Was ist dran an jener kriminalitätsfördernden „Dunkelheit“, die immer wieder gern durch die Politik geistert, Schlagzeilen macht und Wissenschaftler beschäftigt? Nicht viel, wenn man sich die Zahlen ansieht. Der Münsteraner Lichtforscher Christian Saalburg, der seine Doktorarbeit über die Zusammenhänge von Dunkelheit und Kriminalität geschrieben hat, kommt in einem soeben veröffentlichten Gutachten für den Mediendienst Erleuchtung zu dem Schluss, dass Dunkelheit „insgesamt eher nicht vermehrt zu Straftaten“ führe.
Nachts würden in den letzten Jahren immer seltener Straftaten aktenkundig, wobei es einen „besonders deutlichen Rückgang“ bei den nächtlichen Gewalttaten gebe. Einzige Ausnahme seien die Intensivtäter, die Tag und Nacht tätig werden. Während normale Überfälle nur zu 3,3 Prozent bei Tage stattfinden, stammten bei einer Befragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen von 2009 81,4 Prozent der Taten aus nächtlichen Aktivitäten. Aber auch die Raten der Taten bei Dämmerung lagen höher.
Insgesamt allerdings hat sich die Zahl der bei Dunkelheit begangenen Gewalttaten zwischen 2005 und 2013 glatt halbiert, von 10.406 auf 5.837. Auch wenn die klimatologische Entwicklung herausgerechnet wird – durch die Klimakatastrophe gibt es mehr Tageslicht in Deutschland – ist der Rückgang noch deutlich: Demnach ist in jenen acht Jahren die Nacht insgesamt sicherer geworden, obwohl die Tage im Sommer kürzer sind.
Warum die Wirklichkeit dennoch anders wahrgenommen wird als die Zahlen hergeben, erklärt Saalburg sowohl mit Medienmechanismen als auch mit Logiken, die die Kriminalitätsstatistiken verfälschen. Die Medien, „für die meisten Menschen die Hauptinformationsquelle zum Thema Kriminalität“, interessierten sich vor allem für spektakuläre Fälle, vor allem, wenn sie nachts geschehen. Die machten zwar nur einen „sehr kleinen Teil der Gesamtkriminalität“ aus, bestimmten aber so die Wahrnehmung – mit der Folge, dass sie „massiv überschätzt“ werde. Die Kriminalitätsstatistiken geraten, so Saalburg, gleich durch mehrere Faktoren in Schieflage: Erstens unterschieden die meisten dieser Statistiken nur zwischen Tag- und Nachttaten, sagten also nichts über die wirklichen Helligkeitswerte aus. So könnten mondklare Nächte durchaus mal heller sein als regentrübe Wintertage, das aber fließe nicht in die Statistik ein.
Und vieles aus der offiziell registrierten „Nachtkriminalität“ habe auch gar nichts mit der Dunkelheit an sich zu tun, da es in erleuchteten innerstädtischen Gebieten passiere: Zwanzig Prozent der 2012 erfassten Taten geschahen in beleuchteten Fußgängerzonen, in beleuchteten Supermärkten und vor Bankautomaten, die sehr gut ausgeleuchtet waren. Außerdem verzeichnen die Statistiken auch Verstöße, die bei Tag gar nicht erst begangen werden können, wie etwas das Fahren ohne Licht.
Als wesentlichen Faktor nennt Walburg auch, wie Zeugen und Opfer von Kriminalität sich verhalten: „Auf Opferbefragungen beruhende Analysen zeigen mittlerweile recht einhellig, dass die Entscheidung über eine Strafanzeige in beträchtlichem Maße auch durch die Tageszeit bestimmt wird.“ Ist es dunkel, ist die Angst groß, so Saalburg, also gingen die Opfer eher zur Polizei. Die offiziell registrierte Kriminalität gebe auch deswegen wenig Aufschluss darüber, „ob delinquentes Verhalten bei Nacht tatsächlich weiter verbreitet ist als bei Tag, oder ob es lediglich häufiger entdeckt, angezeigt und von den Strafverfolgungsbehörden erfasst, das heißt kriminalisiert wird“.
Nachts würden in den letzten Jahren immer seltener Straftaten aktenkundig, wobei es einen „besonders deutlichen Rückgang“ bei den nächtlichen Gewalttaten gebe. Einzige Ausnahme seien die Intensivtäter, die Tag und Nacht tätig werden. Während normale Überfälle nur zu 3,3 Prozent bei Tage stattfinden, stammten bei einer Befragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen von 2009 81,4 Prozent der Taten aus nächtlichen Aktivitäten. Aber auch die Raten der Taten bei Dämmerung lagen höher.
Insgesamt allerdings hat sich die Zahl der bei Dunkelheit begangenen Gewalttaten zwischen 2005 und 2013 glatt halbiert, von 10.406 auf 5.837. Auch wenn die klimatologische Entwicklung herausgerechnet wird – durch die Klimakatastrophe gibt es mehr Tageslicht in Deutschland – ist der Rückgang noch deutlich: Demnach ist in jenen acht Jahren die Nacht insgesamt sicherer geworden, obwohl die Tage im Sommer kürzer sind.
