Die Gefahr ist immerdar, sie wird stets unterschätzt und greift doch unablässig nach der Mitte der Gesellschaft. Mehr als 80 Jahre nach Hitlers Machtergreifung spricht der Rechtsextremismusexperte Martin Hörig über Konzertumsätze, klassische Bückware und den hohen szenestabilisierenden Effekt, den eine regelrechte Kultur rechts-extremistischer Kulturleistungen auf eine Gesellschaft haben, der Hitler wie Göring, Goebbels und von Schirach als Unterhaltungsangebote gelten.
Hörig studierte als junger Mann in Wien Entwicklung praxisorientierter Handlungsstrategien und zivilgesellschaftliches Netzwerken, der 50-Jährige arbeitet heute als Referent für die Geschäftsstelle des Bündnisses für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) in Berlin und berät das Fachgebiet Extremismus und Demokratie beim Bundesblogampelamt im mecklenburgischen Warin.
PPQ: Herr Hörig, wie behauptet sich rechtsradikales Gedankengut heute in der Kulturszene?
Hörig: Man kann sagen ausgezeichnet. Das Angebot ist breit, da ist fast jeder Stil dabei. Und das Publikum kommt nicht mehr nur aus Kreisen harter Rechter, sondern es reicht bis in die Mitte der Gesellschaft. Das braune Weltbild wird sowohl in Form von Volksmusikliedern als auch in HipHop-Songs und Black-Metal-Stücken transportiert, auch ARD, ZDF und n-tv beteiligen sich willig. Hitler ist ein Grundbaustein der Fernsehunterhaltung. Bei Konzerten dominiert aber eindeutig lauter Rechtsrock, der aggressive Töne mit rassistischen Texten verbindet.
PPQ: Mit Hass lässt sich offenkundig Geld machen. Wie viel verdienen die Beteiligten mit Musik?
Hörig: Das lässt sich nicht auf Heller und Cent beziffern, aber seit den 90er Jahren hat sich in Deutschland eine Musik- und Vertriebsstruktur etabliert, die nicht nur das Ziel verfolgt, braune Meinungen unters Volk zu bringen, sondern auch Geschäfte zu machen. Nehmen Sie den Historiker Guido Kopp, der hat sein ganzes Leben der Sache gewidmet - und sicher nicht schlecht dabei gelebt. Hier in Sachsen gibt es eine starke Ausprägung dieser Vertriebsszene – und auch eine starke Nachfrage nach ihren Produkten, die überregional und sogar europaweit Kunden finden. Darunter sind Firmen die mehrere hunderttausend Euro pro Jahr mit Volksmusik, Heavy Metal und Beat machen. Und das sind nur die kleinen Fische.
PPQ: In der Mainstream-Musikszene wird immer weniger Geld mit CDs eingenommen, stattdessen steigen die Umsätze mit Merchandising-Artikeln und die Einnahmen durch Konzerte: Ist das bei rechtsextremer Musik auch so?
Hörig: Mit der Durchführung von rechtsextremen Konzerten werden nur überschaubare Gewinne erzielt, weil viele Konzerte durch die Behörden aufgelöst werden. Aber schauen Sie sich die Literaturszene an, wo mit Erinnerungen von SS-Leuten große Umsätze erzielt werden. Hier springt das Feuilleton sofort auf den Zug, wenn jemand wie Grass ein neues Werk ankündigt. Das ist kein Nullsummenspiel. Die Herstellung von Tonträgern dagegen dürfte nicht das ganz große Geld abwerfen. Aber in den rechtsextremen Geschäften und Vertrieben werden neben CDs ja auch eine ganze Menge andere Produkte angeboten. Ourdoorjacken, Wanderstöcke, Schuhe. Hier hat sich in den letzten fünfzehn Jahren eine regelrechte Kultur herausgebildet. Die versprechen den Vertreibern ordentliche Gewinne.
PPQ: Womit lässt sich vor allem Geld machen?
Hörig: Vor allem mit Kleidung, etwa T-Shirts mit rechten Slogans, mit denen man seine Zugehörigkeit zur Szene zum Ausdruck bringt. Gefragt sind vor allem Produkte, die für Unbedarfte zunächst nicht als rechts zu erkennen sind.
PPQ: Wohin fließt das Geld, das rechtsextreme Vertriebe erwirtschaften?
Hörig: Einerseits in die Taschen der Betreiber, die sich davon Essen kaufen, Getränke, Kleidung. Leute wie Guide Kopp tragen keine Ware von der Stange, auch Bruno Ganz, vielleicht der bekannteste Hitler der Neuzeit, isst nicht bei McDonalds. Andererseits müssen diese einen Teil ihrer Gewinne auch in die Szene reinvestieren, weil sie nur dann die notwendige politisch-ideologische Akzeptanz erfahren, um ihre Kunden zu halten. Wer zu sehr im Interesse der Gewinnmaximierung handelt, wird vom Publikum abgestraft, die dann im Internet schon mal zum Boykott aufrufen.
