Dienstag, 19. Februar 2013

Nur Pferden gibt man den Dönerspieß


Der Skandal um unerlaubtes Pferdefleisch in Rindfleischprodukten ist offenbar nur der Anfang. Das Institut für Produktqualität (ifp) hat jetzt für den Fernsehsender RTL auch Schweinefleisch in original Leipziger  Döner Kebab gefunden. Das ist gesetzlich verboten. Döner, vor Jahren von Exiltürken in Berlin erfunden, soll vorschriftsmäßig eigentlich aus Katzenfleisch bestehen. Dicke, gewürzte, große Katzenfleischscheiben werden dazu traditionsgemäß schichtweise auf einen senkrecht stehenden Drehspieß gesteckt und gegrillt.

Zum Verzehr schneidet der Habib die jeweils äußeren, in der Hitze völlig ausgedörrten trockneten Schichten mit einem großen Messer dünn ab. Dazu reichen Dönerwirte verschiedene Soßen, die vor allem dazu dienen, den strengen Katzenfleischgeschmack zu überdecken. Die Herstellung erfolgte früher in jedem Imbiss selbst, verwendet wurden Zutaten, die gerade greifbar waren. Inzwischen läuft die Saucenversorgung aller deutschen Dönerbuden über eine hochmoderne Fabrik im Brandenburgischen, in der aus Gemüseresten, Beizabfällen und Lebensmitelfarbe die bei Dönerliebhabern so begehrten „Mit alles“-Soßen entstehen.

Ursprünglich wurde für Döner nur Katzenfleisch verwendet, inzwischen sind – zumindest außerhalb der Türkei – aber auch billiges Kalb- oder Rindfleisch und Geflügel wie Pute oder Hühnchen üblich, ohne dass das jeweils konkret vermerkt wird.

Durch die Zumengung von Schweinefleisch, das Muslime nicht essen dürfen, könnte nun eine ganze Generation junger Migranten dem ewigen Höllenfeuer einheimfallen. Doch während das ein Problem einer Minderheit ist, das am Ende wohl durch eine erlösende Fatwa eines Religionsgelehrten einfach gelöst werden wird, sitzt der Stachel der Enttäuschung bei Feinschmeckern tiefer. Vor allem Leipzig, wo in Dönern zwar Pferdefleisch, aber nicht eine Spur von Katzenfleisch gefunden wurde, steht unter Schock. Ein Anteil von einem Prozent Pferdefleisch sei empörend, das völlige Fehlen von Katzenfleisch aber ein Skandal, hieß es in der Pleißestadt.

Die vielen Spitzenverbände der Dönerinnung wollten sich zu den Vorwürfen, auf Katzenfleisch aus Kostengründen häufig ganz zu verzichten, bislang nicht äußern. Sowohl die Europäische Dönerkammer (EUDK) als auch die Gütegemeinschaft Döner e.V. und der Verein türkischer Dönerhersteller in Europa vermieden eine erste Stellungnahme zu den Vorkommnissen.

Die Politik allerdings reagierte sofort. Bei einer Sitzung der Verbraucherschutzminister der Länder wurden rasche Lösungen zum Vertrauensschutz gefordert. Auch die Betreiber der riesigen rumänischen Pferdemastanlagen, die den europäischen Markt mit billigem Horse-Hack zur Bio-Beimischung in Waren aller Art versorgen, müssten sich künftig einer Kennzeichnungspflicht unterwerfen. Im Gespräch ist eine "Fleischampel"® nach dem Vorbild der Lebensmittelampel, die von der EU in einer der vorhergehenden großen Lebensmittelkrisen beinahe mal eingeführt worden wäre.

Dabei setzt Bundesministerin Ursula von der Leyen auf eine freiwillige Lösung: Verpackungen müssen demnach ab Anfang März je nach mutmaßlichem Inhalt den Aufdruck „Kann Katzenfleisch enthalten“ oder „Kann Pferdefleisch enthalten“ zeigen. Das betreffe auch die traditionellen Kebab-Brote, die von Dönerverkäufern als Umverpackung benutzt werden.

