Von links bis rechts werden die Stimmen zahlreicher, die den Westen zum Opfer einer grauenvollen Machtpolitik des Kreml stilisieren. Aber wer das Vorrücken der EU nach Osten und Süden hinnimmt, begünstigt nur ihren nächsten Schritt. Richard Scherzinger analysiert exklusiv für PPQ die Lage und die Aussichten, dass die Türkei trotz Twitter und Youtube-Verbot als nächstes Land Teil der Weltfriedensgemeisnchaft wird.
Verfolgt man die aktuelle deutsche Debatte, könnte man meinen, Russland sei unter Katjuscha-Feuer und mit einem Millionenheer als der Aggressor auf der Krim einmarschiert. Von Angela Merkel über Walter Steinmeier bis Kathrin Göring-Eckhart, von Sigmar Gabriel bis Martin Schulz Gysi überbieten sich Stimmen aller politischen Lager, die gnadenlose Rache an Wladimir Putin fordern und EU, USA und Nato von jeder Verantwortung dafür freisprechen, dass der Kreml-Herr sich nach einem Vierteljahrhundert Rollback genötigt sah, auf die Staatskrise in der Ukraine mit einem Referendum zum Anschluss eines Teils des unabhängigen Nachbarstaates an Russland zu reagieren.
Das habe Putin nicht gedurft, heißt es, weil er keiner Weltmacht mehr vorstehe, die wie die USA tun und lassen können, was sie wollen. Die EU habe in ihrem Bemühen, Mitgliedsländer ohne Ansehen der geografischen Position aufzunehmen, keinerlei böse Absichten verfolgt. Deshalb sei es ein Wunder, dass Putin glaube, dass er zurückschlagen müsse. Folgt man den Mahnern zur Verschärfung von Sanktionen, zur Verlegung von Truppen nach Osten und dem Abbruch aller Gesräche mit Russland, dann muss Putin um jeden Preis in die Knie gezwungen werden. Halbherzige Sanktionen reichen den Scharfmachern nicht, die Putin-Hasser plädieren für einen Bruch der UN-Charta, die auffordert, „Duldsamkeit zu üben“ und „unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren“.
Das expansive EU-Imperium, innen hohl, aber außen aufgeblasen, wird zum unverstandenen Opfer nobilitiert, seine Propaganda zumindest teilweise geglaubt. Etwa die Behauptung, die Führer der EU hätten in der Ukraine nicht kräftig mitgezündelt, um einen Regime-Change zu befördern. Oder die, dass es ein EU-Ultimatum, das eine Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens an eine übergsetzluiche Freilassung der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko knüpfte, ebensowenig gegeben habe wie es heute ukrainische Nazis gibt.
Dass sich in Wahrheit Europas aktive Politik auf die Seite der Putins Hasser schlägt, während ehemals aktive Politiker zu Ruhe und Gelassenheit rufen, stört wackere deutsche Russenfeinde nicht. Und schon gar nicht amerikanische und kanadische Wirtschaftsvertreter wie Barack Obama und den kanadischen Ministerpräsidenten, die sich eilfertig bereiterklärten, eventuelle Lieferausfälle bei russischem Gas uneigennützig aus eigenen Beständen auszugleichen.
Es geht in diesem Konflikt aber um weit mehr als eine deutsch-russische Meinungsverschiedenheit, die sich durch gutes Zureden aus der Welt schaffen ließe. Nähme Moskau die Forderungen aus Europa und den USA tatenlos hin, gäbe er die Werte und Prinzipien preis, auf denen denen der Zusammenhalt des Landes ruht. Und Putin könnte jede Hoffnung begraben, jemals wieder von irgendwem ernstgenommen zu werden.
Dabei weiß Putin, dass der Westen keineswegs so unverwundbar ist, wie uns seine Fürsprecher glauben machen wollen. Schon jetzt macht sich Angst breit, dass das Gas im kommenden Winter nicht reicht, dass Russland sich weigern wird, weiter westliche Astronauten ins Weltall zu befördern, dass die Fußball-WM abgesagt werden könne oder Moskau sich künftig wirtschaftlich mehr Richtung China orientiert. Bleibt Putin konsequent, könnte der Westen bald auch innenpolitisch in Erklärungsnot geraten: Ohne klar formulierte Ziele von Sanktionen lassen diese sich eigentlich nicht mehr ohne Gesichtsverlust aufheben.
Doch leider scheint es, als ob sich unsere Öffentlichkeit an die über Jahre durch eine geschickte Offensivstrategie Tatsachen zu gewöhnen beginnt wie an ein schauriges Naturereignis. Und auch wenn Russland-Hasser hierzulande noch davon träumen, den letzten Kriegsgegner nun doch noch unter die deutsche Knute zu zwingen – Realisten in der USA wie in der EU dürften die Krim längst abgeschrieben haben. Dass dadurch aber wieder eitel Friede und Harmonie in Europa einkehrte, ist eine gefährliche Illusion.