Hörig studierte als junger Mann in Wien Entwicklung praxisorientierter Handlungsstrategien und zivilgesellschaftliches Netzwerken, der 50-Jährige arbeitet heute als Referent für die Geschäftsstelle des Bündnisses für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) in Berlin und berät das Fachgebiet Extremismus und Demokratie beim Bundesblogampelamt im mecklenburgischen Warin.
PPQ: Herr Hörig, wie behauptet sich rechtsradikales Gedankengut heute in der Kulturszene?
Hörig: Man kann sagen ausgezeichnet. Das Angebot ist breit, da ist fast jeder Stil dabei. Und das Publikum kommt nicht mehr nur aus Kreisen harter Rechter, sondern es reicht bis in die Mitte der Gesellschaft. Das braune Weltbild wird sowohl in Form von Volksmusikliedern als auch in HipHop-Songs und Black-Metal-Stücken transportiert, auch ARD, ZDF und n-tv beteiligen sich willig. Hitler ist ein Grundbaustein der Fernsehunterhaltung. Bei Konzerten dominiert aber eindeutig lauter Rechtsrock, der aggressive Töne mit rassistischen Texten verbindet.
PPQ: Mit Hass lässt sich offenkundig Geld machen. Wie viel verdienen die Beteiligten mit Musik?
Hörig: Das lässt sich nicht auf Heller und Cent beziffern, aber seit den 90er Jahren hat sich in Deutschland eine Musik- und Vertriebsstruktur etabliert, die nicht nur das Ziel verfolgt, braune Meinungen unters Volk zu bringen, sondern auch Geschäfte zu machen. Nehmen Sie den Historiker Guido Kopp, der hat sein ganzes Leben der Sache gewidmet - und sicher nicht schlecht dabei gelebt. Hier in Sachsen gibt es eine starke Ausprägung dieser Vertriebsszene – und auch eine starke Nachfrage nach ihren Produkten, die überregional und sogar europaweit Kunden finden. Darunter sind Firmen die mehrere hunderttausend Euro pro Jahr mit Volksmusik, Heavy Metal und Beat machen. Und das sind nur die kleinen Fische.
PPQ: In der Mainstream-Musikszene wird immer weniger Geld mit CDs eingenommen, stattdessen steigen die Umsätze mit Merchandising-Artikeln und die Einnahmen durch Konzerte: Ist das bei rechtsextremer Musik auch so?
Hörig: Mit der Durchführung von rechtsextremen Konzerten werden nur überschaubare Gewinne erzielt, weil viele Konzerte durch die Behörden aufgelöst werden. Aber schauen Sie sich die Literaturszene an, wo mit Erinnerungen von SS-Leuten große Umsätze erzielt werden. Hier springt das Feuilleton sofort auf den Zug, wenn jemand wie Grass ein neues Werk ankündigt. Das ist kein Nullsummenspiel. Die Herstellung von Tonträgern dagegen dürfte nicht das ganz große Geld abwerfen. Aber in den rechtsextremen Geschäften und Vertrieben werden neben CDs ja auch eine ganze Menge andere Produkte angeboten. Ourdoorjacken, Wanderstöcke, Schuhe. Hier hat sich in den letzten fünfzehn Jahren eine regelrechte Kultur herausgebildet. Die versprechen den Vertreibern ordentliche Gewinne.
PPQ: Womit lässt sich vor allem Geld machen?
Hörig: Vor allem mit Kleidung, etwa T-Shirts mit rechten Slogans, mit denen man seine Zugehörigkeit zur Szene zum Ausdruck bringt. Gefragt sind vor allem Produkte, die für Unbedarfte zunächst nicht als rechts zu erkennen sind.
PPQ: Wohin fließt das Geld, das rechtsextreme Vertriebe erwirtschaften?
Hörig: Einerseits in die Taschen der Betreiber, die sich davon Essen kaufen, Getränke, Kleidung. Leute wie Guide Kopp tragen keine Ware von der Stange, auch Bruno Ganz, vielleicht der bekannteste Hitler der Neuzeit, isst nicht bei McDonalds. Andererseits müssen diese einen Teil ihrer Gewinne auch in die Szene reinvestieren, weil sie nur dann die notwendige politisch-ideologische Akzeptanz erfahren, um ihre Kunden zu halten. Wer zu sehr im Interesse der Gewinnmaximierung handelt, wird vom Publikum abgestraft, die dann im Internet schon mal zum Boykott aufrufen.
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