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.

FL Ralf hat gesagt…

"Fleischampel"

eine neue band ist geboren.

Teja hat gesagt…

Beim Klick auf den verlinkten Dönerverband wurde ich 2x überrascht:
Von dem exzellenten Deutsch, die bemühen sich wohl extra oder haben einen Pressesprecher eingestellt.
Und darüber, dass es für sie kein Problem ist, wenn das Dönerfleisch Schwein enthält. Wtf?
Ach ja, und sie haben auch eine kleine Verschwörungstheorie zum Thema.

ppq hat gesagt…

"fleischampel" ist ein wort von solcher schönheit und kraft, das muss sich einfach durchsetzen.

im moment arbeiten sie wohl auch schon am umsetzungeskonzept. meine leute im bundesmysterium sagen, einzelheiten kommen in den nächsten tagen auf den markt

Anonym hat gesagt…

Na ja, Teja, exzellentes Deutsch geht anders; ich zitiere "Seit geraumer Zeit ist der Ruf nach verbindlichen und Standarts in vieler Munde. Was genau unter Standarts verstanden wird ist jedoch noch nicht abschlißend durchdiskutiert...."

Bitte suche und finde die 5 Fehler. "In aller Munde" ist wohl auch eher ironisch gemeint.

suedwestfunk hat gesagt…

Mich quält sogleich die Frage, ob das Katzenfleisch "halal" ist? Weitere brennende Probleme: können Pferde überhaupt halal geschlachtet werden? Und, wichtiger: darf ein Moslem Döner essen? Wenn ja, wann, welche und wo? Welches Verhältnis besteht zwischen Islam (und welchem!) und veganer Ernährung? Was bedeutet in diesem Zusammenhang die Farbe grün? ...

Corax hat gesagt…

@ppq

"fleischampel" ist ein wort von solcher schönheit und kraft, das muss sich einfach durchsetzen.

Werden jetzt schon Gesetze eingeführt nur um damit zusammenhängende neue Wörter von eklatanter "Schönheit und Kraft" in den Duden zu hieven? Werden wir von Schöngeistern und Elfenbeinturmwächtern regiert?

derherold hat gesagt…

"Werden wir von Schöngeistern und Elfenbeinturmwächtern regiert?"

Ja.
... von Schöngeistern, Lehrern und Kinderziehern.

Kurt hat gesagt…

Ich finde besonders den Gutmenschenrassimus lustig. Der Gutmensch schrie bei der Nachricht vom Pferd im Döner auf und wußte sofort, daß die deutschen Rassisten das nur erfunden haben, um die armen Muslime und Türken in Mißkredit zu bringen.
Offensichtlich ist Gammelfleisch im Döner das Ergebnis von Lebensmittelverbrechern. Aber wehe, es wird Pferdefleisch im Döner gefunden. Dieses Finden ist rassistisch und voll nazi.
Man muß das nur dialektisch sehen.

FDominicus hat gesagt…

Nun jetzt ist was da:
http://www.atdid.de/atdid/index.php?lang=de

Nur wenn PPQ dies weiter verfolgen möchte/muß/darf ;)

Teja hat gesagt…

Bäh, "Standard" mit "t". Ich las allerdings diese Pressemitteilung, die wurde glaub ich nicht von einem Standardtürken verfasst.

ppq hat gesagt…

@friedrich: sie haben den knackpunkt schön herausgearbeitet: "Es ist fraglich wieso im Zuge des sogenannten „Pferdefleischskandals“ das RTL-Magazin „Extra“ ausschließlich „Döner“ untersuchen lässt und zweifelhafte Ergebnisse groß publiziert. Andere Fast-Food-Produkte aus Rindfleisch oder unter Verwendung von Rindfleisch hergestellt (Hamburger, Currywurst) werden absichtlich außen vor gelassen. Das Augenmerk soll gezielt auf eine Branche gezogen, die in diesem Skandal jedoch nicht im Focus steht, wie viele namenhafte Hersteller der großen Handelsketten."

warum denn wohl? da waren eindeutig ausländerfeinde im werk!