Kommt das zu früh? Ist es zu spät? Oder hat Peer Steinbrück, die "coole Sau" (Gabriel) der deutschen Sozialdemokratie, wieder einmal die richtige Idee zur richtigen Zeit gehabt? Im "SZ-Magazin" jedenfalls packt der scheidende Kanzlerkandidat der SPD den Stinkefinger aus - eine Geste, mit der schon Musiker Johnny Cash im Jahr 1969 seine erste Karriere beendet hatte. Nach dem Auftritt im Gefängnis von San Quentin, vor dem die Aufnahme entstand, kleidete er sich nur noch schwarz, verzichtete auf Chartshit und schaffte es so, als stinkreicher Star zum Sprachrohr der Unterdrückten zu werden.
Für "the poor and beaten down, the sickly and the old" steht auch Peer Steinbrück ein, im schwarzen Cash-Anzug, die Unterlippe in einem leicht missglückten Nachstellungsversuch der Cash-Geste herunterhängenlassend. Veröffentlicht wurde das Steinbrück-Foto pünktlich zum 10. Todestag von Cash: Das kann kein Zufall sein.
Doch wo Cash noch pure, echte Wut anzusehen ist, imitiert Steinbrück faden Bildschirmzorn. Der Erlauber von Verbriefungen und Erfinder der "amerikanischen Krise" ist ein Schauspieler, aber ein schlechter. Wo Cash eine Gitarre hält, weil er gleich vor ein paar hundert Schwerverbrechern singen wird, präsentiert der Kandidat trotzig seine Uhr - ein Accessoire, das sonst kein Politiker gern zeigt, wenn Wähler zuschauen.
Die Botschaft ist klar, und sie wird nicht vom Stinkefinger transportiert, der die Leitmedien-Meute elektrisiert hat, als habe die Wahlkampfsimulation der zurückliegenden Wochen schlagartig doch noch irgendeine Relevanz erlangt.
Die Uhr ist die Nachricht, die gelesen werden darf: Hier steht einer, und bald geht er, aber der stilvolle Wecker, der bleibt ihm. Wir sehen einen Mann, der den Stinkefinger zur Ablenkung hebt, einen Mann, der weiß, dass er nicht gewinnen kann, der nun aber wenigstens klarmachen möchte, dass er nie gewinnen musste, weil er ohnehin ein Gewinner ist und bleibt. Seine Uhr ist kein Zeitmesser, die die verstreichenden letzten tage in der Nähe der Macht misst, sondern ein Statussymbol, das Steinbrück versichert, dass er erfolgreich ist, bleibt und bleiben wird, auch wenn er am Ende niemals im Leben eine Wahl gewonnen hat.
Der behäbige, steife Senior posiert als die "coole Sau", zu der ihn sein behäbiger, runder Pop-Parteichef hatte erklären wollen. Und ist damit die ärmste Sau im Lager der SPD. Cash stand damals, als sein Stinkefinger-Foto veröffentlicht wurde, vor dem Comeback, das Rick Rubin ihm organisierte. Steinbrück hat seins hinter sich. Er rockt zum Abschied, gekleidet in einen Beerdigungsanzug, wie er es eben versteht. Man möchte die Musik dazu lieber nicht hören.
Steinbrück spiele nun in dieser Liga mit Stefan Effenberg, bemerkt die Frankfurter Rundschau zutreffend. In einer Liga mit Johnny Cash spielt er jedenfalls nicht.
Mehr aus der großen PPQ-Serie "Wiedergeboren als..."
Für "the poor and beaten down, the sickly and the old" steht auch Peer Steinbrück ein, im schwarzen Cash-Anzug, die Unterlippe in einem leicht missglückten Nachstellungsversuch der Cash-Geste herunterhängenlassend. Veröffentlicht wurde das Steinbrück-Foto pünktlich zum 10. Todestag von Cash: Das kann kein Zufall sein.
Doch wo Cash noch pure, echte Wut anzusehen ist, imitiert Steinbrück faden Bildschirmzorn. Der Erlauber von Verbriefungen und Erfinder der "amerikanischen Krise" ist ein Schauspieler, aber ein schlechter. Wo Cash eine Gitarre hält, weil er gleich vor ein paar hundert Schwerverbrechern singen wird, präsentiert der Kandidat trotzig seine Uhr - ein Accessoire, das sonst kein Politiker gern zeigt, wenn Wähler zuschauen.
