Was für ein Spiel, was für ein Spielverlauf, was für ein Ergebnis. Ein Nachmittag der langen Gesichter für die einen, ein Tag, der den anderen vielleicht ähnlich lange in Erinnerung bleiben wird wie das legendäre 5:1 gegen den FC Magdedorf im Jahre 1979 oder das mit neun Mann erkämpfte 2:1 gegen den Chemnitzer FC im vergangenen Jahr. Viermal wechseln die Sänger des "siehste du, so wird das gemacht" während der 90 Minuten der Partie des Halleschen FC gegen den alten DDR-Oberliga-Rivalen Hansa Rostock. Und am Ende singen und jubeln die, denen purer, roher Schrecken Sekunden zuvor noch die Züge gelähmt hatte.
Dabei hätte nach acht Minuten alles klar sein können. Hansa Rostock, nach Pokal-Aus und Trainerentlassung in Halle anfangs nur angetreten, nicht mit einer Klatsche nach Hause zu fahren, steht wie gelähmt, während der HFC über Furuholm (2. Minute), Sembolo (4.), Brügmann (5.) und Bertram (6.) zu vier hundertprozentigen Chancen kommt. Doch wie zuletzt immer knirscht es im erfolgreichsten Sturm der Liga während der Monate Februar und März, und dabei bleibt es auch. Furuholm schließt überhastet ab, Gogia nimmt sich sagenhafte fünf Freistöße von links, um sie stupide auf immer gleiche Art in die Arme von Hansa-Torwart Hahnel zu schaufeln.
Statt 7:0 steht es nach 35 Minuten immer noch 0:0. Und nach 38 auf einmal 0:1. Kapitän Daniel Ziebig hatte Rostocks frei durchgelaufenen Manfred Starke im Strafraum gelegt, Safran den fälligen Elfmeter verwandelt. Fassungslosigkeit bei den HFC-Anhängern unter den 11.100 auf den Rängen, Fassungslosigkeit erstmal auch auf dem Platz.
Doch schon nach wenigen Minuten hat der HFC das Spiel wieder im Griff. Hansa assistiert den Gogia, Bertram und Sembolo nur. Timo Furuholm allein hätte das Spiel drehen können, verzieht aber immer, schließt zu spät oder zu überhastet ab.
Auch Ziegenbein macht es nach der Pause nicht besser, als er einen Kopfball statt ins Tor knapp daneben setzt. Im Erdgas-Sportpark geht die alte Fußballweisheit um, dass wer vorne nicht trifft, hinten kassiert - und wie wahr die ist, wird in der 52. Minute klar. Diesmal ist es Marcel Franke, der den insgesamt erst dritten fußlahmen Hansa-Konter auf Kosten eines Strafstoßes stoppt. Erneut tritt Safran an. Erneut trifft er.
0:2 aus Sicht der Hausherren, die ihre aktuelle Serie aus nun schon vier Spielen, in denen keine eigene mehr gelang Führung gelang, konsequent ausbauen. Die Hansa-Fans singen jetzt begeistert "Seht ihr Halle, so wird das gemacht". Die rot-weiße HFC-Fanwand muntert sich nur noch halbherzig mit "Chemie-Halle"-Rufen auf.
Allerdings ist dieser HFC nicht mehr der der vergangenen Jahre, den jedes Gegentor zwang, das Spiel verloren zu geben. Hier weht jetzt ein anderer Wind, selbst wenn vor dem Tor gar nichts gelingt. Statt sich wie zuletzt in Darmstadt katatonisch in ihr Schicksal zu ergeben, legt die Elf von Trainer Sven Köhler nach dem zweiten Gegentor einfach eine Schippe drauf. Sie erarbeiten sich Chancen fast im Minutentakt, köpfen und schießen Hansa-Spieler auf der Torlinie an, scheitern an Hahnel oder liegen wie Timo Furuholm mit einem Hacken-Kunststoß nach Pass von Sören Bertram einen halben Meter daneben. Hansa ist nun endgültig nur noch Sparringspartner, verliert Bälle schon im Mittelfeld, wagt sich kaum noch über die Mittellinie.
Es dauert zehn Minuten, bis sich das Spielergebnis dem annähert, was auf dem Feld zu sehen ist. Einmal mehr geht Sembolo rechts durch, zum ersten Mal findet er Furuholm in der Mitte. Der rutscht mit langen Bein in den Ball und es steht endlich wenigstens 1:2.
Wer heute nicht sein erstes Spiel sieht, weiß, dass hier jetzt alles geschehen kann. Aber erstaunlich ist dann doch, dass nun wirklich fast alles geschieht. Zehn Minuten drückt der HFC gnadenlos weiter, kaum einer im ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion gäbe noch einen Pfifferling auf die Rostocker, wäre da nicht deren unverschämtes Glück, das Ziegenbein drüberschießen, Sembole vorbeiballern und Bertram im Strafraum gefällt werden lässt, ohne dass es einen Elfer gibt. Der von Bochum ausgeliehene 20er hat aber nun mal die Nase voll. Unmittelbar nach dem nicht geahndeten Foul an ihm bleibt er zwei Meter weiter stehen, bis ihn sein Gegenspieler zu Boden gerungen hat.
