religion. Wurde durch "Flüchtling" ersetzt. Erst in letzter Zeit gewinnt es wieder Raum in der öffentlichen Diskussion. Ideologisch besetzt ist das Wort jedoch nach Angaben der Sprachforscher durch die Verwendung in der Wendezeit, als damit Ostdeutsche diskriminiert und Forderungen befeuert wurden, die klare antidemokratische Züge aufwiesen.
Balkanländer: Im Duden bereits 1905 verzeichnet, mit Chancen auf den Titel Unwort des Jahres 2015. Auch hier gibt es laut GfdS einen klaren Bezug zur Sprache des Nationalsozialismus. So sprach Hitler in „Mein Kampf“ vom Ostbund mit den Balkanstaaten unter deutscher Ägide, Joseph Goebbels nahm den Balkan ebenso in den Blick, als Protektorat der Deutschen, das vor einer "Überfremdung" geschützt werden müsse. Heutzutage seien eher andere Gruppen gemeint, das Wort habe sich hartnäckig gehalten – bis hin in die Sozialdemokratie erschalle der Ruf, das schon von Leo Trotzki erkannte „Durcheinander der Völker auf dem Balkan“ mit harter, ordnender Hand zu beruhigen.
Grenzkontrollen: Die Abschaffung der Grenzkontrollen war eine Forderung bei den Montagsdemonstrationen in der DDR, später abgewandelt zu "ohne Visa bis nach Pisa " - im Hinblick auf die Wiedervereinigung nach dem Mauerfall. Später im Schengen-Abkommen aufgegangen, dann aber von Pegida kritisiert und bekämpft, um die Abgrenzung gegenüber Zuwanderern, vor allem solchen muslimischen Glaubens, zu verstärken. Nachdem zahlreiche führende Politiker auf die tumbe Parole eingestiegen waren, wurde der Ruf nach Wiedereinführung zu einer Mehrheitsansicht.
2 Kommentare:
Wenn sogar Sprachforscher zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen wie 95% der Journalisten und 95% der Politiker, dann muss es einfach wahr sein! Es kann also nicht bloß der Meinungssog sein, den eine um sich selbst rotierende Propagandamaschine erzeugt.
Wenn sogar Rotzlöffel wie das Davidele sich hier ausbreiten können - nebbich...
Kommentar veröffentlichen