Dienstag, 14. Mai 2013

Die letzte Rache der FDJ

Nun kommt doch noch alles raus. Erst die Nacktfotos vom Ostseestrand, die schlagartig überall im Internet auftauchten, dann aber binnen weniger Tage wieder von allen deutschen Webseiten verschwanden, als habe das Kanzleramt seine Bundeslöschtrupps in Marsch gesetzt. Und nun die neueste Biografie der Angela Merkl, laufende Nummer 30 in der offiziellen Zählung der Bücher über die Kanzlerin. Wie immer kommt das Werk im Wahljahr, um das verbliebene Restinteresse der Bevölkerung an seinem politischen Personal bestmöglich auszubeuten. Und wie immer wartet "Das erste Leben der Angela M." mit bisher unbekannten Details aus der "verschwiegenen Vergangenheit der Bundeskanzlerin" (Verlagswerbung) auf. Einer Vergangenheit wohlgemerkt, in der die Bundeskanzlerin noch nicht Bundeskanzlerin, sondern Mitarbeiterin der Akademie der Wissenschaften der DDR war.

Ein Buch also, das niemand braucht, das aber ungeachtet dessen geschrieben werden musste, um ein Gespräch darüber zu ermöglichen, wer in Interesse daran haben könnte, ausgerechnet im Wahljahr Merkels Tätigkeit als FDJ-Agit-Prop-Sekretärin zu einer Art Spitzenfunktionärstum als "Sekretärin der Abteilung für Agitation und Propaganda" aufzublasen und in der bundesrepublikflüchtigen Hamburgerin daraus folgend "eine der wichtigsten Experten für politische Kommunikation in der sozialistischen Diktatur" zu erkennen.

Die Welt"" hat nun "Zweifel, dass die Kanzlerin von der Indoktrination in der DDR ganz unberührt blieb". Sitzt da die fünfte Kolonne des Erich Honecker in der Kanzlerwaschmaschine? Bestimmt da eine bislang unbekannt gebliebene Enkelin von Stalin und Lenin die Geschicke des Weltfriedennobelpreiskontinents Europa? Muss Seutschland Angst haben vor einer Stasi-Schläferin, die es darauf anlegt, das in der Kindheit erlernte "Streben nach dem sozialistischen Ideal" für ganz Deutschland zu verwirklichen?

Antje Hermenau vermutet das. Die grüne Abgeordnete im sächsischen Landtag hat Angela Merkel aufgefordert, reinen Tisch zu machen. „Wer wie Angela Merkel zum Jugendaustausch in Moskau war und in den achtziger Jahren an der Akademie der Wissenschaften der DDR gearbeitet hat, war nicht ´Staatsfeind Nr. 1´. Zwar hat Merkel nie behauptet, Staatsfeind Nummer 1 gewesen zu sein. Und zwar hat Hermenau nach einem Studium der Pädagogik mit der Fachrichtung Deutsch/Englisch an der Karl-Marx-Universität Leipzig auch jedes Recht verwirkt, als Staatsfeind Nummer 1 zu kandidieren. Aber man wird ja mal sagen dürfen. Das ist ja noch erlaubt.

Es geht hier nicht um Wahrheit, schon gar nicht um historische, sondern um Deutungshoheit. Auch Ralf Stegner, ein lupenreiner West-Sozialdemokrat, der sich bis zum Mauerfall mehr für Amerika als für die DDR interessiert hat, fühlt sich beauftragt, von Merkel zu verlangen, dass sie "erklären muss, welche politische Funktionen sie in der DDR innegehabt hat“.

