Sie waren die Heldinnen eines völlig verrückten Mediensommers, drei Frauen, jung und hübsch, die von den Schergen eines bösen Diktators vor Gericht gezerrt und angeklagt wurden, nur weil sie das legitime Recht jedes Deutschen, in Kirchen und Kathedralen zornige Punkmusik mit Fäkaltexten zu singen, in Russland ausgeübt hatten. Pussy Riot, die weltweit erste Punkband, die noch weniger Akkorde konnte als Pro Pain, verzückten "Spiegel", "Stern" und die von der staatlichen Danachrichtenagentur DPA mit Einheitsgrau gefütterten Restmedien. So schön! So wild! So demokratisch!
Dass es sich bei Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marija Aljochina um Frauen handelt, die hierzulande unweigerlich die Bezeichnung "Hasspredigerinnen" bekämen, würden sie ihre "Punk-Gebete" gegen Barack Obama krähen oder das gemeinsame Europa zum Teufel wünschen, störte etliche Wochen lang nicht weiter. Genausowenig nahm irgendein deutsches Blatt Anstoß daran, dass "Pussy Riot" zum protestieren nicht nur Musik, sondern auch Pornografie nutzte: Hochschwanger kniete Nadeschda Tolokonnikowa vor etlichen Kameras zum Beischlaf nieder, um Putin aus dem Amt zu jagen.
Dass muss der normale Leser nicht wissen, hatten die Qualitätsmedien beschlossen. Es ging schließlich darum, ein makelloses Bild zu zeichnen, Mitgefühl zu erzeugen und die Botschaft zu transportieren: Seht her, wie gut ihrs habt! So etwas ist bei uns nicht möglich! Bei uns darf jeder Kritik üben!
Aber jede Geschichte ist irgendwann auserzählt, jede Ikone muss stürzen, um den Text für das Publikum spannend zu halten. Die FAZ, von Haus aus kein Medien mit einer Vorliebe für laute Punkmusik mit unflätigen Texten, geht nun voran. Einen "arroganten, rechthaberischen Duktus" entdeckt das Blatt nun plötzlich in den Pamphleten der "Künstlergruppe Woina", deren musikalischer Arm Pussy Riot sein will. "Heuchlerisch" seien die Manifeste der Gruppe, ihr Blick von "grenzenloser Verachtung gegenüber praktisch allen anderen russischen Künstlern" getrübt, ihr Privatleben zerrüttet, ihr Anspruch verlogen, ihre Moral egoistisch.
Ein Schock für alle Pussy-Fans, die, so die FAZ, bisher nur die Geschichte „Böser russischer Staat gegen unschuldige kleine Mädchen“ kannten. Eine Geschichte, die die Wirklichkeit verzerrte und eine Frage gar nicht mehr gestellt habe: "Für wen setzen wir uns da eigentlich ein?" Eine Frage, die auch der "Spiegel" in einem aktuellen Interview mit Tolokonnikowa lieber nicht zu beantworten versucht.
Dass es sich bei Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marija Aljochina um Frauen handelt, die hierzulande unweigerlich die Bezeichnung "Hasspredigerinnen" bekämen, würden sie ihre "Punk-Gebete" gegen Barack Obama krähen oder das gemeinsame Europa zum Teufel wünschen, störte etliche Wochen lang nicht weiter. Genausowenig nahm irgendein deutsches Blatt Anstoß daran, dass "Pussy Riot" zum protestieren nicht nur Musik, sondern auch Pornografie nutzte: Hochschwanger kniete Nadeschda Tolokonnikowa vor etlichen Kameras zum Beischlaf nieder, um Putin aus dem Amt zu jagen.
Dass muss der normale Leser nicht wissen, hatten die Qualitätsmedien beschlossen. Es ging schließlich darum, ein makelloses Bild zu zeichnen, Mitgefühl zu erzeugen und die Botschaft zu transportieren: Seht her, wie gut ihrs habt! So etwas ist bei uns nicht möglich! Bei uns darf jeder Kritik üben!
