Natürlich haben sie kurz nach 18 Uhr wie immer alle gewonnen, die Schwarzen, die Roten, die Gelben und die Grünen. Und sogar die Ganzroten und die Orangenen, die den Sprung in den Landtag nicht schafften, sind irgendwie wieder Sieger, denn sie haben sich verbessert oder doch nicht so schlecht abgeschnitten wie alle vorher dachten.
Hauptsieger aber ist einmal mehr die Wissenschaft, die sich nach der für alle beteiligten Parteien so erfolgreichen Niedersachsenwahl zufrieden auf die Schulter klopfen kann. Einmal mehr haben die Wissenschaftler der deutschen Wahlforschungsinstitute mit Hilfe ausgeklügelter Messmethoden gezeigt, dass eine Wahl nicht von Kommentatoren und Demoskopen, sondern von den Wählern entschieden wird.
Zuvor war es Infratest Dimap, der Forschungsgruppe Wahlen, Allensbach und Forsa erneut gelungen, den Wahlausgang mit einer Genauigkeit vorherzusagen, die an einen Bagger erinnert, der einen Zwirnsfaden in eine Nähnadel-Öse schiebt: Die
CDU sollte um die 40 Prozent bekommen, die SPD 33 Prozent, die Grünen lagen bei 13 Prozent und die FDP bei fünf Prozent. Linke und Piraten sahen die Forscher bei drei Prozent.
Sie hätten würfeln sollen, am besten mit einer Kugel. Denn viel danebener als mit den wissenschaftlichen Vorhersagen, die schon in der Vergangenheit nahezu jedesmal in die Irre führten, hätte auch ein Rateteam nicht liegen können. Statt 40 Prozent kommt die CDU nur auf 36 Prozent, die SPD holt nur 32,6 Prozent der Stimmen, die Grünen kommen auf 13,7 Prozent, die FDP aber auf beinahe zehn Prozent.
Prozentual gesehen sind das Abweichungen um zehn (CDU), zwei (SPD), drei (Grüne) und fast 50 Prozent. Selbst bei Linken (3,1 Prozent) und Piraten (2,1 Prozent), die wie vorhergesagt nicht in den Landtag kamen, beträgt die Abweichung des Ergebnisses von der Vorhersage bis zu 30 Prozent. Hätte ein Schamane Knochen geworfen oder in der Asche gelesen, vermutlich wäre er näher dran gewesen.
Eine stolze Bilanz, die einmal mehr zeigt, dass es unmöglich zu sein scheint, Wahlergebnisse wirklich vorab zu wissen - eine Fähigkeit, auf deren angeblichem Vorhandensein allerdings eine Millionenbranche gründet. Demoskopen befragen Medienkonsumenten, um mit den Ergebnissen Medien zu beliefern, die wiederum Medienkonsumenten darüber informieren. Rückkopplungseffekte spielen hier eine Rolle, andererseits aber offenbar auch der Umstand, dass Befragte bei Befragungen einfach nicht die Wahrheit sagen: Sie lügen vielleicht nicht, geben aber eben auch nicht an, was sie wirklich wählen.
Beeindruckend angesichts dieses seit Jahren offenkundigen Phänomens ist es, mit welcher Gläubigkeit die Qualitätsmedien den Angaben der Prognostiker dennoch Glauben schenken. Mit Umfragezahlen, die wie diesmal im zweistelligen Prozentbereich neben dem tatsächlichen Ergebnis liegen, bestreiten ARD und ZDF ganze Fernsehsendungen, Magazine und Zeitungen füllen Analyseseiten mit Prozentrechnungen, in denen es 1,5 oder zwei Prozent hoch- oder runtergeht, auf dieser Basis werden Politikerkarrieren beendet, Parteien totgeschrieben und neue Parteien als erfrischen anders gefeiert. Obgleich allein die Fehlertoleranz der Umfrageinterpretation augenscheinlich nicht nur in Ausnahmefällen gut ein Viertel oder Drittel erreichen kann.