Verfolgt man die aktuelle deutsche Debatte, könnte man meinen, Russland sei unter Katjuscha-Feuer und mit einem Millionenheer als der Aggressor auf der Krim einmarschiert. Von Angela Merkel über Walter Steinmeier bis Kathrin Göring-Eckhart, von Sigmar Gabriel bis Martin Schulz Gysi überbieten sich Stimmen aller politischen Lager, die gnadenlose Rache an Wladimir Putin fordern und EU, USA und Nato von jeder Verantwortung dafür freisprechen, dass der Kreml-Herr sich nach einem Vierteljahrhundert Rollback genötigt sah, auf die Staatskrise in der Ukraine mit einem Referendum zum Anschluss eines Teils des unabhängigen Nachbarstaates an Russland zu reagieren.
Das habe Putin nicht gedurft, heißt es, weil er keiner Weltmacht mehr vorstehe, die wie die USA tun und lassen können, was sie wollen. Die EU habe in ihrem Bemühen, Mitgliedsländer ohne Ansehen der geografischen Position aufzunehmen, keinerlei böse Absichten verfolgt. Deshalb sei es ein Wunder, dass Putin glaube, dass er zurückschlagen müsse. Folgt man den Mahnern zur Verschärfung von Sanktionen, zur Verlegung von Truppen nach Osten und dem Abbruch aller Gesräche mit Russland, dann muss Putin um jeden Preis in die Knie gezwungen werden. Halbherzige Sanktionen reichen den Scharfmachern nicht, die Putin-Hasser plädieren für einen Bruch der UN-Charta, die auffordert, „Duldsamkeit zu üben“ und „unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren“.
Das expansive EU-Imperium, innen hohl, aber außen aufgeblasen, wird zum unverstandenen Opfer nobilitiert, seine Propaganda zumindest teilweise geglaubt. Etwa die Behauptung, die Führer der EU hätten in der Ukraine nicht kräftig mitgezündelt, um einen Regime-Change zu befördern. Oder die, dass es ein EU-Ultimatum, das eine Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens an eine übergsetzluiche Freilassung der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko knüpfte, ebensowenig gegeben habe wie es heute ukrainische Nazis gibt.
Dass sich in Wahrheit Europas aktive Politik auf die Seite der Putins Hasser schlägt, während ehemals aktive Politiker zu Ruhe und Gelassenheit rufen, stört wackere deutsche Russenfeinde nicht. Und schon gar nicht amerikanische und kanadische Wirtschaftsvertreter wie Barack Obama und den kanadischen Ministerpräsidenten, die sich eilfertig bereiterklärten, eventuelle Lieferausfälle bei russischem Gas uneigennützig aus eigenen Beständen auszugleichen.
Es geht in diesem Konflikt aber um weit mehr als eine deutsch-russische Meinungsverschiedenheit, die sich durch gutes Zureden aus der Welt schaffen ließe. Nähme Moskau die Forderungen aus Europa und den USA tatenlos hin, gäbe er die Werte und Prinzipien preis, auf denen denen der Zusammenhalt des Landes ruht. Und Putin könnte jede Hoffnung begraben, jemals wieder von irgendwem ernstgenommen zu werden.
Dabei weiß Putin, dass der Westen keineswegs so unverwundbar ist, wie uns seine Fürsprecher glauben machen wollen. Schon jetzt macht sich Angst breit, dass das Gas im kommenden Winter nicht reicht, dass Russland sich weigern wird, weiter westliche Astronauten ins Weltall zu befördern, dass die Fußball-WM abgesagt werden könne oder Moskau sich künftig wirtschaftlich mehr Richtung China orientiert. Bleibt Putin konsequent, könnte der Westen bald auch innenpolitisch in Erklärungsnot geraten: Ohne klar formulierte Ziele von Sanktionen lassen diese sich eigentlich nicht mehr ohne Gesichtsverlust aufheben.
Doch leider scheint es, als ob sich unsere Öffentlichkeit an die über Jahre durch eine geschickte Offensivstrategie Tatsachen zu gewöhnen beginnt wie an ein schauriges Naturereignis. Und auch wenn Russland-Hasser hierzulande noch davon träumen, den letzten Kriegsgegner nun doch noch unter die deutsche Knute zu zwingen – Realisten in der USA wie in der EU dürften die Krim längst abgeschrieben haben. Dass dadurch aber wieder eitel Friede und Harmonie in Europa einkehrte, ist eine gefährliche Illusion.
5 Kommentare:
Ich bin fertig mit der EU und den USA, leider gilt das anders herum nicht, das ist eben mein größtes Problem.
So siehts aus, Klaus. Jeden Satz kann man unterstreichen, praktisch Merksätze. Putin hat dabei alle Trümpfe in der Hand, dazu kann man ihn nur beglückwünschen. Wer hätte jemals gedacht, dass es einmal Russland und China sein werden, die nötig sind, um als Bollwerk gegen das Bollwerk der Freiheit, der Demokratie und des Wohlstandes zu dienen.
"Wer hätte jemals gedacht, ..."
... auf den Gedanken bin ich auch schon gekommen.
Leider schon damals so was von traurig:
http://fdominicus.blogspot.de/2014/01/beeindruckend.html
Was soll ich da noch schreiben, es geht einem der Sarkasmus aus und es bleibt nur noch Entsetzen....
Den ersten Stein auf Putin darf nur derjenige werfen, der selbst sündenfrei ist. Etwas biblische Wissen sollte den Halsabschneidern von USA und EU zu Nutze sein. Nachsehen in Johannes 8,7. Jesus: "Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein."
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