Aber jede Geschichte ist irgendwann auserzählt, jede Ikone muss stürzen, um den Text für das Publikum spannend zu halten. Die FAZ, von Haus aus kein Medien mit einer Vorliebe für laute Punkmusik mit unflätigen Texten, geht nun voran. Einen "arroganten, rechthaberischen Duktus" entdeckt das Blatt nun plötzlich in den Pamphleten der "Künstlergruppe Woina", deren musikalischer Arm Pussy Riot sein will. "Heuchlerisch" seien die Manifeste der Gruppe, ihr Blick von "grenzenloser Verachtung gegenüber praktisch allen anderen russischen Künstlern" getrübt, ihr Privatleben zerrüttet, ihr Anspruch verlogen, ihre Moral egoistisch.
Ein Schock für alle Pussy-Fans, die, so die FAZ, bisher nur die Geschichte „Böser russischer Staat gegen unschuldige kleine Mädchen“ kannten. Eine Geschichte, die die Wirklichkeit verzerrte und eine Frage gar nicht mehr gestellt habe: "Für wen setzen wir uns da eigentlich ein?" Eine Frage, die auch der "Spiegel" in einem aktuellen Interview mit Tolokonnikowa lieber nicht zu beantworten versucht.
6 Kommentare:
Spätestens nach der Pornokiste hätte man doch die Notbremse ziehen müssen. Wahrscheinlich gibt´s genug Redakteure bei unseren Volksverblödern, die das scharf macht. Anders ist das nicht zu erklären, daß man den Pussys soviel Platz in den Gazetten einräumt.
the act on opponents in russia is violent.
the act of sex is naked, so what?
being naked is our natural state, being violent isn't.
make love not war!
@Anonym: Kohelet (Solomons prayer) 3/1-8: Jegliches Ding hat seine Zeit.
There is a time to love, and there is a time to fight enemies.
There is a time to fuck, and there is a time to kill.
Im SPIEGEL von dieser Woche ist ein Interview mit jener Krawall-Uschi abgedruckt, die, da besonders sexy rüberkommend, besonders gerne in Zeitungen abgebildet wird, im Spiegel gleich ganz groß auf dem Titelbild. Der Spiegel nun, der noch vor zwei, drei Wochen (in genau der Ausgabe mit besagter Uschi auf der Titelseite, wenn ich mich nicht irre) politisch korrekt verdruckst geschrieben hatte, dass diese Uschi mit Sicherheit als die hübscheste der drei Kratzien zu bezeichnen wäre, wenn das nur nicht so sexistisch rüberkommen täte, bezeichnet sie diese Woche ganz unverdruckst als den „politischen Kopf“ der Gruppe Pussy Riot.
Kostprobe von den Geistesblitzen dieses politischen Kopfes:
>>SPIEGEL: ... Sie waren hochschwanger als Sie splitternackt im Moskauer Biologischen Museum mit einer öffentlichen Gruppensex-Persiflage die Geburtenförderung des Kreml lächerlich machten.
Tolokonnikowa: Jeder hat seinen eigenen Geschmack. Unsere Performances sind moderne Kunst. Nur Experten können einschätzen, ob das, was wir tun, geschmacklos ist. Alles andere sind nicht mehr als subjektive Meinungsäußerungen.<<
Ich weiß gar nicht was das Foto nun Beweisen soll. Die Aufnahme ist von einer öffentlichen Gruppensex-Persiflage im Moskauer Biologischen Museum zur staatlichen Geburtenförderung des Kreml. Protestaktionen mit nacktem Fleisch sind schon lange nichts Neues und diese Aktion hatte nicht nur in seiner doppelsinnigen Bedeutung Witz sondern hat genauso wie die Aktion in der Erlöserkirche für Aufsehen gesorgt. Und @Polit Platschquatsch unterstelle ich mal, dass er Russland und die dortigen Verhältnisse nur aus den von ihm im Blog genannten Zeitungen und vielleicht aus Fernsehberichten kennt. Ich habe von 1992 bis 2004 in Russland gearbeitet und finde die Proteste von Pussy Riot nicht nur Mutig sondern auch Avantgardistisch.
Die Porno-Provokation war ja angesichts der Restauration verlogener 50-er Jahre-Moral zur Machtsicherung der ehemaligen Revoluzzer genau das richtige.
Die Verfolgung der Aktion als diktatorisches, russisches Unrecht darzustellen aber war grotesk.
Gleiches Verhalten in der BRD hätte wahrscheinlich zu Freiheitsstrafen (Störung von Gottesdiensten/Beschimpfung religiöser Bekenntnisse/Erregung öffentlichen Ärgernisses) geführt.
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