Es ist nicht dasselbe, wenn zwei das Gleiche tun. Bekanntermaßen macht schon seit längerem die Tat den Nazi, neuerdings aber macht auch erst der Täter den Terror. Als etwa der Amokläufer Nordine Amrani in Lüttich zuschlug, war die Aufregung in deutschen Medien genau so lange groß, bis sich herausgestellt hatte, dass der sechsfache Mörder weder „World of Warcraft“ gespielt noch von rechten Verschwörungsforen oder Sarrazin und Broder inspiriert worden war. Nie und nirgendwo wurde in Deutschland über den Prozess gegen Mann aus Nordafrika berichtet.
Ein Muster, das inzwischen als allgemeingültig gelten darf. Die Wahrnehmung von Terror in den deutschen Leitmedien folgt zuverlässig klaren Abläufen, Erklärungsversuche, warum der jeweilige Urheber eines Anschlages so gehandelt hat, wie er handelte, halten sich nie bei Einzelheiten auf, sondern verläuft entlang immer gleicher Präferenzen, die mittlerweile beinahe einen Platz in den Grundgesetzen der Mediendynamik beanspruchen darf.
Der Vergleich zwischen linksextremistischen oder islamistisch motivierten Tätern auf der einen und rechtsextremistisch motivierten auf der anderen Seite bringt es an den Tag. Geht es um rechtsextremistische Täter, werden die stets als ideologisch geschulte Mörder beschrieben, die kalt und mit Bedacht aus rassistischen oder fremdenfeindlichen Motiven morden. Anders Breivik wie die Mitglieder der NSU haben, so das Erklärmuster, die die ihren Taten zugrundeliegende Ideologie richtig verstanden und entsprechend gehandelt. Ihre mörderischen, menschenverachtenden Taten sind im Grunde konsequenter Ausfluss ihrer mörderischen, menschenverachtenden Ideologie.
Auf der anderen Seite dagegen stehen Täter, die aus einem falschen Islamverständnis oder wegen der von ihnen missbrauchten Lehren von Marx, Engels, Mao, Lenin, Stalin und Trotzki heraus morden. Sie wollen durchaus das Richtige, wenden aber eben die falschen Mittel an. Angefangen von der RAF, die nicht nur Manager und Repräsentanten des Systems tötete, sondern als Kollateralschaden eben auch tote Fahrer, Passanten und Sicherheitsleute in Kauf nahm, bis zu den randalierenden Jugendlichen in Frankreich und Schweden gilt der Grundsatz: Gut gedacht, aber falsch gemacht.
Kein neues Phänomen. In der Geschichte ist es Stalin selbst, dem die Ehre zuteil wird, nicht als getreuer Umsetzer seiner ideologischen Vorgaben zur Errichtung des Himmelreiches auf Erden durch Abschaffung der Ausbeutung beschuldigt, sondern trotz mehrerer Millionen Toter als eine Art permanent übertreibender Querschläger des Kommunismus entschuldigt zu werden. Gute Sache, falsch gemacht gilt dabei nicht nur für ihn, auch Mao, Ulbricht und die ganze übrige Ahnengalerie der Menschheitsbefreier wird nicht der konsequenten Umsetzung ihrer Ideen unter Zuhilfenahme von Gewalt, Unterdrückung und Mord beschuldigt. Sondern wegen angeblich voluntaristischer Übertreibungen dabei.
"Ja, so ist das mit revolutionären Zeiten", hat Jakob Augstein jüngst in anderem Zusammenhang geschrieben: "Eine Revolution ohne Exzesse gibt es nicht".
Guter Terror steht so im Gegensatz etwa zum Terror von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, deren Morde ihre Begründung nicht in Übertreibungen, sondern in einem menschenverachtenden Weltbild finden. Die Morde der drei Entwurzelten, von ziellosem Hass erfüllten und zu keiner theoretischen Erklärung des eigenen Tuns fähigen Thüringer ist nicht anders als der Terror der Sauerland-Gruppe, der Amranis und Abedolajos. Aber er wird medial anders behandelt: Hier der "Mordfeldzug" (Bild). Dort die Gegenwehr von Ausgegrenzten, die quasi von ihrer Umwelt gezwungen werden, weil die ihnen keine Chancengleichheit gewährt und keine Aufstiegsmöglichkeiten zugestanden werden.
