Samstag, 7. April 2012

Wir sind Grass!

Verspottet, verprügelt, beinahe verboten - im hohen Dichteralter hat Deutschlands führender Verfasser von selbstillustrierten Büchern sich mit einem 69-zeiligen "Gedicht" (dpa) gegen den Konsens der Kommentatoren gestellt. Perfide dabei: Günter Grass hat mit seinen kruden Thesen offenbar durchschlagenden Erfolg nicht nur bei professionellen Aufregern, sondern auch bei Menschen, die Lyrik im Normalfall nur mit spitzen Fingern anfassen.

Nicht nur, dass Grass´ angejahrte Werke plötzlich gleich im halben Dutzend in der Verkaufshitparade des Internethändlers Amazon auftauchen. Nein, zahllose Deutsche dichten seit fünf Uhr früh auch zurück: "Und was aber auch noch gesagt werden muß", lässt sich ein unbekannter Dichter hier inspirieren, "Grass drüber" heißt es in einer poetisierenden Reimfassung der krassen grasschen Großklage gegen Israel, selbst Israels Premierminister Benjamin Netanjahu griff zur Feder, um zurückzureimen. Überall güntert es, wie das freiwillige versschmieden unter Jugendlichen inzwischen genannt wird. Eine neue Volksbewegung ruft "Wir sind Grass!" und widmet sich dem Verfassen von Tankas, Rengas und Kasen.

"Doch auch die Feindschaft der anderen
habt ihr erworben,
Ihr seid nicht schuldlos daran,
Dass sie gegen euch sind",

heißt es etwa einem Gedicht des Berliner Schülers Erich Fried, der weiter reimt "Kehrt um! Kehrt um! Die euch Geld oder Waffen geben brauchen euch nur als Söldner gegen die Zukunft!" Mehr noch, Fried kritisiert Israel ganz offen und stellt den Judenstaat nicht nur auf eine Ebene mit dem Iran, sondern mit Nazideutschland: "Ihr habt eure Henker beobachtet und von ihnen den Blitzkrieg gelernt und die wirksamen Grausamkeiten". Auch die FAZ reimt:

dass ein gericht
zum beispiel leberkäs hawaii
wenn es besonders gut gelungen ist
auch ein gedicht
genannt werden kann
sagt schon viel aus
über die unklarheit
und die unwahrheit
des gedichtbegriffs.

was ist ein gedicht,
und was nicht?

Ja, Günter Grass hat es wieder geschafft, aufzufallen indem er Gedichte äußert, die zuvor nicht mit dem Kanzleramt abgestimmt wurden. Gedichte relevant zu machen. Galt Dichtung bis zum Tage vor dem Erscheinen von ""Was gesagt werden muss"" als spleniges Lesevergnügen von jungen Mädchen mit Liebeskummer und als der kommerzielle Alptraum von Verlagen schlechthin, ist es dem kaschubischen Pfeifenraucher über Nacht gelungen, Dichtung wieder "trendy" (Stern) zu machen. Verse und Reime, die Grundfragen der normativen Regelpoetik, Sein und Seinsgrund von Dichtung aus ontologischen, erkenntnistheoretischen und logischen Ansätzen - das sind Fragen, die nun jeden brennend interessieren. "Haufenweise" habe er "zustimmende Mails" bekommen, ließ Grass in Fernsehauftritten wissen, zu denen die öffentlichen Rechtfertigungssender ARD und ZDF in einer Neuauflage der vielgesehenen Sendung mit dem damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff geladen hatten. Er schreibe seit jüngster Zeit "über Dinge, über die zu wenig gesprochen wird". Dazu gehöre eben auch die gute alte klassische Dichtkunst, die in Schulen und Familien zunehmend von neumodischem multimedialen Schnickschnack verdrängt werde.

Während der "Spiegel" hier die "störrische Selbstgerechtigkeit eines wichtigen Schriftstellers" wittert, der gerade "vom Schrulligen ins Tragische kippt", sieht der "honorige Nobelpreisträger" mit der "erodierenden Autorität" (alle Zitate "Spiegel) den eigenen Erfolg durchaus kritisch. Der Urheber der unerwarteten Renaissance der rhetorisch bestimmten "Ars versificatoria" scheint erstaunt, verblüfft und vom eigenen erdrutschartigen Erfolg nicht nur positiv überrascht. „Es ist mir aufgefallen, dass in einem demokratischen Land, in dem Pressefreiheit herrscht, eine gewisse Gleichschaltung der Meinung im Vordergrund steht", merkt er zum plötzlichen Hype um die neue gesellschaftliche Rolle der klassischen Dichtung an. Der durchgehende Tenor sei, "sich bloß nicht auf den Inhalt des Gedichtes einzulassen", sondern Formfragen zu diskutieren: Hätte es sich sein "Hassgedicht" besser reimen sollen? Wie gehen die weltpolitische, die geschichtliche und die persönliche Ebene zusammen? welche Rolle spielt Grass´Ex-Chef Heinrich Himmler? Warum taucht das Wort "Autobahn" im Text überhaupt nicht auf?

