Samstag, 7. September 2013
Angst ohne Freiheit ohne Angst
Freiheit ohne Dings, äh, Bums, äh, Freiheit. Mist, verheddert, noch einmal von vorne. "Freiheit ohne Angst" muss es natürlich richtig und vollständig heißen. Zu bedeuten hat das nicht viel, außer: Irgendwie ist es schlimm, wenn irgendwer irgendwas macht. Enthüllungs-Phantom Edward Snowden hat nämlich wieder einmal pünktlich das getan, was er am besten kann: Er hat enthüllt. Die NSA habe die letzten Geheimnisse der Kryptografie gelüftet und somit Zugriff auf alle digitalen Informationen, die via Internet unterwegs sind. Das wiederum stürzt stinknormale Zeitungen und Zeitschriften in die Krise, denn sie müssen jetzt ihren Lesern SSL, VPN und HTTPS erklären.
Vor allem aber treibt es die Deutschen auf die Straße. Zwischen 5.000 und 20.000 Demonstranten demonstrieren also am Samstag in Berlin für "Freiheit ohne Angst". Was auf den ersten Blick wie die Aktion Ewiggestriger ("Freiheit statt Sozialismus") wirkt, ist natürlich ein Aufschrei der Empörung darüber, dass es eine "massive Internet-Überwachung" (dpa et. al.) gibt. Und ein erfolgreicher Aufschrei der Empörung noch dazu. Denn bisher interessierte der Überwachungsskandal angeblich niemanden im Land, jetzt sind es hingegen, nun ja, viele. Und zwar so viele, dass ein breites Bündnis von 85 Organisationen sagen wir 15.000 Menschen aktivierte. Das sind freundlich geschätzte 180 Unterstützer pro Organisation, was wiederum dafür spricht, dass auch Kleingartenvereine und Ikebana-Fans beteiligt waren ...
Ganz pragmatische Überlegungen wie folgende spielten dabei keine Rolle. Denn Alan Posener bemerkt in der WELT vollkommen zu Recht: "Man fordert Beweise für die Verantwortung des Assad-Regimes in Sachen Giftgasangriffe. Diese Beweise können der Natur der Sache nach fast ausschließlich aus der abgefangenen geheimen Kommunikation zwischen der Armeezentrale und örtlichen Kommandeuren bestehen. Was will man nun? Beweise für den Massenmord oder ein Verbot der Vorratsdatenspeicherung und Entschlüsselung?"
Egal, Hauptsache es knallt - im Dachstübchen. Denn wenn alle Verschlüsselungen geknackt sind, und der "Internet-Aktivist" Jake Appelbaum genau deswegen zur Nutzung der Verschlüsselung aufruft, dann ist die "Angst ohne Angst" nicht mehr weit.
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1 Kommentar:
Da waren bestimmt ganz viele Geistesschaffende unter den Demonstranten. Die Teilnehmerauflistung ist vermutlich identisch zu den Unterzeichnern der Aufrufe "Schriftsteller gegen Zionismus" und "Philosophen gegen Atome".
Zur Sache:
Ich will die ganzen Enthüllungen gar nicht in Abrede stellen. Genaugenommen hätte ich den Zustand auch ohne die Whistleblower so angenommen. Die Monstergeheimdienste sind Datensammler vorm Herrn. Die Tschekisten haben über den Nobody VS eine Akte von imponierenden 150 Seiten angelegt. Und das war nur eine von 6 Millionen. Dass die sich regelmäßig in ihrer Datenmasse verheddern, wundert dann auch nicht mehr.
Dennoch werden die Snowden-Enthüllungen immer bizarrer.
Es ist nämlich nicht so, dass die Geheimdienste nur nach außen hin eine Brandmauer haben. Auch intern gibt es Querschotte ohne Ende.
Ist auch logisch. Die müssen damit rechnen, dass der Feind einen Agenten dort plaziert. Deshalb müssen die Vorsorge treffen, dass der nur die in seinem Büro zugänglichen Daten abfasst und an die der anderen nicht rankommt.
Rätselhafterweise jedoch soll es bei der NSA ganz anders zugehen. Wer dort anheuert, wird erst mal mitgenommen zur Betriebsbesichtigung. Hier die U-Boote, die die UW-FO-Kabel anzapfen. Hier die Abteilung, die die Telefonate registriert, hier die für den E-Mail-Verkehr. Und die Jungs hier sind gerade dabei, die Verschlüsselungsmechanismen zu knacken.
Natürlich liegen alle Unterlagen zur unkontrollierten Benutzung für alle frei herum. Und Sperren zwischen den Laufwerken und Datenbanken sind bei der NSA unbekannt. Jeder kann irgendwo seinen USB-Stick reinschieben und Daten absaugen welche und soviel er nur immer will.
Ich weiß nicht, wer manipuliert. Aber es wird immer offensichtlicher, dass an dem Snowden-Plot irgendwas nicht stimmt.
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