Die Toten sind beide Male tot, doch das Bemühen geht stets dahin, offenkundige Parallelen eben nicht zu sehen. Rechtsextremisten sind so ständig in "Netzwerken" verbunden, alle anderen jedoch werden, selbst wenn sie in Gruppen auftreten, als Einzeltäter geschildert. Schnell sind hier auch Vokabeln wie "wahnsinng" oder "durchgedreht" zur Hand, selbst wenn ihr Handeln - wie kürzlich in London - vor dem Hintergrund ihrer Ziele genauso rational erscheinen müsste wie das von Anders Breivik oder der NSU, deren Irrsinn unter demselben Luftabschluss zustande gekommen ist.
Noch schneller erlahmt nur die mediale Begleitung. Vermeintlich aus einer konsequenten Umsetzung ihrer Ideologie handelnde rechtsextremistische Täter nach Schablone 1 bekommen über Monate oder sogar Jahre Aufmerksamkeit. Täter nach Schablone 2 aber sind manchmal binnen Wochen, oft aber auch schon binnen Tagen kein Thema mehr.
Ein Muster, das inzwischen als allgemeingültig gelten darf. Die Wahrnehmung von Terror in den deutschen Leitmedien folgt zuverlässig klaren Abläufen, Erklärungsversuche, warum der jeweilige Urheber eines Anschlages so gehandelt hat, wie er handelte, halten sich nie bei Einzelheiten auf, sondern verläuft entlang immer gleicher Präferenzen, die mittlerweile beinahe einen Platz in den Grundgesetzen der Mediendynamik beanspruchen darf.
Der Vergleich zwischen linksextremistischen oder islamistisch motivierten Tätern auf der einen und rechtsextremistisch motivierten auf der anderen Seite bringt es an den Tag. Geht es um rechtsextremistische Täter, werden die stets als ideologisch geschulte Mörder beschrieben, die kalt und mit Bedacht aus rassistischen oder fremdenfeindlichen Motiven morden. Anders Breivik wie die Mitglieder der NSU haben, so das Erklärmuster, die die ihren Taten zugrundeliegende Ideologie richtig verstanden und entsprechend gehandelt. Ihre mörderischen, menschenverachtenden Taten sind im Grunde konsequenter Ausfluss ihrer mörderischen, menschenverachtenden Ideologie.
Auf der anderen Seite dagegen stehen Täter, die aus einem falschen Islamverständnis oder wegen der von ihnen missbrauchten Lehren von Marx, Engels, Mao, Lenin, Stalin und Trotzki heraus morden. Sie wollen durchaus das Richtige, wenden aber eben die falschen Mittel an. Angefangen von der RAF, die nicht nur Manager und Repräsentanten des Systems tötete, sondern als Kollateralschaden eben auch tote Fahrer, Passanten und Sicherheitsleute in Kauf nahm, bis zu den randalierenden Jugendlichen in Frankreich und Schweden gilt der Grundsatz: Gut gedacht, aber falsch gemacht.
Kein neues Phänomen. In der Geschichte ist es Stalin selbst, dem die Ehre zuteil wird, nicht als getreuer Umsetzer seiner ideologischen Vorgaben zur Errichtung des Himmelreiches auf Erden durch Abschaffung der Ausbeutung beschuldigt, sondern trotz mehrerer Millionen Toter als eine Art permanent übertreibender Querschläger des Kommunismus entschuldigt zu werden. Gute Sache, falsch gemacht gilt dabei nicht nur für ihn, auch Mao, Ulbricht und die ganze übrige Ahnengalerie der Menschheitsbefreier wird nicht der konsequenten Umsetzung ihrer Ideen unter Zuhilfenahme von Gewalt, Unterdrückung und Mord beschuldigt. Sondern wegen angeblich voluntaristischer Übertreibungen dabei.
"Ja, so ist das mit revolutionären Zeiten", hat Jakob Augstein jüngst in anderem Zusammenhang geschrieben: "Eine Revolution ohne Exzesse gibt es nicht".
Guter Terror steht so im Gegensatz etwa zum Terror von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, deren Morde ihre Begründung nicht in Übertreibungen, sondern in einem menschenverachtenden Weltbild finden. Die Morde der drei Entwurzelten, von ziellosem Hass erfüllten und zu keiner theoretischen Erklärung des eigenen Tuns fähigen Thüringer ist nicht anders als der Terror der Sauerland-Gruppe, der Amranis und Abedolajos. Aber er wird medial anders behandelt: Hier der "Mordfeldzug" (Bild). Dort die Gegenwehr von Ausgegrenzten, die quasi von ihrer Umwelt gezwungen werden, weil die ihnen keine Chancengleichheit gewährt und keine Aufstiegsmöglichkeiten zugestanden werden.