Grass-Kritiker widersprachen entschieden. Der Dicher, dem es mit seiner Gedichtveröffentlichung kurz vor Ostern gelang, eine bereits fast anderthalb Wochen anhaltende deutschlandweite Diskussion um den Benzinpreis im Alleingang zu beenden, solle wenigstens zugeben, dass sein "irres Gedicht" (Bild) nirgendwo als "krude" bezeichnet werde.

18 Kommentare:

interessante Flugkörper hat gesagt…

Yes, we grass - das ist ein schöner Blödsinn!!!!!
Habe auch gerade beim Jürgen im Z-E-I-T-E-N-W-E-N-D-E blog gelsesen, dass die Massenmedien nun die altbekannte Sau durchs Dorf treiben. Es ist fantastisch, was sich jetzt abspielt. Dank Dir und anderen.....

Corax hat gesagt…

Dass Grass' Gedicht bislang noch nicht krude genannt oder ihm krude Thesen vorgeworfen worden sind, ist mir auch aufgefallen. Aber vielleicht kommts ja noch. Die Bezeichnung "irres Gedicht" lehnt sich an die ebenfálls von BILD benutzten Bezeichnungen "Irrer von Bagdad" und "Irrer von Teheran" an. Ist Grass der "Irre von Behlendorf"?

Anonym hat gesagt…

die gleichgeschalteten Medien
daß Leute wie
Grass es
immer erst
selbst abbekommen müssen
bevor sie das
Offensichtliche
sehen

aber leberkäs hawaii
klingt auch ganz lecker

Oels hat gesagt…

Die alte Nazi-Chasseuse Beate Klarsfeld hat "den alten Waffen-SSler" (Klarsfeld) jetzt sogar der Guttenbergerei überführt. Grass ist damit erlegt und erledigt, ein Umzug nach Teheran alternativlos.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-04/grass-klarsfeld-kritik

Corax hat gesagt…

Jetzt schämt sich schon Hochhut in aller Öffentlichkeit. Und zwar "als Deutscher" und zwar dafür, dass Grass Israel verbieten wolle ein deutsches U-Boot zu kaufen.

Und ein Historiker bezeichnet Grass' Geicht als einen "Hassgesang". ("Hassgedicht" reicht nicht aus, es muss schon "Hassgesang" sein).

(SPON:) Historiker geißelt Grass-Gedicht als Hassgesang

Es wirkt so, als ob jeder, der einen Namen zu verlieren hat, sich dazu genötigt sieht, auch auf Grass einzuhauen, oder sich wenigstens öffentlich wegen ihm zu schämen. Die Nasen stehen ja Regelrecht Schlange vor dem Pranger, an dem Grass angebunden ist.

derherold hat gesagt…

"Und ein Historiker..."

Na ja, Raphael Gross. Sozusagen berufswegen.

Keiner aus der Szene. Auch kein Apparatschik_nA wie Wipperbenz oder eigentlich-kein-Prof-Aly.

Hochhuth (und sein Kumpel der Claus) scheint unter dem KingLear-Syndrom zu leiden und versucht seit ein paar Jahren Impodings und Tod durch *Sponti*-Einsätze zu entkommen.

Daß Heinsohn auf Israel-Ticket segelt, hatte ich mir gedacht. Ob er sich mit dem eher albernen Ausfall auf Gutachse einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten.

apollinaris hat gesagt…

Und Gauck schweigt ohrenbetäubend. Was will er uns damit sagen?

Volker hat gesagt…

Die Kritik an Heinsohn geht fehl, meine ich. Er hat auf der Achse heute geschrieben, was er immer schreibt, nicht auf "Israel-Ticket" gesegelt.
Ich schätze Heinsohn sehr. Kann sein, dass er nichts überragendes bringt. Aber immerhin einer der wenigen, die vernünftig reden. Ein Rätsel, wie der sich in der durch und durch korrupten deutschen Wissenschaft hält.

Im Übrigen bin ich ganz froh, dass Gauck schweigt. Warum soll er sich aufreiben mit Nebensachen?

derherold hat gesagt…

@Volker, umgekehrt. Ich finde Heinsohn "überragend erfrischend".

"Ein Rätsel, wie der (...) hält."

