Dienstag, 1. Oktober 2013

Innovative Geschäftsideen: Mietmob24 macht Krawalle bezahlbar

Kevin Zippel wehrt bescheiden ab. Nicht er habe eigentlich die Geschäftsidee gehabt, mit der seine gerade eben erst gegründete Firma mietmob24.de derzeit Innovationspreise rund um den Globus abräumt. „Das war vielmehr der Herr Sepp Blatter“, sagt der großgewachsene gelernte Hotelfachmann, der bereits seit seinem 14. Lebensjahr nahezu jedes freie Wochenende nutzte, um als sogenannter Ultra mit einem recht traditionsreichen Fußballverein durch die Lande zu reisen. „Immer viel Spaß, aber natürlich gelegentlich auch Ärger“, hätten er und seine Freunde dabei gehabt. „Denn nicht jeder mag uns, wie wir sind.“

Auch Sepp Blatter, wegen Korruption und Vetternwirtschaft heftig umstrittener Chef des Weltfußballs, mag die Ultra-Kultur nicht besonders gern leiden. Nachdem italienische Anhänger eines dortigen Vereines die Spieler einer Gastmannschaft mit Affenlauten beleidigt hatten, schlug der Fifa-Chef umgehend drastische Maßnahmen vor. „Ich finde, wir sollten unseren Nationalverbänden und den Konföderationen die Anweisung geben, sehr entschieden vorzugehen“, sagte er, „das beste wäre das Abziehen von Punkten und der Zwangsabstieg einer Mannschaft, denn letztlich ist ein Klub für seine Zuschauer verantwortlich.“

Für Zippel ein Weckruf. „Ich habe irgendwie sofort kapiert, was da für ein Geschäftspotenzial liegt“, sagt der Fußballfan, der bis zum Alter von 18 Jahren selbst aktiv gegen den Ball trat. Dann kam eine schwere Knieverletzung, die erste richtig feste Freundin. „Die Zeit reichte nicht mehr fürs Kicken, die Kirsche und den Klub“, sagt er.

Aber sie reichte für eine Firmengründung. „Mit mietmob24 haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, als Servicedienstleister dort einzugreifen, wo es Vereine sportlich nicht schaffen, ihre Ziele zu erreichen“, umschreibt der eloquente Fachgastronom das gemeinsam mit den Fifa-Offiziellen entwickelte Geschäftsfeld, in dem er sich mit seinen beiden Partnern bislang völlig allein tummelt. Zippel will und kann da nicht sehr viel genauer werden, ein Blick auf seine Webseite aber verrät schon mehr: Hier können Vereine in sportlich prekärer Lage Zuschauer mieten, die sich dann als Fans einer Konkurrenzmannschaft in deren Kurve begeben und dort je nach Umfang der Bestellung durch den Auftraggeber rassistisch, rechtsextremistisch oder auch gewalttätig auffällig werden.

„Wir bieten verschiedenste Komplettpakete an, haben aber auch ein Baukastensystem, nach dem der Kunde sich die Leistungen seines Mietmobs zusammenstellen kann“, sagt Zippel. Dabei variere die Größe des Mobs von einigen wenigen Störern bis hin zu hunderten, wahlweise werden die nur verbal ausfällig oder sie provozieren auch Übergriffe der Polizei, indem sie direkt gegen andere Zuschauer und Ordner handgreiflich werden.

Das alles geschehe stets unter der Legende, der Anhang des Vereines zu sein, dem der Auftraggeber einen Punktabzug oder aber den direkten Abstieg wünsche. „Wir sind da sehr kreativ“, sagt Kevin Zippel, „der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.“ So umfasst das 1000-Euro-Basispaket, das dem Gegner nach den Regularien des DFB-Sportgerichtes etwa 10.000 Euro Geldstrafe einbringt, zwei Dutzend Randalierer, die vier Bengalos abbrennen und viermal im Spiel Affenlaute verursachen. Sei kein dunkelhäutiger Spieler in der Gastmannschaft, stehe wahlweise ein antisemitischer oder ein fremdenfeindlicher Fangesang zur Verfügung. Teurer, aber auch viel einträglicher ist das sogenannte Start-Plus-Paket: Hier sind sechs Bengalos, eine rassistische Zaunfahne, zwei Raketen und ein versuchter Platzsturm inklusive. Rassistische oder anderweitig anstößige Gesänge können im Block gegen einen geringen Aufpreis zugebucht werden. Aller Erfahrung nach, so mietmob-Chef Zippel, verhänge der DFB hier Strafen „oberhalb Geisterspiel“. Auch Punktabzüge seien drin.

„Aber wer auf Nummer sicher gehen und sich die Entscheidung sparen will, bucht gleich unser Sorglos-Paket“, empfiehlt er. Von Feuerzeugwurf über Schmähgesänge aller Art, Pöbeleien gegen neutrale Zuschauer, fragwürdige Spruchbänder und Dutzende Bengalos und Nebeltöpfe bis hin zu gezielten Raketenschüssen auf Spieler und Schiedsrichter sei hier alles dabei, was man sich nur wünschen könne. Ab 15.000 Euro plus Fahrkosten treten bis zu 350 Mitarbeiter von mietbob24.de als Heimfans außer Rand und Band auf, ab 25.000 stünden sie auch bereit, Autos vor dem Stadion zu demolieren, die Polizei in der Innenstadt zu attackieren und neutrale Zuschauer mit leeren Flaschen zu bewerfen. „Wer hier zugreift“, verspricht Kevin Zippel, „kann sicher sein, dass der Verein, für den er uns bucht, die nächsten Jahre in einer anderen Liga verbringt.“

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4 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Das ist doch keine Geschäftsidee, sondern alltägliche Praxis. Erschreckend, was auf einmal nach den Wahlen ans Tageslicht gezerrt wird.

Anonym hat gesagt…

Antimosaisch trauen die sich? Wohl nur mit dem (nicht offiziellen) Segen des Großen Sanhedrin.

Anonym hat gesagt…

klingt durchdacht . Wann gehen die an die Börse ?

der Sepp

Anonym hat gesagt…

Da fällt mir doch spontan
http://www.feldhamsterverleih.de/haupt.htm
ein...