Ein Rätsel, zumal Kritik an den hanebüchenen Vorhersageversuchen kaum irgendwo laut wird. "Zwischen Umfrage- und Wahlergebnissen klaffen Welten", kritisieren Blogs wie wahlprognosen-info.de, die in einer Tabelle mit 120 Daten aus vier Bundestagwahlen zeigt, dass es offenbar wirklich möglich ist, nie - nicht einmal zufällig - das richtige Ergebnis zu tippen.
Eine "demoskopische Bankrotterklärung" heißt es dort. Anderswo aber geht der Trend unverdrossen zur nächsten Umfrage. Wer die haben muss, weil alle sie haben, kann natürlich nicht darüber berichten, dass sie vermutlich genauso falsch ist wie die vorherige war und die nächste sein wird. "Union in Umfrage auf Fünfjahreshoch" vermeldet die "Zeit" mit Blick auf eine Umfrage zur Bundestagswahl. Die Union sei nun so stark wie SPD und Grüne zusammen, die FDP sei raus aus dem Bundestag. 41 Prozent bekommt die Merkel-Partei hier, die FDP nur vier. Nach den Abweichungen der Niedersachsen-Wahl könnten es ebenso gut 36,5 Prozent für die Union und acht Prozent für die CDU sein.
Hauptsieger aber ist einmal mehr die Wissenschaft, die sich nach der für alle beteiligten Parteien so erfolgreichen Niedersachsenwahl zufrieden auf die Schulter klopfen kann. Einmal mehr haben die Wissenschaftler der deutschen Wahlforschungsinstitute mit Hilfe ausgeklügelter Messmethoden gezeigt, dass eine Wahl nicht von Kommentatoren und Demoskopen, sondern von den Wählern entschieden wird.
Zuvor war es Infratest Dimap, der Forschungsgruppe Wahlen, Allensbach und Forsa erneut gelungen, den Wahlausgang mit einer Genauigkeit vorherzusagen, die an einen Bagger erinnert, der einen Zwirnsfaden in eine Nähnadel-Öse schiebt: Die
CDU sollte um die 40 Prozent bekommen, die SPD 33 Prozent, die Grünen lagen bei 13 Prozent und die FDP bei fünf Prozent. Linke und Piraten sahen die Forscher bei drei Prozent.
Sie hätten würfeln sollen, am besten mit einer Kugel. Denn viel danebener als mit den wissenschaftlichen Vorhersagen, die schon in der Vergangenheit nahezu jedesmal in die Irre führten, hätte auch ein Rateteam nicht liegen können. Statt 40 Prozent kommt die CDU nur auf 36 Prozent, die SPD holt nur 32,6 Prozent der Stimmen, die Grünen kommen auf 13,7 Prozent, die FDP aber auf beinahe zehn Prozent.
Prozentual gesehen sind das Abweichungen um zehn (CDU), zwei (SPD), drei (Grüne) und fast 50 Prozent. Selbst bei Linken (3,1 Prozent) und Piraten (2,1 Prozent), die wie vorhergesagt nicht in den Landtag kamen, beträgt die Abweichung des Ergebnisses von der Vorhersage bis zu 30 Prozent. Hätte ein Schamane Knochen geworfen oder in der Asche gelesen, vermutlich wäre er näher dran gewesen.
Eine stolze Bilanz, die einmal mehr zeigt, dass es unmöglich zu sein scheint, Wahlergebnisse wirklich vorab zu wissen - eine Fähigkeit, auf deren angeblichem Vorhandensein allerdings eine Millionenbranche gründet. Demoskopen befragen Medienkonsumenten, um mit den Ergebnissen Medien zu beliefern, die wiederum Medienkonsumenten darüber informieren. Rückkopplungseffekte spielen hier eine Rolle, andererseits aber offenbar auch der Umstand, dass Befragte bei Befragungen einfach nicht die Wahrheit sagen: Sie lügen vielleicht nicht, geben aber eben auch nicht an, was sie wirklich wählen.
