Sonntag, 31. Mai 2015

Ein Poem für das progressive Weltfinanzfußballtum

"Ein Weltfußballverband, der nicht geschmiert wird, der läuft doch heiß!", ist eine Binsenweisheit im Ballsportgeschäft. Sepp Blatter, schon länger Chef des Weltfußballverbandes Fifa als die Finanzkrise andauert, weiß das und er lebt dieses Wissen. dennoch hat es in den letzten Tagen Tendenzen gegeben, den quicken 79-Jährigen in Haftung zu nehmen für seine arabien- und russlandfreundliche Haltung, für seine Gaben nach Afrika, seine Versuche, Europas Übermacht im Weltfußball einzudämmen und politische Wünsche nach Boykotten abzuwehren.

Aus dem Freund aller Potentaten wurde binnen weniger Tage das Opfer einer Medienhatz, das in der Endkonsequenz auch noch dafür herhalten muss, die verfassungswidrige Tätigkeit der Geheimdienste zu rechtfertigen.

Doch ist wie stets, wo die Bedrohung wächst, wächst das Wettende auch. Wie damals, als Wladimir Putin vom "Spiegel" berufen ward, dem Bösen ein Gesicht zu geben und Leser von PPQ dem Marginalisierten mit einem kollaboratives Poem namens "Keine Handbreit den Putinisten!" kollektiv beisprangen, regt sich auch diesmal Widerstand in widerspenstigen Reimen.

Während führende deutsche Enthüllungsblätter Viktoria Dümer „Economist“-Artikel aus dem Englischen übersetzen lassen, wird in den Zeilen des Vers-Volkssturms eine "Republik als konditionierter Menschenpark" kenntlich, wie einer der Dichter schreibt. Ist Blatter nun ein Mafiosi? Oder sind die Mafiosi-Rufer Werkzeuge des US-Sportimperiums, das dem Schweizer nie verziehen hat, dass er Adidas statt Nike zum größten Finanzier seiner Organisation ernannte? Ein Gedicht entstand beim Nachdenken, ein Poem wie "ein dialektischer Feldzug im vorpolitischen Raum". PPQ.so dokumentiert das Ergebnis der ersten virtuellen Dichterwerkstatt beim Diskurs-Netzwerk Blogger:

Der Blatter hat sie abserviert,
die ihn vorher,
ganz ungeniert,
korrupt geheißen haben;
seinen Gegner, den Prinz Ali,
der Chancen hatte vorher nie,
den können sie begraben.

Ali, der Potentatensohn,
als Kämpfer gegen Korruption,
war dann doch zu skurril,
der Blatter Sepp, erfolgsverwöhnt,
bekämpfte ihn viril.

Vier weit`re Jahre hat er nun,
zu führ`n den Fußballsport,
es sei denn, FBI & Co.
verfrachten ihn noch fort
in einen finst`ren US-Knast,
wo er dann kann, ganz ohne Hast,
sein Leben still beenden.


Zwischenspiel I

Seppe Blatter, Mann mit großem Herzen

Sepp Blatter hat, man weiß es ja,
ein großes Herz für Afrika
und hat dort viel getan
die Kritiker verspotten ihn,
doch das ficht ihn nicht an.

Die schwarzen Männer und auch Frau`n,
die tun dem Sepp gar sehr vertrauen
und dieser ließ sich auch nicht lumpen
und leerte fleißig manchen Humpen
zu motivier`n die Mächtigen,
in Afrika zu nächtigen,
zu schicken hin an diesen Ort
Südafrika, wo Raub und Mord,
gar grauenvoll grassierten fort,
die besten Spieler gar.

Für Afrika ein Segen war`s,
die Hotels voll und auch die Bars
Miliarden Dollar, Euro, Pfund
halfen nun dort manch armem Hund,
sich aufzurappeln aus dem Township,
zu feiern einmal hip.
Mit Vuvuzela dann fürwahr,
erfreute uns Südafrika,
polierte seinen Ruf.

In hundert Jahren wird man noch
den Sepp hoch leben lassen doch
egal was kleine Kläffer sagen,
der Sepp, der hat sie stets ertragen
und auch besiegt, wenn wieder mal,
sie kämpften an in großer Zahl.

Er lebe hoch, der Blatter Sepp,
und schweigen möge jeder Depp,
der nicht ein Hundertstel erreicht,
was Blatter tat mit einem Streich.


Zwischenspiel II

Sepp Blatter - ein Menschenfreund

Sepp Blatter ist ein Philantrop,
der manchen Euro schon verschob,
auch Dollar, Rubel, Schweizer Franken,
zu schlichten, wo sich Menschen zankten,
im FIFA-Exko schuf er Freude,
dass niemand seine Zeit vergeude,
vergoldete den Aufenthalt,
der Sepp - und hat reichlich bezahlt.

