Max Meier, ein Angestellter eines hochmodernen Windparks, fuhr auf Urlaub in sein Heimatdorf. "Nun, was ist, Meier," sagten die Kollegen beim Abschied, "da ihr schon hinfahrt, könnt ihr vielleicht ein bisschen werben dort im Dorf, wie? Sagt den Bäuerlein so und so, die Energiewende entwickelt sich bei uns, vielleicht tragen sie etwas Geld zusammen für einen neuen Windpark!"
"Da könnt ihr versichert sein," antwortete Meier, "ich werd' schon tüchtig Propaganda machen, wär was anderes, wenn es nicht um die Energiewende ginge, aber darüber, seid unbesorgt, werd ich schon was Richtiges sagen!"
Meier kam nach Haus und begab sich gleich am Tag seiner Ankunft zur Dorfkneipe.
"Also," sagte er, "ich will hier ein bißchen agitieren! Kann man nicht eine Versammlung einberufen?" "Nun, warum nicht," sagte der Vorsitzende, "agitiert nur, agitiert nur!"
Am anderen Tag rief der Ortschaftsrat die Bauern beim Feuerwehrschuppen zusammen.
Max Meier trat vor sie hin, verbeugte sich und begann: "Also, so ist sie, die Energiewende, liebe Bauern! Da ihr ein, naja, na Gott naja, ungebildetes Volk seid, werde ich euch etwas von der Politik erzählen. Hier, sagen wir mal, ist Deutschland und dort vielleicht Frankreich. Hier Rußland und da - naja, überhaupt..."
"Worüber redest du eigentlich, Väterchen?" fragten die Bauern. "Worüber?" erwiderte Meier empört, "Über die Energiewende natürlich! Blüht halt sehr auf, die ökologische Energieerzeugung! Hier ist also Rußland und hier ist China." Die Bauern hörten finster zu.
"Halt dich nicht auf!" rief jemand von hinten. "Red weiter!" "Ich halte mich ja gar nicht auf", sagte Meier eingeschüchtert. "Ich rede ja über die Energiewende. Sie entwickelt sich bei uns, Leute, nichts dagegen zu sagen! Was wahr ist, ist wahr!"
"Hm, etwas unverständlich," rief der Vorsitzende. "Sie müssen etwas volkstümlicher sprechen, bitte, daß Sie die Masse auch versteht!" Meier trat näher an den Haufen der Bauern heran, setzte verlegen das eine Bein etwas vor und begann von neuem: "Also, Leute - man baut Windräder bei uns. Und nachher - ssst - kommt Strom raus! Aus der Luft sozusagen! Nun, manches natürlich hält sich nicht gut, bums, kracht es zusammen wie die Ökofirma Prokon. Hochgeschossen ist die ganz gut und dann bums! Krach! Ein nasser Fleck blieb übrig!"
"Ist doch kein Vogel schließlich," sagten weise die Bauern. "Eben, das sag ich auch!" sagt Meier, erfreut über die Anteilnahme. "Natürlich kein Vogel! Ein Vogel, wenn der herunterfällt, nun ja, er schüttelt sich und los weiter. Anders beim Menschen. War da noch so eine andere Firma. Q-Cells hieß die und sie schrumpfte am Ende schneller als sie gewachsen war. Da haben sich natürlich alle erschreckt, es war zum kranklachen!
Ja, ja, ja, verschiedenes passiert so! Da sind einmal Fledermäuse in den Windrad-Propeller gekommen! Ritsch, ratsch! Und hin waren sie ... Auch Vögel ..."
"Und Störche?" fragten ängstlich die Bauern. "Auch Störche, Herr Meier?"
"Auch Störche!" sagte stolz im Brustton der Überzeugung der Redner. "Das kommt oft vor!"
"Ach, diese Kanaillen, hol sie der Teufel!" sagte jemand. "Was sie sich jetzt alles ausdenken: Störche zu Tode quälen - nun Väterchen - und das entwickelt sich jetzt, ja?"
"Eben, das sag ich ja! Es entwickelt sich, Leute! Und darum meine ich, sammelt vielleicht die ganze Bauernschaft etwas Geld."
"Wofür denn bloß, Väterchen?" fragten neugierig die Bauern.
"Für einen neuen Windpark natürlich!" sagte der Redner. Die Bauern lächelten finster und gingen langsam auseinander.
Geld für einen neuen Windpark brachte Meier, als er von seinem Urlaub zurückkam, nicht mit. Die Bauern seines Heimatdorfes waren eben noch ein zu ungebildetes Volk.
