Freitag, 20. Juni 2014

Holocaust-Denkmal: Bröckelnde Erinnerungskultur

Den Papierkorb durchkramen. Nach Pfandflaschen suchen, wo die Nation sich an ihre größte Schande erinnert. Einen Wurstzipfel aufheben und schnell verschlingen. Sich eine Spritze setzen. Eine für Schülern auf einem Lehrausflug nur halb ausgetrunkene Cola schnappen. Genießen, wo der Opfer des größten Menschheitsverbrechens gedacht wird.

Eine Schande. Direkt am Holocaust-Mahnmal in Berlin-Mitte - 2005 errichtet im Gedenken an die sechs Millionen ermordeten Juden Europas – geht es zu wie auf einem beliebigen Bahnhof: Es sammeln sich Geschäftemacher, es sammeln sich Touristen, es sammeln sich die Dropouts und Verarmten des reichsten Landes Europas, während die Stelen, die die deutsche Erinnerung an den Holocaust mit aller Macht zusammenhalten sollen, allmählich auseinanderbröseln.

Das Holocaust-Mahnmal in Berlin, nach Jahrzehntelangen Diskussionen wie ein riesiger Lagerplatz für Betonfertigelemente in die deutsche Hauptstadt gesetzt, bröckelt und zerfällt. Schon nach neun Jahren weist das weltweit allergrößte Flächendenkmal für die Verbrechen der Deutschen etliche Schäden auf: Viele der Stelen haben Risse, die ehemals feste Erinnerungssubstanz zerkrümelt, viele der aus Spezialbeton erigierten Mahnungsblöcke müssen bereits mit Stahlbändern gesichert werden.

Schuld daran ist niemand, das Mahnmal ist - im Gegensatz zu allem, was geschrieben wird, auch kein Sanierungsfall, denn nach Ansicht des zuständigen Gerichtsgutachters  Wolfgang Brameshuber ist eine Sanierung gar nicht möglich. "Etwa zwei Drittel der unbewehrten Stelen haben Risse. Diese Stelen sind nicht zu sanieren", sagt der  Baustofftechnologe. Deutschland sei wohl einstmals in der Lage gewesen, mit Beton in kürzester Zeit monumentale Bauwerke zu errichten. Diese Kulturtechnik sei jedoch mit dem Aufklaffen der Schere zwischen Dumm und Ungebildet abhanden gekommen.

Der alte Erinnerungsort an das große Verbrechen, von den Berlinern und ihren Gästen als Picknick-Platz und Treffpunkt bisher so gut angenommen, braucht neue Stelen. 27 Millionen Euro würde der Ersatz der bislang beschädigten Teile kosten, pro Stele rund 10.000 Euro. Eine Ausgabe, die die Gesellschaft sich wird leisten müssen, weil sie sich nicht international den Vorwurf einhandeln, mit ihren Schulderbe nachlässig umzugehen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Am WE bin ich Dank der großzügigen Spende eines großen Kommunikationsunternehmens mit ein paar Kindern dort. Vielleicht klettern sie drauf und springen von Stein zu Stein falls ich unaufmerksam sein sollte. Falls nicht machen wir halt nur ein paar schöne Fotos.

eulenfurz hat gesagt…

"Deutschland sei wohl einstmals in der Lage gewesen, mit Beton in kürzester Zeit monumentale Bauwerke zu errichten. Diese Kulturtechnik sei jedoch mit dem Aufklaffen der Schere zwischen Dumm und Ungebildet abhanden gekommen."

Der Betonspezalist war ein Pole. Das folgt einer alten Tradition: Deutsche haben die widerlichsten Arbeiten schon immer an ausländische Kapos delegiert.

@Anonym
Vorsicht beim unbedachten Herumhüpfen - dort liegt eine Menge Hunde- und Menschenkacke.

Volker hat gesagt…

Faszination Baumurks.
Beton ist einer der am besten erforschten und beschriebenen Baustoffe. Es gibt massenhaft Tabellen und andere Projektierungshilfen, mit denen man eigentlich nichts falsch machen kann. Möchte wirklich wissen, wie die das schaffen, solchen Pfusch abzuliefern.

Alf hat gesagt…

Entweder soll es nicht halten, damit dieser Müll sich von alleine pulverisiert oder da wurde bewußt geschlampt, um auf Dauer Arbeitsplätze zu schaffen.

Anonym hat gesagt…

Danke für den Hinweis eulenfurz.

Ich habe mich entschieden lieber aufmerksam sein. Kinder in diesen Ruinen klettern zu lassen grenzt wahrscheinlich an Kindswohlgefährdung.

fatalist hat gesagt…

Die damalige Spendenkampagne von Lea Rosh für das Mahnmal spielt eine grosse Rolle heute im Blog.

Die Kampagne titelte,
den HC habe es nie gegeben.

Wissenschaft und Dokumentation: Was ist drauf af der Corelli NSU-CD von 2003? Teil 3
Es folgt jetzt der Ordner Juden.


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Die Professionalität des Paulchen Panther “Bekennervideos” und die roten Keile der Antifa als Code

Es wird Zeit zu gestehen, Antifa vom APABIZ in Berlin.

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Man hat sich ja auch sehr lustig gemacht über diesen Döner-Stand, der da in Nürnberg von einem V-Mann der Polizei dann unter Beobachtung eröffnet wurde.

Jetzt muss man natürlich auch dazu sagen: Es hat genau 10 Tage gedauert bis der erste von diesen vermeintlichen Döner-Standpächter Schutzgeld zu erpressen versucht hat.

Dann hat es nochmal zwei Wochen gedauert, da hat jemand anders gefragt, ob man dort Rauschgift deponieren könnte, um von dort aus Drogen zu verkaufen.

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http://wer-nicht-fragt-bleibt-dumm.blogspot.com/

Herr Niemand hat gesagt…

Hm, gibt es im hinteren Teil von BR-Deutschland nicht ein Stück Autobahn aus der dunklen Zeit, dass noch tatenlos in schuß ist?
Mein ja nur