Die Botschaft ist klar, und sie wird nicht vom Stinkefinger transportiert, der die Leitmedien-Meute elektrisiert hat, als habe die Wahlkampfsimulation der zurückliegenden Wochen schlagartig doch noch irgendeine Relevanz erlangt.
Die Uhr ist die Nachricht, die gelesen werden darf: Hier steht einer, und bald geht er, aber der stilvolle Wecker, der bleibt ihm. Wir sehen einen Mann, der den Stinkefinger zur Ablenkung hebt, einen Mann, der weiß, dass er nicht gewinnen kann, der nun aber wenigstens klarmachen möchte, dass er nie gewinnen musste, weil er ohnehin ein Gewinner ist und bleibt. Seine Uhr ist kein Zeitmesser, die die verstreichenden letzten tage in der Nähe der Macht misst, sondern ein Statussymbol, das Steinbrück versichert, dass er erfolgreich ist, bleibt und bleiben wird, auch wenn er am Ende niemals im Leben eine Wahl gewonnen hat.
Der behäbige, steife Senior posiert als die "coole Sau", zu der ihn sein behäbiger, runder Pop-Parteichef hatte erklären wollen. Und ist damit die ärmste Sau im Lager der SPD. Cash stand damals, als sein Stinkefinger-Foto veröffentlicht wurde, vor dem Comeback, das Rick Rubin ihm organisierte. Steinbrück hat seins hinter sich. Er rockt zum Abschied, gekleidet in einen Beerdigungsanzug, wie er es eben versteht. Man möchte die Musik dazu lieber nicht hören.
Steinbrück spiele nun in dieser Liga mit Stefan Effenberg, bemerkt die Frankfurter Rundschau zutreffend. In einer Liga mit Johnny Cash spielt er jedenfalls nicht.
Mehr aus der großen PPQ-Serie "Wiedergeboren als..."
13 Kommentare:
zu was für zeiten sind sie bitte wach ???
immer
Ich finde, wenn etwas zu Steinbrück passt, dann dieses Bild. Eine peinlich missglückte Pose in einer peinlichen Rubrik einer peinlichen Zeitung.
Ehrlich, wir haben nicht abgeschrieben, aber die Assoziation dieser Geste mit Gabriels "kalter Sau" war auch uns sofort offenbar. Der Kontext zu alten Roggern war freilich unbekannt.
Übrigens sieht Steinbrück in der Pose so aus, als hätte er sich den Finger gerade aus dem Mund gezogen, dabei heißt es doch "zieh den Finger aus dem A..." - was allerdings kein Widerspruch sein muß.
Aber die ärmste Sau, da wollen wir uns doch nichts vormachen, sind mit Abstand Sie.
Den ganzen Tag Deutschlandradio auf kommentierbare Nachrichten abhören. Dann schnell, schnell einen Kommentar zusammen rotzen aber noch nicht mal richtig ("Zeitmagazin"). Das dann noch schnell, bei www.dasgelbeforum.de.org einstellen, aber ohne das Bild.
Sie haben das Zeug zum BILD-Journalist.
Nein, ganz im Gegenteil!!.. Selber Schuld!!
so verschieden sind die ansichten
Rummeckern und den "chart shit" unerwähnt lassen? Was sind Sie denn für einer?
@Anonym2
Enttäuscht, daß P€€rs Stinkefinger hier nicht als "cool" empfunden wird? Falls sie Peer Steinbrück höchstpersönlich sind und hier die beleidigte Leberwurst spielen wollen, dann gehen Sie doch einfach wieder in Pose.
ich empfinde anonym2 als total cool
klarer fall - p€€r zeigt seinen wählern den stinkefinger, weil er von diesen idioten natürlich nicht hält. DER PEER und die spd-gläubigen aus der unteren mittelklasse - wie arsch und kopf, mist- und goldhaufen.
Mag ppq das Zeug zum BILD-"Journalist" haben; Anonym2 aber ist definitiv zum Germanisten berufen mit seinem zusammengerotzten Kommentar. Deklination und Interpunktion in der Baumschule gelernt. Mit noch mehr roter Bildungspolitik bekommen wir noch mehr von dieser Sorte. Das wird richtig schön kunterbunt.
Die Uhr... da war doch was...
Hier ist das Original.
http://www.werbeblogger.de/2006/10/29/die-macht-der-nonverbalen-kommunikation/
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