Strafstoß. Bertram schießt selbst. Und trifft. Ausgleich. "Sehr ihr, Hansa, so wird das gemacht", singt jetzt die HFC-Kurve. Aber es wird ja noch besser! Denn während die Fische nun ihr Köppe hängen lassen, bedient der eingewechselte Toni Lindenhahn den rechts an der Strafraumgrenze lauernden Francky Sembolo. Der zieht ab, trifft den Torbalken, holt sich den Abpraller. Und erzielt aus Nahdistanz das 3:2.
"Sehr ihr, Hansa, so wird das gemacht", dröhnt es den entsetzt schweigenden Hansa-Fans nun höhnisch in den Ohren. Halle aber will nun noch mehr. Köhler bringt mit Merkel für Sembolo einen neuen, frischen Stürmer, der von den nun wieder gutgelaunten HFC-Fans launig mit "Fußballgott"-Rufen begrüßt wird. Wenn alles geht, warum dann nicht auch das zweite Saisontor des Ex-Braunschweigers?
Vielleicht, weil der großgewachsene Sturmtank auch heute nicht seinen besten Tag hat. Sein drittes direktes Duell sieht ihn zwar siegreich davonziehen, nur eben quer zur Mittellinie und ohne Plan, was nun. Schon ist der Ball beim Gegner. Sekunden später segelt er in den HFC Strafraum, er wird zur Ecke geschlagen, doch ein Hansa-Spieler hält ihn per Fallrückzieher im Feld. Blacha nimmt die Verzweiflungsflanke und trifft zum 3:3.
"Sehr ihr, Halle, so wird das gemacht", brüllt es jetzt wieder aus der Hansa-Kurve. Hohn ist der schönste Lohn. Daniel Ziebig aber ist noch nicht ganz fertig mit diesem Tag und diesem Treffen. Er scheucht nach vorn, was noch laufen kann. Bringt in Minute 93. einen Freistoß nach innen, der abgewehrt wird, aber bei Toni Lindenhahn landet. Und der einzige echte Hallenser im HFC-Team, in einer Zeit jugendlicher Verirrung vorübergehend in den Diensten des damals noch drei Ligen höher spielenden FC Hansa Rostock, knallt den Ball volley ins rechte Toreck.
4:3. Der Rest ist Aufschrei, Jubel, Tanz auf allen Rängen. Sehr ihr, Hansa, so wird das gemacht, orgelt es nicht mehr nur aus der HFC-Kurve, sondern im ganzen Stadion, ausgenommen die Hansa-Ecke, die entgeistert schweigt, die Hände vorm Gesicht.
Wer zuletzt singt, singt am besten.
Dabei hätte nach acht Minuten alles klar sein können. Hansa Rostock, nach Pokal-Aus und Trainerentlassung in Halle anfangs nur angetreten, nicht mit einer Klatsche nach Hause zu fahren, steht wie gelähmt, während der HFC über Furuholm (2. Minute), Sembolo (4.), Brügmann (5.) und Bertram (6.) zu vier hundertprozentigen Chancen kommt. Doch wie zuletzt immer knirscht es im erfolgreichsten Sturm der Liga während der Monate Februar und März, und dabei bleibt es auch. Furuholm schließt überhastet ab, Gogia nimmt sich sagenhafte fünf Freistöße von links, um sie stupide auf immer gleiche Art in die Arme von Hansa-Torwart Hahnel zu schaufeln.
Statt 7:0 steht es nach 35 Minuten immer noch 0:0. Und nach 38 auf einmal 0:1. Kapitän Daniel Ziebig hatte Rostocks frei durchgelaufenen Manfred Starke im Strafraum gelegt, Safran den fälligen Elfmeter verwandelt. Fassungslosigkeit bei den HFC-Anhängern unter den 11.100 auf den Rängen, Fassungslosigkeit erstmal auch auf dem Platz.
Doch schon nach wenigen Minuten hat der HFC das Spiel wieder im Griff. Hansa assistiert den Gogia, Bertram und Sembolo nur. Timo Furuholm allein hätte das Spiel drehen können, verzieht aber immer, schließt zu spät oder zu überhastet ab.
Auch Ziegenbein macht es nach der Pause nicht besser, als er einen Kopfball statt ins Tor knapp daneben setzt. Im Erdgas-Sportpark geht die alte Fußballweisheit um, dass wer vorne nicht trifft, hinten kassiert - und wie wahr die ist, wird in der 52. Minute klar. Diesmal ist es Marcel Franke, der den insgesamt erst dritten fußlahmen Hansa-Konter auf Kosten eines Strafstoßes stoppt. Erneut tritt Safran an. Erneut trifft er.