Warum die Wirklichkeit dennoch anders wahrgenommen wird als die Zahlen hergeben, erklärt Saalburg sowohl mit Medienmechanismen als auch mit Logiken, die die Kriminalitätsstatistiken verfälschen. Die Medien, „für die meisten Menschen die Hauptinformationsquelle zum Thema Kriminalität“, interessierten sich vor allem für spektakuläre Fälle, vor allem, wenn sie nachts geschehen. Die machten zwar nur einen „sehr kleinen Teil der Gesamtkriminalität“ aus, bestimmten aber so die Wahrnehmung – mit der Folge, dass sie „massiv überschätzt“ werde. Die Kriminalitätsstatistiken geraten, so Saalburg, gleich durch mehrere Faktoren in Schieflage: Erstens unterschieden die meisten dieser Statistiken nur zwischen Tag- und Nachttaten, sagten also nichts über die wirklichen Helligkeitswerte aus. So könnten mondklare Nächte durchaus mal heller sein als regentrübe Wintertage, das aber fließe nicht in die Statistik ein.
Und vieles aus der offiziell registrierten „Nachtkriminalität“ habe auch gar nichts mit der Dunkelheit an sich zu tun, da es in erleuchteten innerstädtischen Gebieten passiere: Zwanzig Prozent der 2012 erfassten Taten geschahen in beleuchteten Fußgängerzonen, in beleuchteten Supermärkten und vor Bankautomaten, die sehr gut ausgeleuchtet waren. Außerdem verzeichnen die Statistiken auch Verstöße, die bei Tag gar nicht erst begangen werden können, wie etwas das Fahren ohne Licht.
Als wesentlichen Faktor nennt Walburg auch, wie Zeugen und Opfer von Kriminalität sich verhalten: „Auf Opferbefragungen beruhende Analysen zeigen mittlerweile recht einhellig, dass die Entscheidung über eine Strafanzeige in beträchtlichem Maße auch durch die Tageszeit bestimmt wird.“ Ist es dunkel, ist die Angst groß, so Saalburg, also gingen die Opfer eher zur Polizei. Die offiziell registrierte Kriminalität gebe auch deswegen wenig Aufschluss darüber, „ob delinquentes Verhalten bei Nacht tatsächlich weiter verbreitet ist als bei Tag, oder ob es lediglich häufiger entdeckt, angezeigt und von den Strafverfolgungsbehörden erfasst, das heißt kriminalisiert wird“.
10 Kommentare:
Lasse mir ja einiges an Blödsinn bieten, in unserer heutigen in Schwachsinn versinkenden Zeit, indessen solch einen groben Dummfug habe ich schon lange nicht mehr gelesen, Zitat:
"Auch wenn die klimatologische Entwicklung herausgerechnet wird – durch die >>>Klimakatastrophe gibt es mehr Tageslicht in Deutschland<<< – ist der Rückgang noch deutlich: Demnach ist in jenen acht Jahren die Nacht insgesamt sicherer geworden, obwohl >>>die Tage immer Sommer kürzer sind<<<.
Oha, ein anonymer Ironieresistenter.
Oha, einer der den Inhalt des anonymen Kommentars nicht verstanden hat :)
"wie etwas das Fahren ohne Licht."
Was fabuliert der Walburg da? Die Kriminalstatistik umfasst keine Verkehrsordnungwidrigkeiten.
orwell, diese leute immer noch am unterhaltsamsten. @gernot: das scheint mit nur der versuch einer einordnung zu sein, war im original so ähnlich, deshalb wurde es im einklang mit dem leistungsschutzrecht auch so übernommen. eine richtige erklärung habe ich nicht, klick auf den link ganz vorn, vielleicht kommst du auf eine.
@An all die mega-schlauinskischen Meta-Kommentatowskis
Die PPQ-sche Ironie ist mir durchaus nicht entgangen. Nur ist sie dennoch eine Paraphrasierung der tatsächlich grassierenden Debislismen. –Ergo war mein Kommentar nicht direktemangly auf diesen Text gemünzt, sondern auf seine „Original-Credos“.
"Mord" ist ethnologisch, nä, entomologisch, nä, wieder falsch, entymologisch mit "Nacht" verwandt - jedenfalls bei den Germanen. Mord war hinterfotzig - den "Vogel" schreibt man stets mit "V" - Totschlag war in Ordnung, so lange ich es am Tag erledigt und mich dazu bekannt habe bis Sonnenuntergang. Dann hatte ich nicht die Acht, sondern nur die Blutrache am Hacken. Allerdings konnte das mit Wergeld erledigt werden: Das Wergeld für einen TAZ-Leser möchte ich mit fünf Bernanke-Schekel ansetzen. Für einen Büttel mit fünfzehn, für einen SEK-Büttel mit dreißig...
@Orwell: Ist möglich. Es ist aber auch nicht immer einfach, fremden Gedankenpirouetten zu folgen. Die eigenen sind schon schwierig genug. Fazit: Mehr lesen, noch weniger schreiben.
Noch mehr keine Nachtkriminalität
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