Es war der Tag, nach dem nie wieder etwas so sein würde wie zuvor. Amerika war angegriffen worden, nun befand sich auch Europa im Krieg. Eine Epochenzäsur, die live im Fernsehen kam. Nach den Hochhäusern brachen die Börsenkurse ein, Bin Laden hatte den Westen dort getroffen, wo es ihm am wehesten tat. Beim Geld und bei der Ehre.
Peter Kloeppel, ein Nachrichtenmann, fasste die neuen Zeiten zusammen: "Noch nie zuvor gab es Anschläge von einem solchen Ausmaß". Zumindest nicht, seit Arminus den Römern im September 1992 Jahre zuvor im Teutoburger Wald ebenfalls unangekündigt und aus dem Hinterhalt eine vergleichbar große Schlappe beigebracht hatte.
Gerhard Schröder versicherte, wohin auch immer George W. Bush marschieren wolle, die Bundeswehr werde mit ihm ziehen. Die Opposition warnte ein bisschen vor einem Nahen Osten, der demnächst "komplett in Flammen stehen" (Gernot Erler) werde. Fernsehsender vermieden es, Bilder feiernder Palästinenser zu zeigen. Und in deutschen Medien wurde der Begriff "Moslem" generell durch das englische "Muslim" ersetzt.
Im Übrigen stand nun die Befreiung der Völker auf dem Programm, Regimewechsel von außen wurden hoffähig. Monatelang schien es, als würde niemals wieder von etwas anderem die Rede sein als von Osama und seinen bärtigen Gesellen. Immer wieder waren dieselben wackligen Aufnahmen aus "Terrorcamps" zu sehen, immer wieder nahm der "Terrorfürst" dieselbe Parade von Wickelköpfen in Tarntracht ab.
Niemals wieder würde das Leben wie zuvor sein, niemals wieder würden Blumen blühen, die nicht die Blumen des Bösen sind, würden Flugzeugpassagiere Wasserflaschen mit an Bord nehmen dürfen und Hotelgäste ein Zimmer bekommen, ohne einen Ausweis zu zeigen.
Es dann wirklich alles anders geworden. Aber ganz anders. Nur bemerkt hat es niemand. Facebook und das Smartphone, LCD-Fernseher und Flatrate-Internet, die voreilige europäische Einigung, die Einführung des Euro und die Globalisierung der Arbeitsteilung haben die Welt mehr verändert als Bin Ladens Al Kaida, die, allen Bemühungen zum Trotz, nicht mehr als eine Fußnote der Weltgeschichte geblieben ist. Aus der "Basis" wuchs kein Überbau, weil der diesseitige Konsum offenbar auch die Mehrzahl der tiefgläubigen Moslems mehr lockte als die jenseitigen Versprechungen eines gescheiterten Bauunternehmers. Der Traum von einer Massenbewegung, die in einem Dschihad des unbedingten Willens das weltumspannende Kalifat errichten werde, blieb eine Illusion.
Das Medienecho zum elften Jubiläum des Tages, der alles änderte, zeigt es. Wo im vergangenen Jahr zum zehnjährigen Geburtstag des Terrors noch Sondersendungen mit der Schlagkraft römischer Legionen wüteten, gähnt dieses Jahr nur Leere, gefüllt mit Nichts. Es gibt keine Neuigkeiten über den Einsturz, keine Berichte über akute Verschwörungstheorien, keine neuen Bücher, keine vor innerer Bewegung zitternden Berichte ehemaliger Augenzeugen, die die eigenen Erinnerungen noch einmal besucht haben.
Der 11. September, der alles veränderte, hat alles gelassen, wie es war: Deutschland, stets die von allen Katastrophen, Seuchen und Krankheiten am heftigsten betroffene Region der Welt, braucht runde Jubiläen, um in sich zu gehen.
Peter Kloeppel, ein Nachrichtenmann, fasste die neuen Zeiten zusammen: "Noch nie zuvor gab es Anschläge von einem solchen Ausmaß". Zumindest nicht, seit Arminus den Römern im September 1992 Jahre zuvor im Teutoburger Wald ebenfalls unangekündigt und aus dem Hinterhalt eine vergleichbar große Schlappe beigebracht hatte.
Gerhard Schröder versicherte, wohin auch immer George W. Bush marschieren wolle, die Bundeswehr werde mit ihm ziehen. Die Opposition warnte ein bisschen vor einem Nahen Osten, der demnächst "komplett in Flammen stehen" (Gernot Erler) werde. Fernsehsender vermieden es, Bilder feiernder Palästinenser zu zeigen. Und in deutschen Medien wurde der Begriff "Moslem" generell durch das englische "Muslim" ersetzt.
Im Übrigen stand nun die Befreiung der Völker auf dem Programm, Regimewechsel von außen wurden hoffähig. Monatelang schien es, als würde niemals wieder von etwas anderem die Rede sein als von Osama und seinen bärtigen Gesellen. Immer wieder waren dieselben wackligen Aufnahmen aus "Terrorcamps" zu sehen, immer wieder nahm der "Terrorfürst" dieselbe Parade von Wickelköpfen in Tarntracht ab.
Niemals wieder würde das Leben wie zuvor sein, niemals wieder würden Blumen blühen, die nicht die Blumen des Bösen sind, würden Flugzeugpassagiere Wasserflaschen mit an Bord nehmen dürfen und Hotelgäste ein Zimmer bekommen, ohne einen Ausweis zu zeigen.
Es dann wirklich alles anders geworden. Aber ganz anders. Nur bemerkt hat es niemand. Facebook und das Smartphone, LCD-Fernseher und Flatrate-Internet, die voreilige europäische Einigung, die Einführung des Euro und die Globalisierung der Arbeitsteilung haben die Welt mehr verändert als Bin Ladens Al Kaida, die, allen Bemühungen zum Trotz, nicht mehr als eine Fußnote der Weltgeschichte geblieben ist. Aus der "Basis" wuchs kein Überbau, weil der diesseitige Konsum offenbar auch die Mehrzahl der tiefgläubigen Moslems mehr lockte als die jenseitigen Versprechungen eines gescheiterten Bauunternehmers. Der Traum von einer Massenbewegung, die in einem Dschihad des unbedingten Willens das weltumspannende Kalifat errichten werde, blieb eine Illusion.
Das Medienecho zum elften Jubiläum des Tages, der alles änderte, zeigt es. Wo im vergangenen Jahr zum zehnjährigen Geburtstag des Terrors noch Sondersendungen mit der Schlagkraft römischer Legionen wüteten, gähnt dieses Jahr nur Leere, gefüllt mit Nichts. Es gibt keine Neuigkeiten über den Einsturz, keine Berichte über akute Verschwörungstheorien, keine neuen Bücher, keine vor innerer Bewegung zitternden Berichte ehemaliger Augenzeugen, die die eigenen Erinnerungen noch einmal besucht haben.
Der 11. September, der alles veränderte, hat alles gelassen, wie es war: Deutschland, stets die von allen Katastrophen, Seuchen und Krankheiten am heftigsten betroffene Region der Welt, braucht runde Jubiläen, um in sich zu gehen.
2 Kommentare:
Dank für die tröstenden Worte; meine Gedenkkerze ist leider von den Tränen erloschen, die ich leidvoll vergossen.
Wir haben uns erlaubt, den Beitrag leicht zu korrigieren und zu übernehmen.
Ja, das waren noch glorreiche Zeiten. Als sich die Taliban freudig die Bärte schabten und jedem westlichen Journalisten versicherten, wie öde es ohne Rundfunk und Fernsehe sei.
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