Dienstag, 13. Januar 2015

"Spiegel"-Sprache entzaubert: "Lügenpresse", "Volksverräter", "Überfremdung"

Niemand mag solche Begriffe hören oder gar lesen. Doch der „Spiegel“ benutzt sie dennoch. "Lügenpresse", gerade zum Unwort des Jahres gekürt, "Volksverräter", "Überfremdung": Einige Ausdrücke, die beim Nachrichtenmagazin seit Jahrzehnten zum Standardrepertoire gehören, sind ideologisch vorbelastet - sie finden sich in NS-Gesetzen oder bei Joseph Goebbels. „Spiegel“-Autor Jurek Skrobala hat den – bewussten oder unbewussten - Umgang des "Spiegel" mit einem Sprachschatz untersucht, von dem es sich lohnt, ihn zumindest einmal in Ruhe genauer zu betrachten, um ihn besser zu verstehen: Welche Vorgeschichte haben die Wörter,auf die sich die Reportagen beziehen, die Kommentatoren bemühen, die Spiegel Online als Texte im Netz präsentiert?

"Volksverräter!" hieß es schon 2004 in einem Bericht über General Roméo Dallaire, den Kommandeur der Uno-Truppen in Ruanda. "Volksverräter" war damals Habyarimana, der ein Friedensabkommen unterzeichnete und dafür sterben musste. "Der Begriff 'Volksverräter' ist eine Ableitung von 'Volksverrat'", erklärt Dr. Andrea-Eva Ewels. "Ein Straftatbestand, der sich erstmals in den Gesetzen des Nazi-Systems findet." Ewels ist Sprachwissenschaftlerin und Geschäftsführerin der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Sie befasst sich vor allem mit Sprachpflege und Sprachkritik, hat die Rhetorik des „Spiegel“ analysiert und findet nicht nur im "Volksverrat" einen Beigeschmack, der historisch bedenklich ist.

Neben den "Volksverrätern" steht die "Lügenpresse" im Fokus, seit die Pegida-Proteste das Wort wieder in Mode gebracht haben, das zuletzt zum Standard von DDR-Pressesprechern gehörte, die der „Spiegel“ seinerzeit gern zitierte. Die "Lügenpresse" ist ein Begriff, der schon Anfang des 20. Jahrhunderts benutzt wurde. "Dahinter standen immer völkische oder nationalistische Anliegen, die die Medien angeblich zu verschleiern suchten", sagt Ewels. Zwar sei die "Lügenpresse" keine Erfindung der Nationalsozialisten, wurde aber von ebenjenen erfolgreich als stigmatisierender Ausdruck wiederbelebt.

Joseph Goebbels, Reichspropagandadaleiter der NSDAP und später Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, verwendete den Ausdruck selbst 1932 in einer Rede. Er warf darin der "roten", also politisch linken "Lügenpresse" vor, einen "Verleumdungsfeldzug" gegen die Nationalsozialisten durchzuführen. Der Begriff ist aber nicht nur den Nationalsozialisten zuzuschreiben - in der DDR war von der "kapitalistischen Lügenpresse" die Rede. Fünf Jahre nach Kriegsende war es dann wieder der „Spiegel“, der den Begriff aus der Mottenkiste holte und dem Vergessen entriss.

Auch vor einer "Überfremdung" warnte der „Spiegel“ sehr früh: Im Januar 1949 Deutschlands wurde das Wort im Magazin erstmals benutzt, 1950 dann berichtete das Blatt sogar erstmals über die ständige Angst „sicherheitslüsterner Franzosen in vor teutonischer Überfremdung“. Dabei hat auch dieses Wort eine wenig ruhmreiche Geschichte. 1929 stand es bereits im Duden, also lange vor der Machtübernahme der Nazis, und wurde wenige Jahre später wiederum von Goebbels benutzt. Wie es das Wörterbuch "NS-Deutsch" von Karl-Heinz Brackmann und Renate Birkenhauer definiert, meinte "Überfremdung" im Sinne der Nationalsozialisten ein "zu starkes Eindringen von Nichtdeutschen oder 'Artfremden' in das deutsche Volk".

Goebbels selbst sprach 1933 in seiner Rede zur "Rassenfrage und Weltpropaganda" von der "Überfremdung des deutschen Geisteslebens durch das Judentum", der „Spiegel“ berichtete 1950 von einer französischen Überfremdung - und verlieh dem Wort so eine klar herabwürdigende Prägung. "1993 war 'Überfremdung' sogar Unwort des Jahres, der Begriff hat sich dennoch hartnäckig gehalten", sagt Ewels.

Neben diesen ideologisch gefärbten Begriffen durchzieht die „Spiegel“-Geschichte vor allem das Festhalten an den beiden Slogans „,Spiegel'-Leser wissen mehr" und „Montags ist Spiegel-Tag“. Weil Montag jetzt immer Pegida-Tag ist, hat das Magazin seinen Erscheinungstag nunmehr auf Samstag vorgezogen, dazu gilt der neue Leitspruch „Keine Angst vor der Wahrheit“. Der nimmt wie selbstverständlich Bezug auf das Goebbels-Zitat "Wenn du einmal angefangen hast zu lügen, dann bleibe auch dabei!“.

7 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

ich fand auch, daß den beiden Autoren des Beitrages über die Kampfbegriffe der Illustrierten Ruhm und Ehre zuteil werden mag.

Anonym hat gesagt…

http://www.taz.de/Nach-den-Attentaten-von-Paris/!152712/

"Charlie sein oder nicht sein"

aha - die Gutmensch-PR wird ungemütlich .

....und willst Du nicht mein Charlie sein , dann schlag` ich Dir den Schädel ein .

womit einmal mehr der bolschewistische Charakter von taz und Co bewiesen wäre .

man studiere den Sprachduktus der Bolschewisten genau - jeder sei gewarnt .

der Sepp ,

Reichsschönschriftwart

verstehichnich hat gesagt…

verstehe ich nicht.....analysieren die nun ihre eigenen Vokabeln. oder die der gemeinen Dresdner Volksmenge, oder die, welche die gemeine Dresdner Masse gebraucht, nachdem sie im den vom Amt für politische Bildung gesponserten Politunterricht die alten Nummern des Spiegel gelesen hat....was n nun????

Anonym hat gesagt…

In Lübeck presst man Rüben
in der Rübenpresse

Anonym hat gesagt…

Hetzer Heye bei Phoenix : "alles so viel reicher und spannender in diesem Land geworden "

und die Dame jüdischen Glaubens ( usa ) kümmert sich offenbar um neue Umerziehungsprogramme .

Anonym hat gesagt…

http://www.katholisches.info/2012/02/01/der-schatten-der-freimaurer-uber-dem-elysee-palast/

Anonym hat gesagt…

@ verstehichnicht: "Haben Sie das Zwiedenken vergessen, Winston?"