Sonntag, 6. Oktober 2013

Gehirnkotze von Kommentarnutten

Nicht mal ein Hitlervergleich ist dabei. Keine Herabwürdigung des Holocaust. Kaum Fäkalsprache. Und wenig verbotener Euro-Skeptizismus. Doch dort, wo das Internet noch "isch" ist und der Kampf wechselweise für und gegen allerlei Ismen tobt, herrscht Fürsorglichkeit bis zur Machtübernahme: hatr.org, ein Projekt der studierten Gender- und Queer-Spezialistin Kathrin Ganz, die sich hier „Xena“ nennt, hat es sich zur Aufgabe gemacht „Hass-Kommentare aus deutschen 60 Blogs“ zu sammeln und so auf die „mangelnde Kommentarkultur in Deutschland“ hinzuweisen.

Das geht natürlich nicht im Offenen, da braucht es einen „Triggerhinweis“, um sensible Gemüter vor dauerhaftem Schaden zu bewahren. „Der Inhalt kann stark triggern, d.h. traumatische Erinnerungen und Angst auslösen“, heißt es da, und fürfürfürsorglich wird auch das noch in Normalsprache übersetzt: „Er ist schwer zu ertragen“.

Erwartungfroh gruselnd werden sich Neugierige nun hinunterlassen in den Abgrund aus menschlichem Gedankenauswurf. Ganz verspricht ja auch einiges: „die explizite Beschreibung sexualisierter Gewalt, Sexismus, Rassismus, Ableismus, Antisemitismus, Homophobie, Lookismus – und das alles in Form von Beleidigungen und Ausführungen in „extrem gewaltvoller Sprache“.

Ein Fest für alle, die heute noch nicht wissen, was Ableismus eigentlich ist und wie widerwärtig die Vorstellungen von eingefleischten Lookisten sind. Trotz der ernsten „Triggerwarnung“ der Netzaktivistin, „Bitte überlege, bevor du weiter gehst, ob du dich damit konfrontieren möchtest“ ist die Tür schnell aufgeklickt – und das Entsetzen groß.

Da schreibt ein "Gipsnacken" fast schon zärtlich „Du bist nichts weiter als ne dumme Schlampe die mit ihrer Armee aus Kommentarnutten ihre Gehirnkotze in die Blogs pisst“, da folgert Bastl „ich seid alles kleine FaschistInnen und ihr merkt es nicht nicht mal“ („ich“ im Original), da verharmlost ein „Sachsenboy“ absichtlich „Man, nehmt das Leben doch nicht immer so ernst.“ Ein Bernd Lauert jammert „Ich bin total empört! Mir ist neulich auch etwas aufgefallen: DER Mixer, DER Kaffeevollautomat, DER Führerschein. Überall Männer, das ist doch voll der Sexismus!“, ein anderer Hasser schreibt anzüglich „Soll das Satire sein, oder meint ihr das abstruse Zeug hier ernst?“ und ein Ditter behauptet, die in einem feministischen Blog aufgestellte These "Deutschenfeindlichkeit ist richtig" sei eigentlich falsch.

Aber die versprochene explizite Beschreibung sexualisierter Gewalt, der Sexismus, der Rassismus, der Ableismus, der Antisemitismus, die Homophobie, der Lookismus, die Schädlinge am modernen Gesellschaftskörper – kaum zu finden sind sie unter Halden von Irrelevantem, Bergen von Blödsinn und Hügelgräbern aus Rechtschreibfehlern. Auch die explizite Dichtung schächelt: "Shake die Titten, lass sie wippen, shake die Titten zeigt uns was ihr habt" heißt es zwar in einem grauenvollen Eintrag. Aber wen das nicht im tiefsten Inneren erschüttert, der findet auch nicht Schlimmeres.

Hier muss das eigentlich vielversprechende Geschäftsmodell der jungen Unternehmerin deutlich nachgebessert werden. Im Augenblick setzt Kathrin Ganz darauf, über eine spezielle Schnittstelle Hass aus fremden Blogdiskussionen zugeliefert zu bekommen. Auf hatr.org solle dann nach Ablauf der derzeitigen Beta-Phase Werbung geschaltet werden, über die die Frauen-, Männer-, Schwulen-, Fremden-, Kinder- und Netzaktivisten-Hasser dann selbst die Gehälter der Leute erwirtschaften, die angetreten sind, sie zu liebevollen, toleranten Mitmenschen umzuerziehen. Geld verdienen mit fremdem Hass, eine beeindruckende Geschäftsidee, die jedoch in der Praxis an einem eklatanten Mangel an triggerfähigen Hassbotschaften zu scheitern droht. Zu lau, zu mau, zu friedlich und verbindlich muten die meisten Versuche in „Hate-Speech“ an, als dass sich dauerhaft ein breites, oft durch Horrorfilme, ARD-Talkshows und Hörspiele mit den drei Fragezeichen sozialisiertes Publikum davon binden lassen könnte.

