Sonntag, 21. Juli 2013

Fremde Federn: Nicht wirklich

"Cicero", ein Magazin, das gelegentlich beweist, das Journalismus vielleicht komisch riecht, aber noch nicht tot ist, widmet sich einem selbstausgedachten Phänomen: Der "Generation Y", die nach der "Generation X" kam, die womöglich Nachfolger der Generation Golf war. Oder ähnlich. Der Text ist als Generationserklärung Unsinn, funktioniert aber hervorragend als Erklärung eines Menschenschlages, den jeder beim Lesen wiedererkennen wird, wenn er ihn schon einmal getroffen hat. Die Kernthese:

Wenn überhaupt, dann trifft für diese Generation die Bezeichnung „Nicht wirklich“ zu. Sie ist zwar von zu Hause weg, aber eben auch noch nicht wirklich als Selbstversorger angekommen. Sie möchte ökologisch korrekt durchs Leben schlendern, aber nicht wirklich auf etwas verzichten. Sie will die große Freiheit genießen, entscheidet sich am Ende aber doch für den sicheren Arbeitsplatz. Entweder bei einem der angesagten Konzerne oder eben beim Staat, den man plötzlich wieder schätzt. Sie fordert Feedback vom Chef, der natürlich guter Kumpel sein soll, doch Kritik an sich selbst will sie dann doch lieber nicht hören. Sie möchte eine Familie, aber sich nicht wirklich binden. Und schon gar nicht so früh.

Sie verachtet den Konsum, aber Markenklamotten sollen es dann schon sein. Sie hält Wachstum für schädlich, außer auf dem eigenen Konto. Sie verurteilt den „Raubbau an der Natur“, aber ein geräumiges Loft ab hundert Quadratmetern wäre nicht schlecht. Am besten in hipper Innenstadtlage. Viel Migrationshintergrund wird vor allem in der Gastronomie geschätzt, um im Seminar dann sorgenvoll über das Lohndumping in der Dienstleistungsbranche zu klagen. Deshalb gilt die Putzfrau auch nicht als Reinigungskraft, sondern als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, also als aktiver Beitrag gegen die Armut in der Welt. Am besten steuerlich absetzbar.

Der Rest hier


2 Kommentare:

Volker hat gesagt…

Das fasziniert mich seit Jahren.

Google findet Wachstumsideologie 8000 mal, gern im Zusammenhang mit Kapitalismuskritik, Neoliberalismus, Konsumdenken, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit.
In der Talk-Show kann sich auch der größte Depp ordentlich Beifall abholen, wenn er (möglichst theatralisch) gegen die Wachstumsideologie wettert. Den zweiten Beifallssturm holt er sich 2 Minuten später mit der Forderung nach höheren Staatsausgaben.

Wie das wohl geht, wachsende Staatsausgaben ohne Wachstum?
A geh …

suedwestfunk hat gesagt…

liest das - und sieht gleich ein Dutzend wohlbekannter Gesichter defilieren :-D