Zehn Prozent der Spielzeit sind vorüber, und der letztjährige Drittliga-Zehnte Hallescher FC steckt in der tiefsten Krise seit der Spielzeit 1994/1995, als eine um den derzeitigen Co-Trainer Dieter Strozniak verstärkte A-Jugendmannschaft nach dem Abschied aller Profispieler in 30 Oberliga-Begegnungen ganze drei Punkte holte.
Übertrieben? Der Ernst der Lage schwarzgemalt?
Keineswegs. Zehn Prozent der Spielzeit sind vorüber, der HFC hat in vier Begegnungen ein Tor geschossen und sieben kassiert und damit null Punkte geholt - hochgerechnet auf die übrige Saison ergibt das eine Gesamtausbeute von zehn Treffern bei 70 Gegentoren. Rein rechnerisch ist das sogar deutlich schlechter als 1995, als 17 eigene Tore bei 83 Gegentoren zu immerhin drei Punkten aus drei Remis reichten.
Es sieht nur besser aus, zumindest in den beiden Heimspielen, die mit Pech oder durch fehlendes Glück verlorengingen. Auswärts allerdings präsentierte sich die von zwei bis drei Ausnahmen abgesehen völlig neuformierte Startelf noch deutlich schlechter als die anämisch Richtung Abstieg taumelnde Truppe aus dem Herbst 2012: Auch damals holte die Mannschaft in vier aufeinanderfolgenden Spielen keinen Punkt. Allerdings standen da schon 14 Zähler zu Buche und es waren schon neun Tore geschossen worden.
Eine überaus klägliche Quote, die im Vergleich zur derzeitigen dennoch wie die einer Spitzenmannschaft wirkt. Augenblicklich erzielt der HFC ein Tor aller 360 Minuten, während er aller 51 Minuten eins kassiert. Die eigene Torquote liegt damit mit 0,25 Pro Spiel noch einmal um 70 Prozent unter der des Katastrophenherbstes 2012 (0,82 pro Spiel). Und auch die damals geschluckten 1,455 Gegentore pro Spiel werden mit bisher 1,75 deutlich übertroffen.
Es läuft also offensichtlich vieles falsch und wenig richtig beim Traditionsverein von der Saale, dessen Macher vor der Saison angetreten waren, mit einer komplett neuaufgestellten Mannschaft nicht wieder endlos um den Klassenerhalt zittern zu müssen. Die "zweifellos neuen Qualitäten im Team", so Trainer Sven Köhler, sollten die für den Ligaerhalt "notwendigen 45 Punkte so schnell als möglich einfahren", um "für die nachfolgende Saison sicher planen zu können".
Dass diese Planungen nach derzeitigen Stand bereits beginnen können, steht außer Frage. In ihrer Sommerform ist Köhlertruppe ein sicherer Absteiger - vor allem, weil hier noch gar nichts zusammenpasst. Mit Horvat, Kanitz, Hartmann, Mast und den geborgten Leistner und Furuholm verlor die Mannschaft sechs tragende Stammkräfte durch Karriereende, Rückholaktionen oder Wechselwünsche. Abwehrchef Ruprecht und der flexible Außenverteidiger Benes mussten gehen, Mouaya und Becken sind immer noch verletzt, dauerverletzt ist auch der im Winter neuverpflichtete Regisseur Ziegenbein.
Die Neuzugänge, von Manager Ralph Kühne und Trainer Köhler mit kleinem Portemonnaie eingekauft, können die Lücken bisher nicht annähernd schließen. Hartmann-Ersatz Niklas Brandt verletzte sich im ersten Spiel, der Rest der blonden B-Fraktion Baude, Brügmann und Bertram spielt bisher mit, nicht aber groß auf. Auch an den alten Männern Wagefeld und Ziebig vermag sich das Team im Moment nicht aufzurichten: Die zuletzt erfolgreichen Freistoß-Standards funktionieren mit dem neuen, schwerfälligen Stürmer Pierre Merkel nicht. Wagefeld fällt am meisten auf, wenn er mit dem Schiedsrichter diskutiert. Ziebig geht zwar außen immer mal wieder dieselben Wege wie im letzten Jahr. Es fehlt ihm allerdings ein Denis Mast - der Spielwitz des von St. Pauli geholten Andy Gogia verpufft bisher.
