Wenn in New York, London oder Hamburg ein Verlagshaus gestürmt, mehrere Polizisten getötet und stundenlang geschossen wird, sind traditionell Terroristen am Werk. Geschieht dasselbe dagegen in Russland, dem Kongo oder Syrien, handelt es sich bei den Tätern um "Rebellen". Ein Umstand, der in den vergangenen Tagen und Wochen viele Leser verstört und verunsichert hat, zumal Rebellen mittlerweile auch im Ost-Kongo, auf den Philippinen, in Syrien und in Kolumbien zugange sind, während die bis vor kurzem medial so erfolgreichen Terroristen, Dschihadisten, Salafisten und Islamisten ihre Tätigkeit weitgehend eingestellt oder auf das Videoportal Youtube verlegt haben.
Es ist ein Sprachwunder, was da vor allen Augen, aber völlig unbemerkt geschieht. Wie seinerzeit, als der deutsche Begriff "Moslem" beinahe schlagartig durch das aus dem Englischen importiere "Muslim" ersetzt wurde, sind die bis dahin so erfolgreichen "Terroristen", "Dschihadisten", "Salafisten" und "Islamisten" in den zurückliegenden Wochen nahezu aus den Schlagzeilen verschwunden. Belege finden sich unzählige: Die "Frankfurter Rundschau" etwa bezeichnet "die als brutal geltenden muslimischen" (FR) Abu Sayyaf-Terroristen als "Rebellen", der "Spiegel" macht aus einem Islamistenangriff im Osten des Kongo, bei dem 36 Menschen ermordet werden, eine Aktion von "Rebellen", der staatliche Sender Euronews veredelt die syrische Terrorbande "Märtyrer-des-Islam-Brigade" zu einem Rebellentrupp, der "vergleichsweise moderat" (EN) mordet.
Der Wandel hat unterdessen die gesamte Presselandschaft erfasst, wie ein Blick auf die Grafiken bei Google Trends zeigt. Der "Salafist" wird noch vielgebraucht, allerdings nur, weil Hooligans und Sachsen gegen ihn protestieren. Die anderen Kampfbegriffe des Clashs of Cultures dagegen sind auf dem Rückzug, beiseite gedrängt von einem allumfassenden neuen Rebellentum.
Das bezieht sich nicht mehr auf den ursprünglichen Sinn, einer Ableitung von "rebellis" im Sinne von aufständisch, sondern auf alles, was eine Bombe zünden, eine Waffe tragen und damit auf Zivilisten schießen kann: Der romantische "Rebell", eine Art Sandokhan mit Kalaschnikow oder Makarow-Gewehr, im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar, bezeichnet neuerdings auf positive Weise jemanden, der in der Nachrichtenproduktion tätig ist, indem er Menschen umbringt.
Tut er das nicht in Köln, Kiel, Liverpool, Nizza oder Boston, ist er kein Terrorist, sondern ein "Rebell" im Sinne von Aufständischer oder Widerstands-, wenn nicht sogar Freiheitskämpfer. Wer was ist, definiert sich dabei nicht nach den Methoden oder Zielen der jeweiligen Mordbande. Sondern allein danach, ob deren jeweilige Gegner zugleich Gegner oder Verbündete der Regierungen sind, bei denen die berichterstattenden Medienschaffenden und Medienhäuser ihre Steuern zahlen: Regierungsfeinde in Syrien sind deshalb immer "Rebellen", Terroristen in Russland ebenso, Selbstmordattentäter in Pakistan oder Australien dagegen sind "islamistische" (Spiegel) oder "radikalislamische" (Stern) Taliban, "Terroristen" (n-tv) oder "geistig verwirrte Einzeltäter".
Es ist ein Sprachwunder, was da vor allen Augen, aber völlig unbemerkt geschieht. Wie seinerzeit, als der deutsche Begriff "Moslem" beinahe schlagartig durch das aus dem Englischen importiere "Muslim" ersetzt wurde, sind die bis dahin so erfolgreichen "Terroristen", "Dschihadisten", "Salafisten" und "Islamisten" in den zurückliegenden Wochen nahezu aus den Schlagzeilen verschwunden. Belege finden sich unzählige: Die "Frankfurter Rundschau" etwa bezeichnet "die als brutal geltenden muslimischen" (FR) Abu Sayyaf-Terroristen als "Rebellen", der "Spiegel" macht aus einem Islamistenangriff im Osten des Kongo, bei dem 36 Menschen ermordet werden, eine Aktion von "Rebellen", der staatliche Sender Euronews veredelt die syrische Terrorbande "Märtyrer-des-Islam-Brigade" zu einem Rebellentrupp, der "vergleichsweise moderat" (EN) mordet.
Der Wandel hat unterdessen die gesamte Presselandschaft erfasst, wie ein Blick auf die Grafiken bei Google Trends zeigt. Der "Salafist" wird noch vielgebraucht, allerdings nur, weil Hooligans und Sachsen gegen ihn protestieren. Die anderen Kampfbegriffe des Clashs of Cultures dagegen sind auf dem Rückzug, beiseite gedrängt von einem allumfassenden neuen Rebellentum.
Das bezieht sich nicht mehr auf den ursprünglichen Sinn, einer Ableitung von "rebellis" im Sinne von aufständisch, sondern auf alles, was eine Bombe zünden, eine Waffe tragen und damit auf Zivilisten schießen kann: Der romantische "Rebell", eine Art Sandokhan mit Kalaschnikow oder Makarow-Gewehr, im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar, bezeichnet neuerdings auf positive Weise jemanden, der in der Nachrichtenproduktion tätig ist, indem er Menschen umbringt.
Tut er das nicht in Köln, Kiel, Liverpool, Nizza oder Boston, ist er kein Terrorist, sondern ein "Rebell" im Sinne von Aufständischer oder Widerstands-, wenn nicht sogar Freiheitskämpfer. Wer was ist, definiert sich dabei nicht nach den Methoden oder Zielen der jeweiligen Mordbande. Sondern allein danach, ob deren jeweilige Gegner zugleich Gegner oder Verbündete der Regierungen sind, bei denen die berichterstattenden Medienschaffenden und Medienhäuser ihre Steuern zahlen: Regierungsfeinde in Syrien sind deshalb immer "Rebellen", Terroristen in Russland ebenso, Selbstmordattentäter in Pakistan oder Australien dagegen sind "islamistische" (Spiegel) oder "radikalislamische" (Stern) Taliban, "Terroristen" (n-tv) oder "geistig verwirrte Einzeltäter".
2 Kommentare:
Es wird langweilig, ich weiß.
Aber ist das meine Schuld, dass die Tatschemata immer die gleichen sind?
Auch die Figur des "geistig verwirrten Einzeltäter" ist unseren muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern vorbehalten.
Ist der Verbrecher ein Weißer, Breivik zum Beispiel, da hat sich´s was mit "geistig verwirrtem Einzeltäter".
In diesem Fall ist der ein Handlanger von Sarrazin und Broder, ein Vollstrecker des dem weißen Untermenschentum innewohnenden rassistischen Ausrottungswillens.
Und die Fachleute aller Talkshowinnen und Talkshows sinnieren wochenlang, wie wir die geistigen Brandstifter in den Griff kriegen, ergänzt durch Lehren aus der Geschichte und überhaupt.
das ist mir bei der gelegenheit auch klargeworden. den verwirrten einzeltäter gibt es nur mit einem einzigen glaubensbekenntnis. erstaunlicherweise funktioniert diese strategie zum medialen umgang mit solchen mördern aber hervorragend
und das
immer wieder
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