0:2 aus Sicht der Hausherren, die ihre aktuelle Serie aus nun schon vier Spielen, in denen keine eigene mehr gelang Führung gelang, konsequent ausbauen. Die Hansa-Fans singen jetzt begeistert "Seht ihr Halle, so wird das gemacht". Die rot-weiße HFC-Fanwand muntert sich nur noch halbherzig mit "Chemie-Halle"-Rufen auf.
Es dauert zehn Minuten, bis sich das Spielergebnis dem annähert, was auf dem Feld zu sehen ist. Einmal mehr geht Sembolo rechts durch, zum ersten Mal findet er Furuholm in der Mitte. Der rutscht mit langen Bein in den Ball und es steht endlich wenigstens 1:2.
Wer heute nicht sein erstes Spiel sieht, weiß, dass hier jetzt alles geschehen kann. Aber erstaunlich ist dann doch, dass nun wirklich fast alles geschieht. Zehn Minuten drückt der HFC gnadenlos weiter, kaum einer im ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion gäbe noch einen Pfifferling auf die Rostocker, wäre da nicht deren unverschämtes Glück, das Ziegenbein drüberschießen, Sembole vorbeiballern und Bertram im Strafraum gefällt werden lässt, ohne dass es einen Elfer gibt. Der von Bochum ausgeliehene 20er hat aber nun mal die Nase voll. Unmittelbar nach dem nicht geahndeten Foul an ihm bleibt er zwei Meter weiter stehen, bis ihn sein Gegenspieler zu Boden gerungen hat.
Strafstoß. Bertram schießt selbst. Und trifft. Ausgleich. "Sehr ihr, Hansa, so wird das gemacht", singt jetzt die HFC-Kurve. Aber es wird ja noch besser! Denn während die Fische nun ihr Köppe hängen lassen, bedient der eingewechselte Toni Lindenhahn den rechts an der Strafraumgrenze lauernden Francky Sembolo. Der zieht ab, trifft den Torbalken, holt sich den Abpraller. Und erzielt aus Nahdistanz das 3:2.
"Sehr ihr, Hansa, so wird das gemacht", dröhnt es den entsetzt schweigenden Hansa-Fans nun höhnisch in den Ohren. Halle aber will nun noch mehr. Köhler bringt mit Merkel für Sembolo einen neuen, frischen Stürmer, der von den nun wieder gutgelaunten HFC-Fans launig mit "Fußballgott"-Rufen begrüßt wird. Wenn alles geht, warum dann nicht auch das zweite Saisontor des Ex-Braunschweigers?
Vielleicht, weil der großgewachsene Sturmtank auch heute nicht seinen besten Tag hat. Sein drittes direktes Duell sieht ihn zwar siegreich davonziehen, nur eben quer zur Mittellinie und ohne Plan, was nun. Schon ist der Ball beim Gegner. Sekunden später segelt er in den HFC Strafraum, er wird zur Ecke geschlagen, doch ein Hansa-Spieler hält ihn per Fallrückzieher im Feld. Blacha nimmt die Verzweiflungsflanke und trifft zum 3:3.
"Sehr ihr, Halle, so wird das gemacht", brüllt es jetzt wieder aus der Hansa-Kurve. Hohn ist der schönste Lohn. Daniel Ziebig aber ist noch nicht ganz fertig mit diesem Tag und diesem Treffen. Er scheucht nach vorn, was noch laufen kann. Bringt in Minute 93. einen Freistoß nach innen, der abgewehrt wird, aber bei Toni Lindenhahn landet. Und der einzige echte Hallenser im HFC-Team, in einer Zeit jugendlicher Verirrung vorübergehend in den Diensten des damals noch drei Ligen höher spielenden FC Hansa Rostock, knallt den Ball volley ins rechte Toreck.
4:3. Der Rest ist Aufschrei, Jubel, Tanz auf allen Rängen. Sehr ihr, Hansa, so wird das gemacht, orgelt es nicht mehr nur aus der HFC-Kurve, sondern im ganzen Stadion, ausgenommen die Hansa-Ecke, die entgeistert schweigt, die Hände vorm Gesicht.
Wer zuletzt singt, singt am besten.
4 Kommentare:
Kann ich insgesamt so unterschreiben mit einer kleinen Einschränkung: Aus dem Gästeblock heraus wurde dieses "so wird das gemacht" nur einmal angestimmt, nach dem 3:3 und auch nur als (wenn auch etwas voreilige ;-) ) Antwort auf die Hallenser Gesänge nach dem 3:2.
Das gehört nicht zu unserem Standardrepertoire. ;-)
Dennoch Glückwunsch! Wir sehen uns nächste Saison wieder.
falsche wahrnehmung. uns klingelte der gesang schon nach dem 0:2 in den ohren. wahrscheinlich selbstinduktion
und ja, nach dem 3:3 hielten wir die sache auch für gegessen, da tat das lied richtig weh.
Ja, Halle hatte mehr Biss ! Glückwunsch ! Übrigens ist "Fischkopp" hier kein Schimpfwort, sondern wird im gesamten Norden mit Stolz angenommen.
Richtig, aber es schimpft ja auch niemand (-:
Kommentar veröffentlichen