Unverdrossen von der Wirklichkeit kämpfen die Nachdenkseiten seit Jahr und Tag für die Armut in Deutschland. Immer mehr Arme gibt es hierzulande, seit der Neoliberalismus regiert, so lautet die stehende Argumentation der beliebten Seite, die auf der Seite des Guten, Schönen und Wahren steht und deshalb engagiert opponiert, wo immer die widerliche Fratze von Ausbeutung, Finanzwirtschaft oder Leistungsdruck sich zeigt. Seit der Nationalökonom Albrecht Müller das Webmagazin zur Verteidigung des einzig wahren Glauebns an den starken Staat gründete, erfreuen sich regelmäßig Leser an der regelmäßigen Kritik an der unsozialen Politik von „Mutter Blamage“ (NDS). Wer bei der Stange bleibt, weiß bald: Die „tatsächlichen Auswirkungen von Merkels Politik auf die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung“ sind wachsende Armut, soziale Ungleichheit und ein Maß an Ungerechtigkeit, das jedem Menschen, der offenen Blicks durch die Nachdenkseiten klickt, auch auf den Straßen der Republik auffallen wird.
Ob nun genau jeder Siebte, jeder Sechste oder doch schon jeder Fünfte richtig arm ist, spielt eigentlich keine Rolle. Immer versuche die Regierung ja nur, „die Wirklichkeit in den schönsten Farben zu zeichnen“ (NDS), um das eigene Versagen zu vertuschen. Deutschland wird immer ärmer, so stand es bis vor ein paar Tagen wie ein Stein gemeißelt fest für Albrecht Müller. Und wo das nicht eifrig nachgebetet wurde, da hatte „der kritische Journalismus einmal mehr weitgehend versagt“.
Klare Fronten, heile Welt. Die Deutschen waren arm, und wer hatte sie arm gemacht? Der Kapitalismus, die gefräßige Raupe im Dienst des Finanzkapitals. Zumindest war das so, bis der Reichtumsbericht der EZB bekannt wurde. Der bestätigte die Diagnose der Nachdenkseiten auf das Imposanteste: Bitterarm das deutsche Proletariat, kaum besser geht es dem Mittelstand, alle zusammen haben gerade knapp 60.000 Euro auf der hohen Kante, können sich kaum das neue iPhone leisten und der Rest geht auch gleich für Alterssicherung drauf, weil kein Mensch ja bis 67 arbeiten kann.
Es hätte ein Fest werden müssen in Bad Bergzabern am Hauptsitz der Nachdenker. Doch es kam anders, denn weil die EZB nicht nur den Deutschen bescheinigte, wirklich ganz arme Schweine zu sein, sondern auch behauptete, die Menschen in den Krisenländern im Süden seien um etliches reicher, mussten Müller und Co. prompt neu rechnen. Und sich neu orientieren, ganz neu.
Ganz im Gegensatz zur bisherigen Linie, nach der die Deutschen in ihrer Gesamtheit kaum noch etwas zu beißen haben, konnte ein neuer Blickwinkel nun zweifelsfrei belegen, dass die These von den angeblich so armen Deutsche nur zeigt, „wie eine Statistik zur Meinungsmache verbogen wird“. NDS-Autor Jens Berger, der vor einem Jahr noch ganz empört darüber berichtet hatte, wie „fast kein Tag vergeht, an dem uns nicht ein Politiker, Journalist oder Kommentator aufs Neue einbläut, wie gut es uns hier in Deutschland doch ginge“, steigt im Dienste des innereuropäischen Friedens nun selbst in die Bütt, um darzulegen, wie gut es uns hier in Deutschland doch geht.
Fdominicus zu Geiseln
Armut: Jeder Sechste schon jeder Achte
Ob nun genau jeder Siebte, jeder Sechste oder doch schon jeder Fünfte richtig arm ist, spielt eigentlich keine Rolle. Immer versuche die Regierung ja nur, „die Wirklichkeit in den schönsten Farben zu zeichnen“ (NDS), um das eigene Versagen zu vertuschen. Deutschland wird immer ärmer, so stand es bis vor ein paar Tagen wie ein Stein gemeißelt fest für Albrecht Müller. Und wo das nicht eifrig nachgebetet wurde, da hatte „der kritische Journalismus einmal mehr weitgehend versagt“.
Klare Fronten, heile Welt. Die Deutschen waren arm, und wer hatte sie arm gemacht? Der Kapitalismus, die gefräßige Raupe im Dienst des Finanzkapitals. Zumindest war das so, bis der Reichtumsbericht der EZB bekannt wurde. Der bestätigte die Diagnose der Nachdenkseiten auf das Imposanteste: Bitterarm das deutsche Proletariat, kaum besser geht es dem Mittelstand, alle zusammen haben gerade knapp 60.000 Euro auf der hohen Kante, können sich kaum das neue iPhone leisten und der Rest geht auch gleich für Alterssicherung drauf, weil kein Mensch ja bis 67 arbeiten kann.