Die FIFA-Mittel sprudelnd flossen,
die Funktionäre habn`s genossen,
den Sepp hoch leben lassen viel
und selbst geprasst - ganz ohne Ziel.
Gelage, Orgien, Nutten dann
ein Korruptionsnetz sich entspann
der Sepp, Menschenfreund ganz und gar,
verzieh stets der Getreuen Schar.

Doch, ach, das Schicksal grausam ist,
schlägt zu, wenn man sich sicher ist,
dass alles wird so weitergeh`n,
wie Sepp hat es klug vorgeseh`n.
Das FBI in seinem Wahn,
von Korruption nicht angetan,
lässt Sepp`s Getreue holen -
sitzen bald ganz froh
im Folterknast in Polen
bei CIA & Co.

Im Zürcher Untersuchungsknast,
da harren sie nun ohne Hast,
ihres Ausflugs nach USA,
wo erwartet sie Obama.
Die nächsten fünfzig Jahre dann,
hält sie die Justiz fest in Bann
in USA, wo Korruption,
im Ausland führt zu der Option,
ganz schnell im Bau zu landen
und werden dort zuschanden.


Carpaccio: Blatters Nachtlied

Der Tag geschafft, es ist schon spät
und ich gewählt,
ach, nur das zählt
die Delegierten war`n vernünftig,
sie wollten, dass es bleibt
so zünftig,
gut finanziert das Ruhekissen,
hintangestellt wird das Gewissen,
dass weitere vier Jahre nun
das Exko treibt sein gutes Tun.

Versorgt wird neben Afrika auch Asien,
Amerika - das Südliche - das mein` ich hier,
nicht USA, wo herrscht das Tier,
der furchtbare Obama-Mann,
mit seinem Auslieferungsbann,
der frech mit seinen Schweizer Schergen
einfach das Exko tat verzwergen.

Vergessen werden wir das nicht
auch wenn es uns an Macht gebricht
die anderen Getreu`n zu schützen,
die doch der FIFA so sehr nützen,
wir werden retten den Verein,
der die FIFA tut redlich sein,
gemeinnützig wie eh und je,
so lang ich, Blatter, ihr vorsteh`.

Und dem perfiden Albion,
das selbst versinkt in Korruption,
werden wir den Verrat nachtragen,
bis schließlich sie Abbitte sagen
und lassen hoch leben den Blatter,
der nährte auch die Albionnatter.
Zuletzt werden sie alle klagen,
ach Sepp, was musstest Du ertragen!


Er lebe hoch, der Blatter Sepp,
und schweigen möge jeder Depp,
die Anderen sind doch viel weich
der Blatter tut´s mit einem Streich.



Korruptions-Skandal

Ein Seppel wurd's nach schwerem Krampf.
Das FBI wollt helfen.
Da machten FIFA-Profis Dampf,
sie müssen Franken schelfen.

Wie immer, wenn der Muselmann
den Ami retten soll,
ergeht alsbald die Frage wann
seh'n wir das Abhörprotokoll?


Zwischenspiel III - Blatters Morgenlied

Blatter erwacht nach seinem Sieg
und denkt sich, ich nun überflieg‘
all jene elenden Mikroben,
die frech in der UEFA toben,
zermalmen werd‘ ich sie und dann
zurechtstutzen, wie ich nur kann,
damit auch für Afrikas Nutzen
dieser Ali wird nicht mehr schmutzen.

Halbieren werd‘ ich ihre Stimmen
und ihre Anführer vertrimmen,
dass niemals mehr an diesem Ort
wird gegen mich führen ein Wort.
Verstummen soll`n sie nun für immer,
obwohl die "Korruption" wird schlimmer,
sei`s d`rum, was "Schmiergeld" wird genannt,
ist Wohlfahrt hier in FIFA-Land.
Belohnen werd` ich die Getreuen
und die, welche den Verrat bereuen.

4 Kommentare:

Kurt hat gesagt…

Grandios! In bester Tradition eines schillernden Göthen! Ich seh das Stück schon auf der Bühne der Stadttheater dieser Welt.

Die Anmerkung hat gesagt…

Genau. Der Kaiser wechselreimt das Stück mit einem Zwnaziger (wedelnd) anläßlich des Triumphmarsches in die Freiheit, wenn Herrn Hoeneß das Tor des Zuchthauses passiert.

Das ganze live auf Phoenix oder zubuchbar auf Sky.

Kein Regietheater der Welt könnte diese Perfomance toppen.

derherold hat gesagt…

Könnte Hoeneß nicht Nachfolger von Blatter werden ?

Die Anmerkung hat gesagt…

Shit, das war ein Zwanziger, mit dem er seine Unschuld bewedeln sollte.