Donnerstag, 2. Oktober 2014

Vom Papst zum Populisten

Verschwörungstheorien, Demokratiefeindlichkeit, Himmel, Hölle, Leben im Jenseits: Papst Franziskus glaubt, die Welt müsse vom Bösen erlöst werden und in der Kirche gäbe es keine Pädophilen - jetzt hat der Chef der tritt der selbsternannten "Katholischen Kirche" die Eltern des ermordeten US-Reporters James Foley angerufen, und sie hämisch für ihren "starken Glauben" gelobt. Grund für den "Spiegel", mit Franziskus abzurechnen. PPQ dokumentiert den Text von Georg Diez, mit dem der Mann im Vatikan aus der bürgerlichen Gesellschaft ausgeschlossen wird.

Papst Franziskus ist ein Erweckungs-Säusler mit einem gläubig-treuen Millionenpublikum; er ist auch, wie sich jetzt herausgestellt hat, ein politischer Irrläufer, der für neue rechte Überzeugungen steht.

Hinter all dem Schmuse-Schmarrn, der seine Predigten und Traktate schon immer schwer erträglich gemacht hat, hinter all dem Gottes-Gewimmer, das in atheistischen Zeiten schon als Glauben durchgeht, hinter all dem Ich-spreche-wie-Deutsche-sich-einen Papst-vorstellen-Klimbim steckt ein Mensch, der sich aus seinen Ressentiments eine Weltanschauung gezimmert hat. Bei dieser werden Verschwörungstheorien, Demokratiefeindlichkeit, Nationalismus, angebliche Höllen und Vorhöllen für ungeborene Kinder, Antimodernismus, Antikapitalismus und Friedensgeraune zu einer dunklen Suppe verrührt, wie sie auf den neurechts-gekaperten Montagsdemonstrationen seit Monaten serviert wird.

Da steht er bei einer dieser Demonstrationen auf dem Petersplatz inmitten einer Menge, die seinen seit 2000 Jahren mit keinem Beleg unterfütterten Glauben kritiklos teilt, und philosophiert so vor sich hin: "Gott will nicht ein vom Menschen gebautes Haus, sondern er wünscht sich die Treue zu seinem Wort, zu seinem Plan", sagt er, und "Christus! Hüten wir Christus in unserem Leben, um die anderen zu behüten, um die Schöpfung zu bewahren!", sagt er auch.

Das sind die Gedanken und Codes, die in der alten Bundesrepublik in rechten Kreisen herumgereicht wurden, das ist der Lackmus-Test für politische Dummheit, der heute noch gilt: Ist der Mensch selbstbestimmt und frei? Oder ist er Diener eines Götzen und "verfügbar für dessen Plan, dem er den eigenen unterordnet", wie Franziskus empfiehlt?

Es ist das Denken, das die sogenannten "Reichsbürger" seit einiger Zeit verbreiten, es ist etwas, das sich Papst Franziskus nicht gerade erst ausgedacht hat. Schon vor seinem Amtsantritt platzte es aus ihm heraus, immer wieder, in Predigten und Interviews: Er propagierte Armut, Enthaltsamkeit und das Ideal bedingungsloser Gleichheit und lenkte den Blick immer wieder kritisch auf Konsum, Kapitalismus und das Geld. "Es tut mir weh, wenn ich einen Priester oder eine Nonne in einem nagelneuen Auto sehe. So etwas geht nicht", glaubt er. Die Weigerung der Kirche, Neuwagen zu kaufen, helfe auch den Mitarbeitern der Autofabriken, in gottgewollter Armut zu verharren.

Kritik regt sich nicht an den antikapitalistischen Positionen des Stellvertreters eines Gottes auf Erden, dessen Existenz bis heute nicht nachgewiesen werden konnte. Selbst als Franziskus in einer Art Brandrede, in der er das Wirtschafts- und Finanzsystem grundlegend infrage stellte, zur Verstaatlichung und zur Abschaffung der "Autonomie der Märkte" aufrief, waren die Angestellten des konfliktfreien öffentlich-rechtlichen Rundfunks nur erschrocken. Widerworte aber blieben aus - vermutlich aus Angst vor den Fernsehräten, die zu großen Teilen mit Gefolgsleuten des Propagandisten einer Abschaffung von Markt, Wettbewerb und Leistungsprinzip besetzt sind.

