Donnerstag, 20. November 2014

Rockrebellen auf Rettungskurs


Alle Jahre wieder kommt der Heilige Bob und rettet die Welt. Millionenschwere Sternsinger ziehen dann aus, um der Welt rcht viel Gutes zu tun. Rocker im Weihnachtsmannkostüm, Goldkehlen im Chorgesang. Bono, Sir Bob, die Toten Hosen und der Rest der alten Pop-Zausel. Fast dieselbe Besetzung übrigens wie vor 30 Jahren. Fast dieselben Hilfeempfänger wie vor 30 Jahren. Singen für einen guten Zweck hat  offenbar durchschlagenden Erfolg.

Dabei: Wenn die Beteiligten alle ihre Steuern ordentlich dort zahlen würden, wo sie ihr Geld verdienen, käme wahrscheinlich die zehnfache Summe zusammen als die lausigen acht Millionen Pfund, die bei dem letzten groß in Szene gesetzten Hilfsprogramm überwiesen worden waren.

Denn an Geld mangelt ja nicht, dort, wo die großen Stars sitzen un dihre Visionen von einer gerechteren Welt in Noten drücken. So waren Paul David Hewson alias Bono im Jahr 2006 die ohnehin niedrigen Steuern seiner geliebten irischen Heimat noch zu hoch, so dass er seine unternehmerischen Aktivitäten, die alles in allem 600 Millionen Euro wert sein sollen, ins Steuerparadies Niederlande verlegte. Dort sind sogenannte Lizensierungsmodelle beliebt, die nicht nur für U2, sondern auch für die von U2-Sänger Bono aufgrund ihrer skrupellosen Gewinnmaximierung so furchtlos angeprangerten Konzerne wie Starbucks oder Exxon von Interesse sind.

Jeder Popstar ist ein Konzern, ein mittelständischer zumindest. Auch er handelt ökonomisch:  Gary Barlow von Take That wird auf der weiß-roten Bühne britischer Trash-Dash-Unterhaltung von der Queen geadelt, schmachtet ihr zum diamantenen Jubiläum ein Liedchen - und trickst sie hintenherum aus, indem er seiner Steuerpflicht aus einem insgesamt 26 Millionen Pfund großen Investitionsplan mit dem schönen Namen Icebreaker Management nicht nachkommt. Auch sein älterer Kollege George Michael soll Teil der prominent besetzten Truppe eines 1,2 Milliarden Pfund großen "Tax-Umgehungs-Plans" gewesen sein und via Mercury Tax Group rund sechs Millionen Pfund an der heimatlichen Steuer vorbeigeschmuggelt haben.

Allein sind die früheren Teenie-Stars damit nicht, auch das Steuerzahlen ist es nicht allein, das die Retter von der Rockgestalt zu traurigen Heuchlern macht. Gordon Matthew Thomas Sumner alias Sting, ein ausgewiesener Regenwald-Retter, schafft es glatt, für seine Auftritte in aller Welt Flugzeuge vom größten Boeing-Typ zu mieten, um sein Equipment herumtransportieren zu lassen - und damit den ökologischen Fußabdruck eines gesamten Kampfgeschwaders der Air Force zu hinterlassen.

Als sei das alles nicht wahr, schwabbeln die deutschen Troubadoure nun unter ihren Schlapphüten neue, alte Schmachtfetzen hervor. Lindenberg, immer gut bewaffnet, wie inzwischen bekannt ist, Gröledingsbums, der ein neues Werk zu promoten hat, die Ex-Punks von den Toten Hosen, die neuerdings eine "echte Steuer gegen Armut" fordern.

Steuern kann man nicht genug haben, so lange andere sie zahlen müssen. Mitglieder der Frege-Familie sollen sich ja mit der Abwicklung der Lehman-Pleite eine goldene Nase verdient haben.

*Ein Gastbeitrag von Fazke

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