Beeindruckend angesichts dieses seit Jahren offenkundigen Phänomens ist es, mit welcher Gläubigkeit die Qualitätsmedien den Angaben der Prognostiker dennoch Glauben schenken. Mit Umfragezahlen, die wie diesmal im zweistelligen Prozentbereich neben dem tatsächlichen Ergebnis liegen, bestreiten ARD und ZDF ganze Fernsehsendungen, Magazine und Zeitungen füllen Analyseseiten mit Prozentrechnungen, in denen es 1,5 oder zwei Prozent hoch- oder runtergeht, auf dieser Basis werden Politikerkarrieren beendet, Parteien totgeschrieben und neue Parteien als erfrischen anders gefeiert. Obgleich allein die Fehlertoleranz der Umfrageinterpretation augenscheinlich nicht nur in Ausnahmefällen gut ein Viertel oder Drittel erreichen kann.
Ein Rätsel, zumal Kritik an den hanebüchenen Vorhersageversuchen kaum irgendwo laut wird. "Zwischen Umfrage- und Wahlergebnissen klaffen Welten", kritisieren Blogs wie wahlprognosen-info.de, die in einer Tabelle mit 120 Daten aus vier Bundestagwahlen zeigt, dass es offenbar wirklich möglich ist, nie - nicht einmal zufällig - das richtige Ergebnis zu tippen.
Eine "demoskopische Bankrotterklärung" heißt es dort. Anderswo aber geht der Trend unverdrossen zur nächsten Umfrage. Wer die haben muss, weil alle sie haben, kann natürlich nicht darüber berichten, dass sie vermutlich genauso falsch ist wie die vorherige war und die nächste sein wird. "Union in Umfrage auf Fünfjahreshoch" vermeldet die "Zeit" mit Blick auf eine Umfrage zur Bundestagswahl. Die Union sei nun so stark wie SPD und Grüne zusammen, die FDP sei raus aus dem Bundestag. 41 Prozent bekommt die Merkel-Partei hier, die FDP nur vier. Nach den Abweichungen der Niedersachsen-Wahl könnten es ebenso gut 36,5 Prozent für die Union und acht Prozent für die CDU sein.
10 Kommentare:
There is no business like Desinformationsbusiness.
Ziel Numero Uno: FDP plattmachen. (Zur Not Umfragen fälschen.)
Numero Due: CDU-Mitläufer in Sicherheit wiegen. (Zur Not Merkel zur größten Kanzlerin aller Zeiten und ganz Europas ernennen.)
Ich - als alter CDU-Wähler - finde es ja lustig, wie Merkel nun ihren Chargen klarmacht, daß sie ihre Regierungs-(inkl. Staatssekretärs-)Posten verlieren.Ich vermute, da müssen die USA - oder ihre Konzernfreunde - ein bißchen Geld nachwerfen, um die bei Laune zu halten. :-))
aber wie die, die den quatsch die ganze zeit meldeten, als wüssten sie wirklich was, nun zur tagesordnung übergehen... ich bin jedes mal aufs neue beeindruckt
"...ich bin jedes mal aufs neue beeindruckt..."
Lieber Herr @ppq, noch beeindruckter wäre ich, wenn der Medienapparat kurz vor der BT-Wahl umschwenkte und M. aus dem Amt drängte.
Angesichts der Tatsache, daß "man" nicht nur die Uni Bremen zur Eliteuniversität kürte, sondern auch dem mitlaufendem Bürgertum an den Unis in Freiburg, Göttingen und Karlsruhe denselbigen Status wieder entzog, zeugt von einem Hang zum Humor.
Horoskope werden doch auch immer gelesen, Leuten wie Paul Ehrlich wird immer noch ein neues Buch abgekauft, obwohl sie noch niemals auch nur annähernd richtig gelegen haben.
Das erste Gesetz der Medien heißt nicht von ungefähr: "Der Leser hat ein kurzes Gedächtnis". (Naja, stimmt vielleicht nur zum Teil, denn der Versuchung zum "Ich hab's ja schon immer gesagt" ist möglicherweise kaum zu widerstehen.)
Es ist durchaus zu erwarten, daß das Bundes-Stimmvieh auch in der BT-Wahl eine rotgrüne Mehrheit 'wählt'. Denn ein Vollpfostenpöfel, dem seit Jahren eingeflüstert wird, es stehe direkt am 'Klima-Abgrund', vor einem Putsch pöhser, dämonicher, dunkler Mächte aus dem erschröcklichen Nazi-Sumpf, es lebe in einem rohen Frauenunterdrücker-Patriarchat, in einem xenophoben Staat, kann in seinem Wahn gar nicht mehr anders, als die rotgünenn Erlöser-Lichtgestalten herbeibeten, auf daß dieser teuflische 'Fascho-Macho-Klima-Alptraum' endlich duch die lichte Zukunft des 'Muku-Öko-Sozio-Femi-Paradieses' abgelöst wird.