Es hätte ein Fest werden müssen in Bad Bergzabern am Hauptsitz der Nachdenker. Doch es kam anders, denn weil die EZB nicht nur den Deutschen bescheinigte, wirklich ganz arme Schweine zu sein, sondern auch behauptete, die Menschen in den Krisenländern im Süden seien um etliches reicher, mussten Müller und Co. prompt neu rechnen. Und sich neu orientieren, ganz neu.
Ganz im Gegensatz zur bisherigen Linie, nach der die Deutschen in ihrer Gesamtheit kaum noch etwas zu beißen haben, konnte ein neuer Blickwinkel nun zweifelsfrei belegen, dass die These von den angeblich so armen Deutsche nur zeigt, „wie eine Statistik zur Meinungsmache verbogen wird“. NDS-Autor Jens Berger, der vor einem Jahr noch ganz empört darüber berichtet hatte, wie „fast kein Tag vergeht, an dem uns nicht ein Politiker, Journalist oder Kommentator aufs Neue einbläut, wie gut es uns hier in Deutschland doch ginge“, steigt im Dienste des innereuropäischen Friedens nun selbst in die Bütt, um darzulegen, wie gut es uns hier in Deutschland doch geht.
Fdominicus zu Geiseln
Armut: Jeder Sechste schon jeder Achte
4 Kommentare:
Solcherlei Diktion ist offenbar nicht nur deskriptiv sondern intentionell. - Die plötzliche Umpolung der Phrasendendenz könnte bedeuten:
- den DEUTSCHEN (gemeint ausnahmsweise die Indigenen)geht es gut, -> für den allhier verklappten Sozialmüll aus der ganzen Welt haben sie gefälligst noch mehr zu berappen, als bisher schon
- den DEUTSCHEN (gemeint alle Einwohner des Landes)geht es gut,--> sollten sie gefälligst künftige Schweinereien (Enteignungen)im Zusammenhang mit der heldenhafen €-Rettung klaglos schlucken
Ich kann nichts Schlechtes darin erkennen, den eigenen Standpunkt in Frage zu stellen und als falsch erkannte Ansichten zu revidieren.
Das ist ja gerade ein Kennzeichen intellektueller Qualität unnd Größe der Herren (ja, auch da ist eine Quote dringend vonnöten) der "nds".
Also, man kann den *Nachdenkseiten* sicherlich vieles vorwerfen ... aber sicherlich keine "intellektuelle Qualität und Größe". *lol*
Die einen sind die abgehalfterten Ex-70iger, die leider schon damals ziemlich Tiefflieger waren. Der Andere hat in der Öffentlichkeitsarbeit eines regionales Energieversorgers gearbeitet (also bspw. als Bürokfm. bei den Stadtwerken Salzgitter Prospekte und Luftballons verteilt) und bezeichnet dies schönisierend als "im PR-Bereich tätig".
Gerade der Letztere hat - wie man auch bei zuweilen kundigen Kommentatoren im *spiegeldings* nachlesen kann - viel Meinung und wenig Ahnung.
Da gibt es dann so Wahnvorstellungen: der Oldboy behauptet, GRE hätte kein primary deficit; der ehem. Stadtwerkeangestellte erklärt, den Lafontainequark unsinnig quirlend, daß in der Slowakei das Wohlstandsniveau höher sei als in Ostdeutschland ... richtig ist, daß der Lebensstandard in Leipzig, DD und Jena höher ist als in Kassel, Nürnberg oder Dortmund.
Da sind nur Kleinigkeiten und ja, ich bin jederzeit in der Lage, Wahnfried und seine Freunde zu widerlegen, zu korrigieren oder ihre Hetzartikel zu reflektieren bzw. in einen Kontext einzuordnen.
Herold, ich glaube wir müssen unsere Zeit nicht damit vergeuden, die nachdenkseitlichen Genossen zu widerlegen. Dass die dort Müll verzapfen wissen wir sowieso.
Aber eine Frage hätte ich zum vierten Abschnitt.
Anhand welcher Kriterien kannst Du aufzeigen, dass der Lebensstandard in Leibsdsch, DD und Jena höher ist als in Kassel, Nürnberg oder Dortmund?
Weniger "Jugendliche" und damit weniger Gewaltkriminalität. Das ist zweifellos gut.
Aber gibt es weitere Daten?
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