Dienstag, 2. Juli 2013

Offshore-Leaks: Toter unschuldig hingerichtet

Alles war so gut ausgedacht, mit schicken Grafiken belegt und an den Haaren herbeigezogen. Einen "Playboy im Steuerparadies" sah die Süddeutsche Zeiitung im April, als es galt, die eigenen "Enthüllungen" in der Causa "Offshore Leaks" zu promoten. Sachs war der prominenteste im Datenwust, den Unbekannte dem bayrischen Blatt zugespielt hatten, auf dass die willigen Helfer zur Reichenhatz blasen. Also dachte sich die Redaktion "Das System Sachs" aus: Briefkastenfirmen, Offshore-Treuhänder, versteckte Millionen - der redaktionelle Ethikrat aus den Autoren Bastian Obermayer, Frederik Obermaier und Titus Plattner wandelten auf den Spuren der Gebrüder Grimm, sie fabelten und fabulierten, schwärmten in Anspielung auf den Moralphilosophen Adam Smith von einer "unsichtbaren Hand, die alles steuert", meinten damit aber nicht Markt, sondern den gerissenen alten Gauner, als den sie den Lebemann gefahrlos schildern konnten, weil Sachs ja ohnehin schon tot war.

Gunter Sachs wurde, ehe Uli Hoeneß sein Erfolgsdepot öffentlich vorstellte, zum Gesicht der Kampagne zur Vermögensabschöpfung. Ein greiser Geizhals, dem kein Manöver zu mies war, seine Mitbürger zu betrügen, zu belügen und um ihren Anteil an seinen Einnahmen zu prellen. Entspannt habe Sachs "in London, Paris oder St. Tropez, in irgendeinem seiner vielen Anwesen" gesessen, hieß es, denn er habe "für die Verwaltung seines Millionen-Vermögens ein verwinkeltes Offshorekonstrukt errichtet, das für die Finanzbehörden bis zum Schluss undurchschaubar blieb".

So viel Fantasie, so viel Gehässigkeit. So viel Lüge. Wie die NZZ jetzt berichtet, waren die Vorwürfe der "SZ", die sämtliche anderen deutschen Leitmedien begierig aufgriffen, frei erfunden. Die Steuerdaten von Gunter Sachs wiesen keine Mängel auf, heißt es bei der Schweizer Zeitung, zu diesem Schluss sei die Steuerverwaltung des Kantons Bern gelangt.

"Damit erweisen sich die im April von Offshore-Leaks erhobenen Vorwürfe als haltlos", damit entpuppt sich das von Anfang an durchsichtige Promotionmanöver einer Kamarilla aus internationalen Sensationshaschern als Luftnummer ohne Ballon drumherum.

Zu einer Entschuldigung aber reicht es nicht bei der SZ, die Obermayer in einem gutversteckten Editorial zwar gestehen lässt, dass heutiger Faktenstand und frühere SZ-Berichte nicht zu einander passen. "Das aber liegt nicht daran, dass die berichteten Fakten falsch gewesen wären."

Nein, vielmehr habe Sachs wirklich Offshorefirmen gegründet und besessen - da liege es doch wohl nahe, anzunehmen, dass er Steuern hinterzogen hat! Und wenn es naheliegt, dann kann man auch schreiben, dass es so war. "Warum agierte Gunter Sachs anonym? Wofür der ganze Aufwand, die Anwälte, die Geheimniskrämerei?", fragt der nun zum Ein-Mann-Ethikrat geschrumpfte Obermayer am Ende. Hilflos. Jämmerlich. Ekelhaft.

Obermayer: Unmoral muss Straftat werden

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

interessant, immer wenn ich auf euere seite komme, verdunkelt sich mein monitor und mein rechner ist für minuten handlungsunfähig...?


ich hab mir sagen lassen, dass das wort grippe terrorverdächtig ist


grippe! grippe! hilfe! hilfe!!!




ppq hat gesagt…

verdunkelt sich? handlungsunfähig? keine ahnung. klingt aber interessant

FDominicus hat gesagt…

SZ = Systemzeitung? Nun warum wundert mich dann nicht dieser Art von "Journalismus"?

Thomas hat gesagt…

Bei Verdacht kann es die Presse ja mit einer einstweiligen Hinrichtung bewenden lassen.