Die Toten sind beide Male tot, doch das Bemühen geht stets dahin, offenkundige Parallelen eben nicht zu sehen. Rechtsextremisten sind so ständig in "Netzwerken" verbunden, alle anderen jedoch werden, selbst wenn sie in Gruppen auftreten, als Einzeltäter geschildert. Schnell sind hier auch Vokabeln wie "wahnsinng" oder "durchgedreht" zur Hand, selbst wenn ihr Handeln - wie kürzlich in London - vor dem Hintergrund ihrer Ziele genauso rational erscheinen müsste wie das von Anders Breivik oder der NSU, deren Irrsinn unter demselben Luftabschluss zustande gekommen ist.
Noch schneller erlahmt nur die mediale Begleitung. Vermeintlich aus einer konsequenten Umsetzung ihrer Ideologie handelnde rechtsextremistische Täter nach Schablone 1 bekommen über Monate oder sogar Jahre Aufmerksamkeit. Täter nach Schablone 2 aber sind manchmal binnen Wochen, oft aber auch schon binnen Tagen kein Thema mehr.
11 Kommentare:
Das ist aber nichts umwerfend Neues. Als 2009 die Dresdner Synagoge mit Hakenkreuzen beschmiert wurde, erlahmte das mediale und politische Interesse schlagartig in dem Augenblick, in dem bekannt wurde, daß der Straftäter ein algerischer Mitbürger war. Bis heute ist nicht berichtet worden, ob und wenn ja, zu was der Mann verurteilt wurde.
htp://ww.kanal8.de/default.aspx?ID=1781&showNews=573410
Zitat:
Schnell sind hier auch Vokabeln wie "wahnsinng" oder "durchgedreht" zur Hand
Oder "unglücklich":
"Der Richter sagte einmal nachdenklich, es scheine eine schreckliche Verkettung unglücklicher Umstände zu sein"
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-gewalttat-am-alexanderplatz-jonny-k-hatte-fast-zwei-promille-alkohol-im-blut/8262638.html
Ja, äußerst unglücklich, daß da so ein besoffener Lümmel geradewegs in einen intellektuellen Orientalistik-Diskurs torkeln mußte und dann – obwohl ihn keiner angefaßt hat (ischwör!) – leblos zu Boden sank.
Für dieses erlittene Trauma sollten die (natürlich zu Unrecht) Angeklagten entschädigt werden, am besten aus dem millionenschweren Dönermordtopf.
was ist schon neu? man muss sich das immer mal wieder vergegenwärtigen - und bei mord in GB ist das gerade sehr plastisch
Touché - versenkt.
Im Gegenatz zu den RAF-Morden und denen durch unsere Bereicherer sind die sog. NSU-Morde höchstwahrscheinlich feuchte Träume von unter Entzugserscheinungen leidenden Antifa, oder perfide "False-Flag-Aktionen von Geheimdiensten, oder ein noch perfiderer Lügenkomplott unserer ÄmmÄssÄmms
"Dönermordtopf", hahaha. Mein Kandidat für das Unwort des Jahres 2013.
Es gibt eben Ermordete, die sich bei ihrer Ermordung wohler fühlen, als die, bei denen das Unwohlsein, aus dem Leben zu scheiden, überwiegt. Das bedenken deutsche Medienvertreter und Richter, bevor sie zur spitzen Feder greifen.
Süß ist es, von einem kulturellen Bereicherer aus dem irdischen Jammertal geleitet zu werden, direkt zu Mohammed und den 77 Jungfrauen, aber schrecklich, von brutalen NSU-Horden gemeuchelt zu werden, um den Rest seines Todes neben dem Braunauer in der Hölle schmoren zu müssen.
binnen Tagen?
Bisweilen Stunden! oder gar nur die Schrecksekunden, die es braucht, daß ein Reporter erkennt: hier liegt eine linke bzw. muselmanische Tat vor und keine, die sich zum Kampf gegen rechts verwerten läßt. Und augenblicklich ist die Tat vergessen ...
Vormärz.
"Bisweilen Stunden"
Je nach dem. Manchmal dauert es auch Wochen.
Nehmen wir mal als Beispiel "Sonderkommission 19. Februar". Das findet google 31.500 mal. Den Zeitraum eingeschränkt auf ein Jahr, gibt es nur noch 3 Treffer. Bei einem (ZDF) steht es in irgendeinem Untermenü. Bei den beiden anderen in einer Aufzählung (die haben scheinbar einen alten Textblock ungeprüft reinkopiert); also auch kein Bericht und keine Auseinandersetzung.
Schon interessant wie das gelingt, die nach den Gewaltexzessen vor zwei Jahren gebildete SoKo nahezu rückstandslos im Orkus der Geschichte verschwinden zu lassen.
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