Endlich mal wieder was los im Dorf, das seit Wochen gebannt darauf wartet, ob es demnächst auch wieder mal eine Regierung haben wird. Wie damals, als der "Supersturm Emma" (dpa) drohte, die Menschheit zu vernichten oder als der "Monstersturm Joachim" (Bild) ankündigte, die Zivilisation auszulöschen, feiert der Leitmedienchor nun den Orkan "Xaver". Windgeschwindigkeiten von 150 km/h! In Deutschland! "Der Norden zittert vor seiner Gewalt", haspelt der "Focus", und auch "Rest des Landes wird Wind und Schnee zu spüren bekommen". Nein! Unfassbar! Und das im Dezember! Ja, spielt das Klima nun endgültig verrückt? Die Ereignisse im Live-Ticker des Hysteriechannel:
Holländische Metereologen haben ihm nicht mal einen Namen gegeben. Deutsche hingegen wissen: Ein "Monster-Sturm" braucht nicht nur tagelange Warnungen vorab, er braucht vor allem einen Namen, um echten Schrecken verbreiten zu können. Hier haben die Deutschen wirklich aus ihrer Vergangenheit gelernt: Nannten sie Hamburg-Flut von 1771 und den Großer Sturm von 1703 noch so - Hamburg-Flut von 1771 und den Großer Sturm von 1703 - geht es seit einigen Jahren zu wie in Klein-Nadines Plüschtierzoo: Jedes Hoch und jedes Tief bekommt ein Nämchen, jedes Unheil wird zu Mann oder Frau erklärt, jeder Regenguss wird personalisiert, auf dass das Böse nicht unbemerkt an jenen vorbeistürme, die es nicht bemerken.
Da war das Sturmtief Daisy und der Orkan Xynthia, das Mittelmeertief Andrea, das Genuatief Rolf, der Supersturm Emma und der Halbhurrikan Kyrill - und immer war nur Deutschland die am härtesten betroffene Region, das Kernlande der Katastrophe. Kein Brite erinnert sich an "Rolf", weil es Rolf im Königreich nicht gab. Kein Spanier weiß etwas von Xynthia, von der ihm seine Hauptnachrichtensendung nie erzählt hat. Und kein Belgier ahnt auch nur, welche Gefahr ihm durch "Xaver" droht. Ein "Sturm" nennen ihn die Niederländer, deren königliches Meteorogie-Institut die zweithöchste Warnstufe ausrief.
Der nächste Schritt wäre eine Wetterwarnung, heißt es verharmlosend.
Doch bitte wie soll die Bevölkerung eines Kontinent, der über keine gemeinsame Sprache verfügt, gemeinsam vor Bedrohungen zittern, wenn es weder zu gemeinsamen Begrifflichkeiten reicht noch Gefahren gleich ernstgenommen werden? Wie fragt ein Deutscher einen Holländer in zehn, zwanzig Jahren, falls er die auf deutschem Boden wütenden Superstürme bis dahin überlebt, danach, wo er gewesen ist, als Xaver ganze Landstriche verheerte? Wenn der doch der Niederländer trotz seiner tiefen Lage am Meer von Sturmfluten verschont wird, die den höher gelegenen Deutschen mit Live-Tickern überschwemmen?
Ein Fall für die EU-Kommission, ein Fall für die Harmonisierungskommissare in Brüssel. Europa braucht einheitliche Namen für einheitliche Stürme, Europa muss unterm Regenschirm zusammenrücken, muss neu denken, neu handeln, Neu Delhi, wie der große hallesche Mundart-Metereologe Tom Gruß gesagt hat. Es braucht nicht nur entschiedene Maßnahmen für eine Fiskalunion, sondern auch entscheidende Weichenstellungen hin zu einer Wetterunion. Das Unheil muss muss für alle gelten, es muss ein EUnheil sein, das niemanden außen vor lässt.
Droht wieder ein Zickzack-Winter?
The Day after EmmaHolländische Metereologen haben ihm nicht mal einen Namen gegeben. Deutsche hingegen wissen: Ein "Monster-Sturm" braucht nicht nur tagelange Warnungen vorab, er braucht vor allem einen Namen, um echten Schrecken verbreiten zu können. Hier haben die Deutschen wirklich aus ihrer Vergangenheit gelernt: Nannten sie Hamburg-Flut von 1771 und den Großer Sturm von 1703 noch so - Hamburg-Flut von 1771 und den Großer Sturm von 1703 - geht es seit einigen Jahren zu wie in Klein-Nadines Plüschtierzoo: Jedes Hoch und jedes Tief bekommt ein Nämchen, jedes Unheil wird zu Mann oder Frau erklärt, jeder Regenguss wird personalisiert, auf dass das Böse nicht unbemerkt an jenen vorbeistürme, die es nicht bemerken.