Hat Merkel Kommunismus geraucht? Und hat sie ihn etwa sogar inhaliert? Der Gerichtshof der Opportunisten tritt zusammen, vorgestern zum Thema Grass, gestern zur Person Horst Tappert, heute dann, um ein Urteil über die damals 23-jährige Angela Merkel zu sprechen. Die sei zu DDR-Zeiten "so angepasst" wie die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt gewesen. Sie habe als Pfarrerstochter studieren konnte wie der katholische SPD-Politiker Wolfgang Thierse und so den Sprung in die "wissenschaftliche Elite der DDR" (Verlagswerbung) schaffte. Ähnlich wie der heutige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck, der schon mit 19 Jahren so entschieden auf Distanz zum System gegangen war, dass er sofort nach dem Abitur seinen Grundwehrdienst leisten durfte - ein Privileg, das in der DDR eigentlich nur denen zuteil wurde, die sich bereiterklärten, nicht nur die zwangsweisen 18, sondern freiwillige 36 Monate in der NVA zu dienen.

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na, die Frage ist doch, kann jemand in der DDR aufwachsen, ohne innerlich ihre Werte zu übernehmen und dennoch nach Moskau delegiert zu werden oder für Agitation und Propaganda tätig zu sein? Also die Beschlüsser der Parteitage weiterzutragen und ihre FDJ - Organisation auf der politischen Linie zu halten.

Sicher.

Aber nicht ohne auch die Lüge und die Heuchelei verinnerlicht zu haben. Ich gestehe ja jedem überzeugten DDR - Bürger einen Lernprozess zu, den er nach der Wende durchlaufen hat aber wann soll der bei Frau Merkel stattgefunden haben? Sie hat nahtlos die ideologischen Seiten gewechselt. Von der FDJ - Funktionärin, der Kampfreserve der SED, zu Kohls Mädchen. Das sagt alles über ihren Charakter, ihre Moral und ihre Prinzipien aus.

ppq hat gesagt…

die werte der ddr sind dieselben wie die im wetsen: opportunismus, heuchelei, arsch an die wand.

die ideologie ist nur die verpackung

eulenfurz hat gesagt…

PPQ, genauso ist es!"


"...dass er sofort nach dem Abitur seinen Grundwehrdienst leisten durfte - ein Privileg, das in der DDR eigentlich nur denen zuteil wurde, die sich bereiterklärten, nicht nur die zwangsweisen 18, sondern freiwillige 36 Monate in der NVA zu dienen."

Waren die 3 Jahre nicht notwendig, um überhaupt zu einem Studium zugelassen zu werden, und mußte man dann nicht sofort nach Abi oder EOS mit dem Wehrdienst beginnen? Zumindest erzählt es so die Erlebnisgeneration.

ppq hat gesagt…

soweit ich weiß, konnte man auch warten und hoffen, irgendwann dranzukommen. aber klar, wer studieren wollte, musste den deal mit den drei jahren machen

Anonym hat gesagt…

Es ist mir immer noch unbegreiflich, wie Leute daherkommen und mit einem selbstverständlichen Hochmut über die urteilen, die damals in diesen Systemen gelebt haben.

Um zu erkennen, ob etwas gut ist oder etwas schlecht, muß man die entsprechenden Werte erhalten haben, während des Aufwachsens. Sicher gab es Viele, die sich nur für den 1 1/2 jährigen Ehrendienst entschieden, und nicht für die Unteroffizierslaufbahn oder die Grenztruppen ablehnten.

Weil es einfach bequem war.

Es war eben einfacher, die eineinhalb Jahre mit halbem Arsch abzureissen und dann als Facharbeiter zu arbeiten oder als Hoffeger, als 3 Jahre in der NVA zu dienen, um dann ein Studium aufnehmen zu können. Die wenigsten DDR - Bürger waren doch im Widerstand, der große Rest hatte sich eingerichtet.

ppq hat gesagt…

und im westen war es genauso

Anonym hat gesagt…

Wenn Sozi anklagend den Finger heben, bitte stets auf "Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit" von 1987 hinweisen. Erinnert sich leider kaum noch jemand daran.

ppq hat gesagt…

nein, das wird schon lange nicht vergessen

Anonym hat gesagt…

Madame Merkel ist nur an der Macht weil die Hintermänner genau ihre Vergangenheit (Schwarze Löcher) kennen. Warum? Die perfekte Marionette, die immer Angst hat vor ihrer Vergangenheit, und man kann dezent auf ihre Vergehen hinweisen, sollte sie mal ihre eignen Vorstellungen in die Politik bringen. Macht sie ihre Arbeit gut, wird nach ihrerm Abtritt in Ruhe gelassen, wenn nicht, dann ab ins Totenbett. Nun die Zeiten haben sich geändert, und die Wahrheiten über gewissen Personen lassen sich eben nicht mehr so unterdrücken wie fürher. Dafür sorgen schon die Verschwörungstheoretiker denn es werden immer mehr und mehr.....