Stattdessen machten die Anstalten weiter mit ihrem gedankenbefreiten Dauergeplauder - aber um solche Finessen geht es jemandem wie Papst Franziskus eh nicht: Er ist unterwegs mit seiner Mission, und die richtet sich, im Gleichklang mit den "Reichsbürgern", gegen Deutschland in seiner gegenwärtigen Form und Gestalt.
„Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen“, heißt es schon 2013 in der "Regierungserklärung" von Franziskus, der zudem seiner Überzeugung Ausdruck verleiht: "Diese Wirtschaft tötet".

Kein Wunder, dass zum Beispiel ein Video des Linken Oscar Lafontaine ebenso wie zahlreiche andere der Wohlstandskritiker von Attac die antimodernistischen, antizivilisatorischen und antisemitischen Klischees aufgreifen, die Franziskus immer wieder durchbuchstabiert - die Message ist angekommen.

Und so ist Papst Franziskus eben auch ein Beispiel dafür, wie sich Gedanken des christlichen und sonstigen Fundamentalismus in den Mainstream schleichen und wie sie sich dort verbreiten: "Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben", formulierte er im Gleichklang mit den obskuren "Montagsdemonstranten", die die führenden Volkswirtschaften der Welt genau wie verdächtigen, "ihre Bilanzen mit der Produktion und dem Verkauf von Waffen" (Franziskus) zu sanieren.

"Sie opferten den Menschen dem Idol des Geldes", so geht es weiter in einer Mischung aus Homophobie und Heilsfantasien, aus Erlösungssehnsucht und dem Furor des Kleinbürgers. "Wir alle sind gerufen, arm zu sein, uns von uns selbst zu entäußern", fordert er. Und niemand widerspricht.

5 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

Ach lass' mal gut sein, es wird sich schon das eine oder andere Wunder finden ihn selig oder so zu sprechen...

Anonym hat gesagt…

Bewundernswert der Mut von Diez. Den Pabst , den alten Kopfabschneider, entlarven. Den Mut muss man in diesen Zeiten erstmal haben. Und das in einer Sprache die einen westlich gebildeten Menschen zruücklässt wie einen Hetero nach zwei Stunden im Darkroom. Jetzt könnte man natürlich im Pirincci-Deutsch diagnostizieren, dass Diez ein kleiner schweinischer, feiger Irrer ist, der einfach nicht an andere Menschen egal welchen Geschlechts zwecks Triebabfuhr kommt - aber das gehört sich hier nicht. Vom Diez-Mut zum ökonomischen Desaster bei Spiegel und Faz usw. Ich stelle mir den Diez nach der Insolvenz von Spiegel und FAZ und Zeit als Redakteur mit besonderer Begabung für Oralverkehr gegenüber Vorgesetzten im Rahmen einen Organisation vor, die eine Informationsabgabe, analog zur Demokratieabgabe des Kämpfers Schönborn, erhebt. Und wenn ich als Vorgesetzer in den kommenden Zeiten auf dem Klo sitze und "Fertig" rufe, dann kommt Diez und kämpft mit der Zunge gegen den Faschismus. Auf dem Weg dahin sollten wir alle dafür kämpfen , dass Diez viel Platz im Print-SPIEGEL bekommt- Dann geht es schneller.

Gernot hat gesagt…

`um die Schöpfung zu bewahren!"´
- ein rechter Standpunkt also. Demnach wäre die Zerstörung der Schöpfung (betrachte man sie nun teleologisch oder teleonomisch) linkes Ziel.
Da fehlen mir die Worte.

Anonym hat gesagt…

Es schrieb im Schweinekurier der senile Hanswurst Heini Geißler: "Endlich kein Brimborium mehr". Gemeint war, daß dieser jesuitische Peronist, oder peronistische Jesuit, einen auf Franz von Assisi light macht, und des äußeren Prunkes z.T. enträt. Gerade DAS aber nenne ich "Brimborium"! Was denn sonst?
---
-- Hildesvin --

Anonym hat gesagt…

@ Hildesvin

Doppelplusgut!! Der verhausschweinte Herz-Jesu-Marxist hält sein piefige kleinbürgerliche Gemütlichkeit auch noch für evangelische Armut, mal sehn was der Heilige Franz dem HEern rät, wenn die reuelosen Sünder ans Himmeltor klopfen.