Dafür wackelt die Innenverteidigung, aus der Köhler den im vergangenen Jahr meist zuverlässigen Kristian Kojola herausrotiert hat, um mit Franke und Lachheb völlig neu aufzubauen. Franke verschuldete bisher zwei bis drei Gegentreffer, Lachheb zumindest einen. Köhler aber hält an den beiden Neuzugängen fest, ja, er scheint ohnehin überzeugt, dass höchstens zwölf oder 13 seiner Spieler die Qualität haben, die eine Drittligamannschaft braucht. Trotz Rückstands wechselte er gegen RB nur zweimal, gegen Erfurt ebenso, gegen Wiesbaden gar nur einmal. Erst in Kiel schöpfte er das Wechselkontingent aus - ein Umdenken?
Lichtblicke sind rar: Toni Lindenhahn, zuletzt auf dem besten Wege, als ewiges Talent in die HFC-Geschichte einzugehen, machte gegen den Tabellenführer Wehen-Wiesbaden das beste Spiel seiner letzten zwei Jahre. Der neue Torwart Dominik Kisiel ist ein bisher sicherer Horvat-Nachfolger. Und der in derselben Begegnung für den verletzten Gogia eingewechselte Tony Schmidt überraschte mit flotten Flankenläufen und holte so den Elfmeter heraus, der zum bis heute einzigen Punktspieltreffer der Hallenser durch Sören Bertram führte.
Jetzt ist Timo Furuholm wieder da, der Halle in der Rückrunde beinahe allein zum Klassenerhalt schoß. Doch auf den Finnen, der nach endlosem Poker mit Düsseldorf für zwei Jahre unterschrieben hat, projizieren sich nun alle Hoffnungen des HFC-Anhangs. Mit Recht? Acht von 20 Rückrunden-Toren des HFC schoß der 25-Jährige in seinen 16 Spielen im HFC-Dress - insgesamt aber war die Verbesserung in der Offensive durch ihn marginal: In der Hinrunde ohne Furuholm hatten die Hallenser mit 17 Toren kaum weniger Treffer erzielt.
Es braucht also schon irgendwie ein Wunder, um aus dem schlechtesten Saisonstart seit Menschengedenken (1994 nach vier Spieltagen: 6:11 Tore, 1 Punkt) den anvisierten frühen Klassenerhalt zu machen. Und dieses Wunder müsste wohl schon im nächsten Heimspiel gegen den Aufsteiger Elversberg beginnen, will Trainer Sven Köhler in seinem siebten Jahr in Halle auch noch ein sechstes, siebtes und achtes Spiel auf der Bank erleben.
Übertrieben? Der Ernst der Lage schwarzgemalt?
Keineswegs. Zehn Prozent der Spielzeit sind vorüber, der HFC hat in vier Begegnungen ein Tor geschossen und sieben kassiert und damit null Punkte geholt - hochgerechnet auf die übrige Saison ergibt das eine Gesamtausbeute von zehn Treffern bei 70 Gegentoren. Rein rechnerisch ist das sogar deutlich schlechter als 1995, als 17 eigene Tore bei 83 Gegentoren zu immerhin drei Punkten aus drei Remis reichten.
Es sieht nur besser aus, zumindest in den beiden Heimspielen, die mit Pech oder durch fehlendes Glück verlorengingen. Auswärts allerdings präsentierte sich die von zwei bis drei Ausnahmen abgesehen völlig neuformierte Startelf noch deutlich schlechter als die anämisch Richtung Abstieg taumelnde Truppe aus dem Herbst 2012: Auch damals holte die Mannschaft in vier aufeinanderfolgenden Spielen keinen Punkt. Allerdings standen da schon 14 Zähler zu Buche und es waren schon neun Tore geschossen worden.
Eine überaus klägliche Quote, die im Vergleich zur derzeitigen dennoch wie die einer Spitzenmannschaft wirkt. Augenblicklich erzielt der HFC ein Tor aller 360 Minuten, während er aller 51 Minuten eins kassiert. Die eigene Torquote liegt damit mit 0,25 Pro Spiel noch einmal um 70 Prozent unter der des Katastrophenherbstes 2012 (0,82 pro Spiel). Und auch die damals geschluckten 1,455 Gegentore pro Spiel werden mit bisher 1,75 deutlich übertroffen.
Es läuft also offensichtlich vieles falsch und wenig richtig beim Traditionsverein von der Saale, dessen Macher vor der Saison angetreten waren, mit einer komplett neuaufgestellten Mannschaft nicht wieder endlos um den Klassenerhalt zittern zu müssen. Die "zweifellos neuen Qualitäten im Team", so Trainer Sven Köhler, sollten die für den Ligaerhalt "notwendigen 45 Punkte so schnell als möglich einfahren", um "für die nachfolgende Saison sicher planen zu können".