Kurt hat gesagt…

Bitte verwechselt nicht Korrelation mit Kausalzusammenhang. Drei Jahre Wehrdienst als Uffz. der NVA war nicht notwendigerweise die zweite Vorraussetzung (neben dem Abitur), um zu einem Studium zugelassen zu werden. Zwar gibt es da eine Korrelation, aber keinen Kausalzusammenhang!

Richtig ist, daß die Staatsmacht gern den Erhalt des Wunschstudienplatzes von einer verlängerten Wehrdienstzeit abhängig machte, um genügend intelligentes Kanonfutter für den Fall der Fälle zu haben. Aber es gab auch genug Leute, die nur ihre 18 Monate abdienen brauchten. um danach Meliorationswesen studieren zu können.

ppq hat gesagt…

Meliorationswesen

was für ein wunderschönes wort

hatte ich vergessen. es war nicht alles schlecht

wird heute eigentlich noch melioriert? oder nur noch zurückgebaut?

derherold hat gesagt…

"... die immer Angst hat vor ihrer Vergangenheit,..."

Quatsch, keine Sau interessiert Merkels DDR-Vergangenheit. Die war ein ganz kleines Licht, neben der Helmuth Markovs Vater wie Walter Ulbricht persönlich wirkt.

Mich interessiert eher, wer heute wen alles schmiert. Und wer heute wen mit was erpreßt. Die Merkel dürfte da eher (gelenkte ?) Nutznießerin sein.

Karl Murx hat gesagt…

@derherold:

Quatsch, keine Sau interessiert Merkels DDR-Vergangenheit. Die war ein ganz kleines Licht, neben der Helmuth Markovs Vater wie Walter Ulbricht persönlich wirkt.

Es kursieren ja Gerüchte, daß Merkel auch IM gewesen sein soll. Genauso über unseren Bundesgauckler an der Spitze des Staates. Der hätte aber als erster die Gelegenheit gehabt, die Akten zu bereinigen, im Unterschied zu Merkel, stand er doch zehn Jahre der gleichnamigen Gauckler-Behörde vor.

Mich interessiert eher, wer heute wen alles schmiert. Und wer heute wen mit was erpreßt. Die Merkel dürfte da eher (gelenkte ?) Nutznießerin sein.

Da könnte man Auskünfte in der "Rosenholz"-Datei holen, würde sie sich noch in der Obhut deutscher Behörden befinden. Dort sind die Unterlagen der Auslandsspionage des MfS, also Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit, enthalten, damit alle Personen, die im Westen für die Stasi tätig waren.

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/die-stasi-im-westen-streit-ueber-die-rosenholz-datei-1356777.html

Nach der Wende ist dieser Datenbestand vermutlich über den KGB, in die fürsorgliche Obhut der CIA gelangt. Von 2000 an wurden diese Daten nach und nach an die Bundesrepublik zurückgegeben. Auf dieser Grundlage wurde über 3000 Verfahren wegen Spionage eröffnet, die mit über 300 Verurteilungen endeten.

Es wäre doch aber naiv zu glauben, die Amerikaner hätten inzwischen alle Daten übergeben. Die für die USA interessanten und verwertbaren Erkenntnisse dürfte noch immer in den Unterlagen des CIA gespeichert sein und dort für gewisse Überzeugungsarbeit bei heute im Amt befindlichen Politikern und Behördenvertretern unverzichtbar sein.