Donnerstag, 6. Dezember 2012

Tod auf dem Fußballplatz

Wenn eine Information nicht ins eigene Weltbild passt, sich aber aus bestimmten Gründen einfach nicht ignorieren lässt, dann kommt es darauf an, sie zu drehen und zu wenden, bis sie vom hinderlichen Stück Wahrheit zu einem nützlichen Stück Ideologie geworden ist. Der "Tagesspiegel" ist gut in diesen Dingen, hier machen die Mitarbeiter ihren Lesern kein X für ein U vor, sondern sie erarbeiten sich gemeinsam mit ihrem Publikum die Information, dass ein X in Wirklichkeit wirklich ein U ist.

Als vor einigen Wochen auf dem Alexanderplatz ein junger Mann von einer Truppe junger Türken erschlagen wurde, sah das Blatt, das zu großen Teilen aus Texten der Wochenzeitschrift "Die Zeit" zu bestehen pflegt, im ersten Anlauf die Behörden, Berlin und den Architekten des Tatortes als Verantwortliche. Die Täter selbst wurden kaum erwähnt, um nicht Vorurteile zu nähren. Drei Tage dauerte es, bis die Sache geklärt war: Der Hauptverdächtige war geflohen der "Tagesspiegel" widmete sich dem viel größeren Problem: „Rassistische Hetze“ im Kondolenzbuch für das nach der Prügelorgie verstorbene Opfer.

Danach verschwand der Mord auf offener Straße wie von Geisterhand aus den Schlagzeilen wie zuvor schon der Amoklauf von Nordine Amrani verschwunden war. Von medialer Hysterie, wie sie noch im Fall des "Deutsch-Äthiopier Ermyas M." (dpa) Hubschraubereinsätze, Bundestagsdebatten und Ermittlungen der Bundesanwaltschaft erfordert hatte, keine Spur. Von einer gesellschaftlichen Debatte der Art, wie sie nach dem Mordfeldzug des Norwegers Anders Breivik oder nach dem Überfall auf den Passauer Polizeipräsidenten Alois Mannichl tobte, blieb nur ein großes, leeres Schweigen.

Dasselbe Muster zeigte sich unmittelbar nach dem Tod eines holländischen Schiedsrichters auf einem Fußballplatz. Die Täter, drei jugendliche Spieler des SV Nieuw-Sloten, sind wahlweise "Amateurfußballer" "Testosteronbomben" oder "Hitzköpfe", ihre marokkanische Herkunft ist tagelang eine Information, die nicht berichtenswert erscheint. Erst als holländische Zeitungen das Thema aufs Tablett bringen, sehen sich die deutschen Leitmedien genötigt, ihren Lesern mitzuteilen, "was die Leitmedien angeblich nicht zugeben", in Wirklichkeit aber nur erst grundsätzlich durchdenken mussten, um eine Erklärung zu finden.

Sie finden sie, natürlich. Nicht der Fußballplatz und nicht der Sportverband sind diesmal verantwortlich. Sondern der Fußball selbst, wie der in solchen Dingen unschlagbare "Tagesspiegel" analysiert: Dass es sich bei den Tätern um Migranten handele, zeuge "von der gesellschaftlichen Separation des Fußballspiels als zunehmend migrantischem Sport, während andere Sportarten meist von weißen Niederländern ausgeübt werden".

Damit ist alles gesagt. Es musste so kommen. Eigentlich ist nichts Entsetzliches passiert. Die Gesellschaft bekommt nur die Quittung für ihr Versagen. Viel wird man von dem Fall nun nicht mehr hören.

Zettel über das Elend politischer Korrektheit

7 Kommentare:

Tolotos hat gesagt…

Wundert mich alles nicht. Wenn man die Nachrichten schon mit Pappnasenverbot und Israel füllt, bleibt eben kein Platz mehr für solche Nebensächlichkeiten. Die Tagesschau hat nur 15 Minuten, da muss alles Überflüssige eben unerwähnt bleiben.

Anonym hat gesagt…

Wie schon (zu) oft erwähnt: - Das dröhnende Totschweigen ist eines der wirksamstem Instrumente der linken Dressurelite. - Da den Bundes-Einfaltspinsel_Innen offenbar erfolgreich eingetrichtert wurde, dass nach dem singulären Niederringen des singulären Pöhsen vor fast 70 Jahren, jetzt nur noch die singuläre, reine und volle Wahrheit verkündet wird, existiert einfach nicht, was nicht von den weisen, erleuchteten Medien verbreitet wird. - Umgekehrt werden erschröckliche Popanze daher fantasiert, die täglich durch den Blätterwald rauschen und übr die Glotzen flimmern und dem Bundes-Narr_Innen das Heulen und Zähneklappern einjagen.

Obo

Anonym hat gesagt…

Ist es aber nicht so, dass der geschulte SPIEGEL-Online-Leser etwa sofort ahnt welchen „Hintergrund“ die Täter haben, wenn dieser nicht genannt. Als dann doofe Praktikanten mit der Nennung kultureller Spezialitäten wie „Tritte an den Kopf des am Boden Liegenden„ alles verraten, bin ich schon ein wenig enttäuscht.. Natürlich bedeutet auch die Abschaltung der Kommentarfunktion, dass klar ist, dass Leser Fakten bekanntgeben könnten, die Vorurteile wie meine als das entlarven was sie sind: Urteile.
Das ist selbst für ein ehemaliges Nachrichtenmagazin eine schon erstaunlich routiniert ablaufende Desinformationsleistung.

Le Penseur hat gesagt…

Exzellenter Artikel! Habe mir erlaubt zu verlinken ...

Anonym hat gesagt…

Ja nur weiter so, die Presse will halt immer noch nicht die Wahrheit berichten. Aber das hat auch ihre gute Seite! Man meine ja nur nicht, dass das Volk es nicht merkt. Und ja, dort wo bei einer Tat kein Name steht da kann man davon ausgehen es ist ein Ausländer. Bei einem Einheimischen Verbrechen steht meistens der Name. Und wenn er abgekürzt steht, dann ist es auch ein Ausländer. So einfach ist es zwischen den Zeilen zu lesen. Das Beste aber ist, keiner kauft mehr diese Zeitungen..

Nescio hat gesagt…

So schlau sind die Journaillen aber auch schon: Dann liest man:

"Der Täter, Jürgen B. (Name geändert) ..."

Anonym hat gesagt…

Oder: Name unbekannt, oder konnte bisher noch ncht ermittelt werden, oder aus Ermittlungsgründen nicht bekanntgegeben, oder eine ähnlich klingende Phrase aus dem großen Füllhorn der Vernebelungen