Dass diese Planungen nach derzeitigen Stand bereits beginnen können, steht außer Frage. In ihrer Sommerform ist Köhlertruppe ein sicherer Absteiger - vor allem, weil hier noch gar nichts zusammenpasst. Mit Horvat, Kanitz, Hartmann, Mast und den geborgten Leistner und Furuholm verlor die Mannschaft sechs tragende Stammkräfte durch Karriereende, Rückholaktionen oder Wechselwünsche. Abwehrchef Ruprecht und der flexible Außenverteidiger Benes mussten gehen, Mouaya und Becken sind immer noch verletzt, dauerverletzt ist auch der im Winter neuverpflichtete Regisseur Ziegenbein.
Die Neuzugänge, von Manager Ralph Kühne und Trainer Köhler mit kleinem Portemonnaie eingekauft, können die Lücken bisher nicht annähernd schließen. Hartmann-Ersatz Niklas Brandt verletzte sich im ersten Spiel, der Rest der blonden B-Fraktion Baude, Brügmann und Bertram spielt bisher mit, nicht aber groß auf. Auch an den alten Männern Wagefeld und Ziebig vermag sich das Team im Moment nicht aufzurichten: Die zuletzt erfolgreichen Freistoß-Standards funktionieren mit dem neuen, schwerfälligen Stürmer Pierre Merkel nicht. Wagefeld fällt am meisten auf, wenn er mit dem Schiedsrichter diskutiert. Ziebig geht zwar außen immer mal wieder dieselben Wege wie im letzten Jahr. Es fehlt ihm allerdings ein Denis Mast - der Spielwitz des von St. Pauli geholten Andy Gogia verpufft bisher.
Dafür wackelt die Innenverteidigung, aus der Köhler den im vergangenen Jahr meist zuverlässigen Kristian Kojola herausrotiert hat, um mit Franke und Lachheb völlig neu aufzubauen. Franke verschuldete bisher zwei bis drei Gegentreffer, Lachheb zumindest einen. Köhler aber hält an den beiden Neuzugängen fest, ja, er scheint ohnehin überzeugt, dass höchstens zwölf oder 13 seiner Spieler die Qualität haben, die eine Drittligamannschaft braucht. Trotz Rückstands wechselte er gegen RB nur zweimal, gegen Erfurt ebenso, gegen Wiesbaden gar nur einmal. Erst in Kiel schöpfte er das Wechselkontingent aus - ein Umdenken?
Lichtblicke sind rar: Toni Lindenhahn, zuletzt auf dem besten Wege, als ewiges Talent in die HFC-Geschichte einzugehen, machte gegen den Tabellenführer Wehen-Wiesbaden das beste Spiel seiner letzten zwei Jahre. Der neue Torwart Dominik Kisiel ist ein bisher sicherer Horvat-Nachfolger. Und der in derselben Begegnung für den verletzten Gogia eingewechselte Tony Schmidt überraschte mit flotten Flankenläufen und holte so den Elfmeter heraus, der zum bis heute einzigen Punktspieltreffer der Hallenser durch Sören Bertram führte.
Jetzt ist Timo Furuholm wieder da, der Halle in der Rückrunde beinahe allein zum Klassenerhalt schoß. Doch auf den Finnen, der nach endlosem Poker mit Düsseldorf für zwei Jahre unterschrieben hat, projizieren sich nun alle Hoffnungen des HFC-Anhangs. Mit Recht? Acht von 20 Rückrunden-Toren des HFC schoß der 25-Jährige in seinen 16 Spielen im HFC-Dress - insgesamt aber war die Verbesserung in der Offensive durch ihn marginal: In der Hinrunde ohne Furuholm hatten die Hallenser mit 17 Toren kaum weniger Treffer erzielt.
Es braucht also schon irgendwie ein Wunder, um aus dem schlechtesten Saisonstart seit Menschengedenken (1994 nach vier Spieltagen: 6:11 Tore, 1 Punkt) den anvisierten frühen Klassenerhalt zu machen. Und dieses Wunder müsste wohl schon im nächsten Heimspiel gegen den Aufsteiger Elversberg beginnen, will Trainer Sven Köhler in seinem siebten Jahr in Halle auch noch ein sechstes, siebtes und achtes Spiel auf der Bank erleben.
4 Kommentare:
schon wieder Fußball ?
der Sepp
was heißt schon wieder? die krise ist existenziell, und was muss, das muss
Erst jetzt Fußball? Als an dieser Tätigkeit ziemlich desinteressierter Erfurter habe ich das Schicksal von RWE und HFC im Augenwinkel und hatte schon lange mit Schwanengesängen gerechnet, die gewaschen haben.
Ach was, jetzt kommt der Zauber-Finnnnne zurück. Klasse halten und Hansa steigt auf. Alles gut !
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