"Da könnt ihr versichert sein," antwortete Meier, "ich werd' schon tüchtig Propaganda machen, wär was anderes, wenn es nicht um die Energiewende ginge, aber darüber, seid unbesorgt, werd ich schon was Richtiges sagen!"
Meier kam nach Haus und begab sich gleich am Tag seiner Ankunft zur Dorfkneipe.
"Also," sagte er, "ich will hier ein bißchen agitieren! Kann man nicht eine Versammlung einberufen?" "Nun, warum nicht," sagte der Vorsitzende, "agitiert nur, agitiert nur!"
Am anderen Tag rief der Ortschaftsrat die Bauern beim Feuerwehrschuppen zusammen.
Max Meier trat vor sie hin, verbeugte sich und begann: "Also, so ist sie, die Energiewende, liebe Bauern! Da ihr ein, naja, na Gott naja, ungebildetes Volk seid, werde ich euch etwas von der Politik erzählen. Hier, sagen wir mal, ist Deutschland und dort vielleicht Frankreich. Hier Rußland und da - naja, überhaupt..."
"Worüber redest du eigentlich, Väterchen?" fragten die Bauern. "Worüber?" erwiderte Meier empört, "Über die Energiewende natürlich! Blüht halt sehr auf, die ökologische Energieerzeugung! Hier ist also Rußland und hier ist China." Die Bauern hörten finster zu.
"Halt dich nicht auf!" rief jemand von hinten. "Red weiter!" "Ich halte mich ja gar nicht auf", sagte Meier eingeschüchtert. "Ich rede ja über die Energiewende. Sie entwickelt sich bei uns, Leute, nichts dagegen zu sagen! Was wahr ist, ist wahr!"
"Hm, etwas unverständlich," rief der Vorsitzende. "Sie müssen etwas volkstümlicher sprechen, bitte, daß Sie die Masse auch versteht!" Meier trat näher an den Haufen der Bauern heran, setzte verlegen das eine Bein etwas vor und begann von neuem: "Also, Leute - man baut Windräder bei uns. Und nachher - ssst - kommt Strom raus! Aus der Luft sozusagen! Nun, manches natürlich hält sich nicht gut, bums, kracht es zusammen wie die Ökofirma Prokon. Hochgeschossen ist die ganz gut und dann bums! Krach! Ein nasser Fleck blieb übrig!"
"Ist doch kein Vogel schließlich," sagten weise die Bauern. "Eben, das sag ich auch!" sagt Meier, erfreut über die Anteilnahme. "Natürlich kein Vogel! Ein Vogel, wenn der herunterfällt, nun ja, er schüttelt sich und los weiter. Anders beim Menschen. War da noch so eine andere Firma. Q-Cells hieß die und sie schrumpfte am Ende schneller als sie gewachsen war. Da haben sich natürlich alle erschreckt, es war zum kranklachen!
Ja, ja, ja, verschiedenes passiert so! Da sind einmal Fledermäuse in den Windrad-Propeller gekommen! Ritsch, ratsch! Und hin waren sie ... Auch Vögel ..."
"Und Störche?" fragten ängstlich die Bauern. "Auch Störche, Herr Meier?"
"Auch Störche!" sagte stolz im Brustton der Überzeugung der Redner. "Das kommt oft vor!"
"Ach, diese Kanaillen, hol sie der Teufel!" sagte jemand. "Was sie sich jetzt alles ausdenken: Störche zu Tode quälen - nun Väterchen - und das entwickelt sich jetzt, ja?"
"Eben, das sag ich ja! Es entwickelt sich, Leute! Und darum meine ich, sammelt vielleicht die ganze Bauernschaft etwas Geld."
"Wofür denn bloß, Väterchen?" fragten neugierig die Bauern.
"Für einen neuen Windpark natürlich!" sagte der Redner. Die Bauern lächelten finster und gingen langsam auseinander.
Geld für einen neuen Windpark brachte Meier, als er von seinem Urlaub zurückkam, nicht mit. Die Bauern seines Heimatdorfes waren eben noch ein zu ungebildetes Volk.
nach Michail Sostschenko (1895-1958), Die Kuh im Propeller
7 Kommentare:
Es ist eine Krux gewesen, damals in der Sowjetunion. Und seien wir mal ehrlich, nicht jedes Bäuerlein wollte allsogleich in die LPG eintreten, hierzulande.
Ja, die ewig gestrigen. Alles Nazis. Was sonst? Und Homophob! - Sicher.