...36,5 Prozent für die Union und acht Prozent für die CDU sein...
Also 28,5 Prozent für die CSU?
Beachtlich. Hätte ich der CSU in Niedersachsen gar nicht zugetraut.
Gruß Mephistopheles
Kürzlich war ich auf Wunsch meiner Bekanntin mit ihr an einem See zwecks drei Tage Erholung. (Wovon eigentlich?) Die Pension war sehr familiär geführt. War sehr nett. Das TV-Angebot war Satellit-TV (Astra) was ich von daheim nicht kenne. Da ich dort auf DVBT angewiesen bin. Da fielen mir die Astrologenberatungssender auf, die es offenbar zuhauf in Europa gibt. Das Geschäftsmodell ist verblüffend: Ein verlogener Vollidiot erzählt einem naiven Vollidioten etwas über die/seine Zukunft. Damit sind wir bei Bettina Schausten. Genial! Und das ganze noch als „Demokratieabgabe“ (Jörg Schönenborn) mit Gewaltandrohung in Rechnung zu stellen: Anbetungswürdig! Und die seriösen Visagen! Da kommt keine Sportpalastrede mit!
@derherold:
"Ziel Numero Uno: FDP plattmachen. (Zur Not Umfragen fälschen.)"
Daß das alles deswegen geschieht, um die Lieblingsherzenspartei der hiesigen Journaille, die Grünen, in die Regierung zu schreiben, ist klar. Aber was habe ich denn von einer FDP, deren Außenminister WW vor kurzem das eigentlich schon abgehakte Thema EU-Beitritt der Türkei aufwärmte und außenpolitisch mehr oder weniger das Sprachrohr des State Departments ist?
"Numero Due: CDU-Mitläufer in Sicherheit wiegen. (Zur Not Merkel zur größten Kanzlerin aller Zeiten und ganz Europas ernennen.)"
Dasselbe wie oben. Daß die zur Zeit regierenden Parteien ihre Finger in der Staatsposse namens rechtsextreme Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" haben, sollte jedem klar sein. Die haben sich , neben all den anderen im Bundestag sitzenden Blockparteien, darauf geeinigt, die Dönermordserie mit offenkundig mafiösem Hintergrund wie auch den Polizistenmord von Heilbronn uns Deutschen über die Abhaltung öffentlicher Trauerfeiern und die Zahlung von Blutgeld an die Hinterbliebenen als ausländerfeindliche Dinge in die Schuhe zu schieben. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuß im Deutschen Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU) ist ein glühender Befürworter des EU-Beitritts der Türkei, preist uns ständig uns die Schönheit des Islams im allgemeinen und der türkischen Einwanderung im besonderen und hängt im übrigen über die Mitgliedschaft in der Atlantikbrücke an ähnlichen Strippen wie WW und der Grünen-Chef Özdemir. Alle Parteien, CDU/CSU und FDP vornweg, betreiben die Errichtung der EUdSSR und des Abbaus der nationalstaatlichen Hoheitsrechte noch vehementer als die Linke. Ich frage mich ernsthaft, wo noch der Vorteil einer schwarz-gelben Regierung liegt.
"Ich - als alter CDU-Wähler -"
War das jetzt eben ernst gemeint, derherold? Ich habe einmal, nämlich bei den letzten BT-Wahlen, CDU angekreuzt, allerdings einzig deswegen, um den Alptraum rot-grün zu verhindern. Habe ich wirklich immer nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, an denen ich jeweils gleichermaßen zuverlässig sterbe, wenn vielleicht bei der einen Krankheit auch etwas später?
"Leuten wie Paul Ehrlich wird immer noch ein neues Buch abgekauft"
Paul Ehrlich?
Kennste doch irgendwoher.
Der hat doch nichts versaubeutelt. Im Gegenteil.
@Volker: Den da meine ich natürlich, beim anderen entschuldige ich mich ausdrücklich!
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