Da war das Sturmtief Daisy und der Orkan Xynthia, das Mittelmeertief Andrea, das Genuatief Rolf, der Supersturm Emma und der Halbhurrikan Kyrill - und immer war nur Deutschland die am härtesten betroffene Region, das Kernlande der Katastrophe. Kein Brite erinnert sich an "Rolf", weil es Rolf im Königreich nicht gab. Kein Spanier weiß etwas von Xynthia, von der ihm seine Hauptnachrichtensendung nie erzählt hat. Und kein Belgier ahnt auch nur, welche Gefahr ihm durch "Xaver" droht. Ein "Sturm" nennen ihn die Niederländer, deren königliches Meteorogie-Institut die zweithöchste Warnstufe ausrief.
Der nächste Schritt wäre eine Wetterwarnung, heißt es verharmlosend.
Doch bitte wie soll die Bevölkerung eines Kontinent, der über keine gemeinsame Sprache verfügt, gemeinsam vor Bedrohungen zittern, wenn es weder zu gemeinsamen Begrifflichkeiten reicht noch Gefahren gleich ernstgenommen werden? Wie fragt ein Deutscher einen Holländer in zehn, zwanzig Jahren, falls er die auf deutschem Boden wütenden Superstürme bis dahin überlebt, danach, wo er gewesen ist, als Xaver ganze Landstriche verheerte? Wenn der doch der Niederländer trotz seiner tiefen Lage am Meer von Sturmfluten verschont wird, die den höher gelegenen Deutschen mit Live-Tickern überschwemmen?
Ein Fall für die EU-Kommission, ein Fall für die Harmonisierungskommissare in Brüssel. Europa braucht einheitliche Namen für einheitliche Stürme, Europa muss unterm Regenschirm zusammenrücken, muss neu denken, neu handeln, Neu Delhi, wie der große hallesche Mundart-Metereologe Tom Gruß gesagt hat. Es braucht nicht nur entschiedene Maßnahmen für eine Fiskalunion, sondern auch entscheidende Weichenstellungen hin zu einer Wetterunion. Das Unheil muss muss für alle gelten, es muss ein EUnheil sein, das niemanden außen vor lässt.
Droht wieder ein Zickzack-Winter?
Wetterdienst warnt: Vorhersagen nehmen zu
7 Kommentare:
:-)
Nicht schlecht!
Puuh....also fast hätte ich die Warnungen verpasst weil ich schlotternd vor Angst hinterm Sofa kniete :-)
Es ist ein wenig Wind .....na und?
Einzig ricgtig haben es die Surfer auf der Alster gemacht die die Polizei heute Mittag dann vertrieben hat
DER STURM DER ANGST
EUnheil !
Chapeau - Das EUnwort des Jahres, bestimmt.
Fein beobachtet!
Als hier vor kurzem der wilde "Christian" tobte, habe ich das wegen Medienabstinenz gar nicht mitbekommen. Es war halt ganz schön windig.
Bis wir einen besorgten Anruf aus dem Rheinland bekamen, ob es uns denn auch gut gehe. "Muss ja schlimm sein bei euch da oben, die Nachrichten sind voll davon!" Ohne diesen Anruf wüsste ich wohl heute noch nix vom Aufschlagdatum dieses ominösen Christian und dass wir irgendwie mit drin waren.
Und nach der Lektüre dieses Artikels hier, habe ich heute einen holländischen Kollegen gefragt, ob bei ihm daheim auch so ein Sturm-Zirkus gemacht wird. Er meinte "In Holland, wir machen dann die Tore zu und gut ist es". Der Rest war Schulterzucken.
Beste Grüße, Calimero
Das deutsche Hornvieh bekommt ja schon von Kindesbeinen auf eingeflüstert, bei der Natur handele es sich um eine mystische, mächtige, grimmige, rachsüchtige und nachtragende Gewalt. Gegen Ungehorsame, Herausforderer, Frevler und Schänder geht sie unbarmherzig vor. –
Ergo muss gerade das bundesdeutsche Rind, überladen mit Schuld gegen „Mutter Natur“, die es mit seinen frevlerischen Atoooom-Kraftwerken, ungeheuren Zeh-Oh-Zwoh-Ausstössen, Kliiimaaa-Mordanschlägen, Regenversauerungen, Wald-Massenmorden, Ozon-Durchlöcherungen, usw. akkumuliert hat, jederzeit damit rechnen, dass die aufs schwerste gekränkte Natur brutal zurück schlägt und gewissermassen eine Strafexpedition gegen das unbotmässige Rindervolk in Form einer Naturkatastrophe ausführt.
Ano-Nymus
Neben dem deutschen Wald, der als Zweigstelle und sichtbare Manifestation der grossen Mutter Natur firmiert, und in dem in mystischem Dunkel all die düsteren Stürme um die Wette brausen, die das Gemüt des theutschen Hornviehs schon immer verwirrten, ist auch die „Geschichte“ zur weiteren richtenden und strafenden Instanz avanciert. Auch vor ihren gestrengen Urteilen hat sich unser Rindervolk tunlichst zu fürchten und untertänigst zu beugen.
Als permanenter Überwachungsmonitor kann die“ Geschichte“ zudem die aktuellen Sünden der Rinder detektieren und das Mass an daraus resultierender „Schuld“ erfassen.
Ano-Nymus
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