Aber was den Fortschritt abelangt ist man weiter. Heute wollen die Bauern gerne Windmühlen, Vogelschredder und Großlüfter haben - hätte man in der Sowejetunion auch so machen sollen. Zinsen versprechen, und Geld ohne Arbeit.
Und Nobelpreisträger Charles Ponzi liefert das Geschäftsmodell der vorgeblich grünen Bauernfänger.
http://www.central-organ.de/?p=2184
Wer ist Kossonossow? Meiers zweiter Name?
Wenn das Foto keine Montage ist, stellt der Text eine bodenlose Frechheit dar. Es ist eine Tatsache, dass Vögel und Fledermäuse und sonstiges Fluggetier zu Tausenden von diesen hässlichen Voodootechnologie-Windrädern geshreddert werden und kein einziger Grüner steht deswegen auf. Woanders werden dagegen ganze Autobahn- oder Brückenprojekte wegen einzelnen Froschpärchen oder Fledermausflugrouten verhindert. Allein dieser Vergleich (und es gibt noch klasse andere Beispiele) zeigt die Heuchelei, die Ignoranz dieser sogenannten ökologischen Bewegung, überflüssig und nervig wie ein Furunkel am A.
Der 2. Link bringt ein klein wenig Licht in der Finsternis. Das Bild von Bornstedt zeigt ganz gut, wie es im Mansfelder Land aussieht: der komplette Horizont ist zugespargelt.
@anonym
Kossonossow, mein lieber Namensvetter, ist ein Artefakt.
***
@PPQ:
Sie haben diese Perle der sozialistischen Erbauungsliteratur wohl missverstanden, Genossen.
Ausweislich der Quelle handelt es sich um eine Satire, und zwar auf die Unverständigkeit des einfachen Bauern, der den gesellschaftlichen Errungenschaften und dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt manchmal verstockt und unbelehrbar gegenübersteht.
Es ist nicht etwa eine Satire auf reisende Händler und Agitatoren, die den Leuten mit aus den Fingern gesogenem Unfug die neuesten tollen Ideen unterjubeln wollen. Da müssen Sie sich verlesen haben.
wir sprechen verschiedene sprachen, meinen aber etwas völlig anderes
"Es ist eine Tatsache, dass Vögel und Fledermäuse und sonstiges Fluggetier zu Tausenden von diesen hässlichen Voodootechnologie-Windrädern geshreddert werden und kein einziger Grüner steht deswegen auf."
„Die für die Zulassung in der Praxis wichtige artenschutzrechtliche Prüfung wird auf den erforderlichen Umfang beschränkt. So reduziert sich der mögliche Prüfungsumfang von bisher 386 auf 26 Vogelarten und von bisher 24 auf 8 Fledermausarten.“
Kein Grund zur Aufregung. Pro Jahr werden gerade mal eine Viertelmillion Fledermäuse von den Windrädern getötet.
@ Anonym
Wer ist Kossonossow? Meiers zweiter Name?
Gregori Kossonossow war der Wächter der Fliegerschule, das weiß doch jeder:
Michail Sostschenko
Die Kuh im Propeller
Gregori Kossonossow, der Wächter der Fliegerschule, fuhr auf Urlaub in sein Heimatdorf.
"Nun, was ist, Genosse Kossonossow," sagten die Kollegen beim Abschied, "da ihr schon hinfahrt, könnt ihr vielleicht ein bißchen agitieren dort im Dorf, wie? Sagt den Bäuerlein so und so, das Flugwesen entwickelt sich bei uns, vielleicht tragen sie etwas Geld zusammen für ein neues Flugzeug!"
"Da könnt ihr versichert sein," antwortete Kossonossow, "ich werd' schon tüchtig Propaganda machen, wär' was anderes, wenn es nicht ums Flugwesen ginge, aber darüber, seid unbesorgt, werd' ich schon was richtiges sagen!" ...
"Also, Genossen Bauern - man baut Flugzeuge bei uns. Und nachher - ssst - fliegt man! In der Luft sozusagen!
Nun, mancher natürlich hält sich oben nicht gut, bums, saust er runter wie der Fliegergenosse Jeremilkin, rauffliegen tat er ganz gut und dann bums, krach, ein nasser Fleck blieb übrig!" ...
Vorgetragen von Manfred Krug bei "Lyrik, Jazz, Prosa" am 31.10.1965 in der Kongreßhalle am Alexanderplatz, Berlin (DDR)
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