Am Ende die Frage aller Kämpfer für das Gute, Wahre und Schöne, hier von der jungen Unternehmerin an sich selbst gestellt, damit die Antwort mal klar ist: „Gibt es tolle Grafiken, die ich auf meiner Webseite anzeigen kann, um Hatr zu unterstützen?“

"Ich habe die Triggerwarnung gelesen und möchte fortfahren."

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hatr (auch h8tr) ist Kürzelsprache für Hater. Hater steht nicht in den alten Wörterbüchern ehemaliger Schülersprecherinnen, und wer es nach der bekannten Vokabel hate als Hasser ableitet, ist ein wenig auf dem Holzweg.

Die gängige Bedeutung ist Neider.

Urban Dict schreibt:
1. hater
A person that simply cannot be happy for another person's success. So rather than be happy they make a point of exposing a flaw in that person.

Orwell hat gesagt…

Das ist so blöde, da fällt mir am Sonntach Mittach nix zu ein. Ausser, die hat nen extrem aggressiven Hirnwurm, die Tante. Sollte sich das Ding amputieren lassen.

Anonym hat gesagt…

das zdf hat doch bestimmt hier und da ne dicke kV liege - WENN es also die al ka-Ida tatsächlich gäbe könnten die Mullahs doch mal dem Lanz den Saft abstellen - drei oder vier Schneidladungen - 4 sec Lanz-Minusmann-Grinsegesicht und FUPPP- Testbild .

heute mal anonym .

Volker hat gesagt…

Ach komm, VRIL, kannst ruhig Gesicht zeigen.

Anonym hat gesagt…

VRIL guckt "cäptn amerika" und freut sich über den bösen Dr red skull der mit seiner modifizierten Arado E 555 neu york bombardieren wird .

ich schalte aber immer ab wenn`s der Böse nicht schafft .

http://modelingmadness.com/scott/axis/luft/e555d.jpg

Anonym hat gesagt…

Kevin America steuert nun die deutsche Hochtechnologiewaffe sicher zum Ausweichlandeplatz - das Böse wurde besiegt und Frl. biblebelt weint bitterlich .

100 Jahre sind bald um . Zeit für neue Taten .

nur im trash tv gewinnt der Plutokrat - ohne Ostfront kein Sieg des systems - jeder an seiner Stelle kann jeden Tag Kevin amerika wirksam bekämpfen . Für eine Welt ohne Detroit oder Nanterre - für eine Welt ohne pro 7 .

Anonym hat gesagt…

Brandauer als Mephisto - ganz großes Kino .

"das ist doch bestimmt kein Verkehrsunfall gewesen"

man kann von den Nazis halten was man will - die Nazibüros (tm) wirken in der Regel gemütlich bis funktionell .

Zunächst wollte ich "funktional" schreiben ( "das funktionale Nazibüro im gesellschaftspol. Kontext .." ) - habe mich dann aber für "funktionell" umentschieden .

"Funktionell" klingt einerseits freundlich bis demokratisch - wirkt dabei aber nicht oberlehrerhaft - kitschig

morgen mehr



der Sepp



Anonym hat gesagt…

"das funktionelle Nazibüro als intergraler Bestandteil der reaktionären Repressionskultur" , unveröffentlichtes Manuskript von Joachim Gauck .

Anonym hat gesagt…

aus selbsterdachter Zelle nicht ans Licht der Wirklichkeit sieht nicht die schöpferische Freiheit voll Wunder Vorstellungen nur an alte Wunschbilder Träume zu früheremZeitpunkt im Leben einmal Bedeutung binden Kraft Dynamik im Geflecht überkommener persönlicher Historie längst leblos und irrelevant aus Mangel an Offenheit für neue Eindrücke Impulse Energien psychische Kreativität in bloßer Perpetuierung verschlissener Bilder deren Aufrechterhaltung erschöpft und sinnlos verbraucht----- bedarf es nur des konsequenten Entschlusses von alten Vorstellungswelt zu lösen offnen für neue Perspektiven Befreiung von den eigenen hemmenden Wunschbildern als große Erlösung als persönliche Erfüllung Wünsche verstellen den Blick auf das Gewünschte wer sich von sich löst, kommt sich selbst näher goldene Träume an tönerne Wirklichkeit verändern nichts .....pfffff....Poff
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