*rofl*
Um an der Lawrenti-Beria-Universität Bremen eine Professur zu erhalten, mußte man schon 120%-ig auf Linie sein. Und da Heinsohn *Das Kapital* des 80iger-Jahre-Pop-Feminismus ("Hexen") geschrieben hat, ist seine Berufung eben kein "Rätsel".

Als er als Rentner starke mediale Resonanz erfuhr und Kommentare zu palästinensischen Geburtenraten verkündete, dachte ICH, daß er seine späten Karrierehöhepunkte nicht trotz, sondern wegen dieser nicht-MEHR-auf-Linie liegenden Aussagen erlebte.

derherold hat gesagt…

Heinsohn: "...schon 1943 ins Gesicht sagt, dass man bei den U-Booten niemanden mehr einstelle... „zersetzenden“ Geheimnis... Defätisten... Dabei kann es sich allerdings nicht um die Unterseewaffe gehandelt haben..."

Ach, Gunnar.

1943 hatte die Marine durch eine Umstellung der Ausbildungskonzeption bei ihren U-Booten keine Nachwuchsprobleme mehr und hat - im Gegensatz zur Luftwaffe(!) - tunlichst vermieden, Minderjährige heranzuziehen und auszubilden.

Heinsohn weißt das nicht. Aber er schreibt einen ellenlangen Artikel mit KRUDEN Anwürfen. Solches "Eiferertum" ist normalerweise kein "unforced error". ;-)

Volker hat gesagt…

Heinsohns Bücher habe ich nicht gelesen.
Wenn ich seine Artikel richtig verstanden habe, ging es darum, dass Europa durch den schwarzen Tod entvölkert war und die Fürsten über Tote herrschten. Keine guten Aussichten. Zwecks Repöplierung wurden die bis dahin bekannten Maßnahmen zur Geburtenkontrolle verboten und die Personen verfolgt (weise Frauen), die sich damit auskannten. Das ist der Kern von Heinsohns Sicht (jetzt mal egal ob zutreffend oder nicht) auf die Hexenverfolgungen. Die ist nicht mal ansatzweise feministisch. Allenfalls wurde die von dieser Klientel absichtlich missverstanden.

Was sind Heinsohns späte Karrierehöhepunkte?
Dass Nobodies wie meine Wenigkeit ihn mögen? Eher nicht.

Oder hat er auf der akademischen Schiene abgeräumt?
Das Lexikon des gesammelten Halbwissens schreibt zu seinen Leistungen jedenfalls „mehrheitlich nicht geteilt.“, „rezensierte das Buch … dagegen sehr negativ“, „Ähnlich scharf kritisierte Mohssen Massarrat Heinsohns Buch“, „wurde von verschiedenen Geschichtswissenschaftlern zurückgewiesen“

Vielleicht ist das alles gar nicht so berauschend, was Heinsohn schreibt. Aber immerhin schafft er es, in dieser oder jener Zeitung die einfache Wahrheit unterzubringen. Man freut sich ja schon über kleine Dinge.

apollinaris hat gesagt…

Schlagzeilenvorschlag:

"Das Schweigen des Gauck"

Vielleicht ist ja doch alles ganz anders. Vielleicht zielte Grass mit seinem Gedicht auf Gauck und wollte ihm damit ein faules Osterei ins Bellvueer Nest legen.

Denn egal, wie Gauck sich zu dieser Causa geäußert hätte, er würde eine Hälfte seiner Fans verlieren. Doch Gauck ist clever und/oder gut beraten, hält sich die Nase zu und schweigt über das Ei.

Und Merkel ermöglicht und rechtfertigt zielgerichtet oder unfreiwillig mit ihrem Freiheit der-Kunst-Statement das Schweigen des Gauck.

Karl_Murx hat gesagt…

@appolinaris:
"Und Gauck schweigt ohrenbetäubend. Was will er uns damit sagen?"

Dessen Koordinatensystem ist höchstwahrscheinlich mächtig durcheinander. Da schreibt einer der Guten plötzlich wider den Stachel der Axiome der Politischen Korrektheit wie "Du Deutscher sollst Israel lieben und ehren und in unvereinbrüchlicher Treue zu ihm stehen" oder "Der Weg zur (antisemitisch-nazistischen) Hölle ist mit Kritik an Israel gepflastert", und die ehemals verbündeten 68er, die er noch in seiner Antrittsrede lobte, weil sie dem Ewigen Nazi in uns Deutschen in einer seit vierzig Jahren dauernden Teufelsaustreibung so heldenhaft zu Leibe gerückt sind, daß sowohl von Nazis als auch von Deutschen kaum noch die Rede sein kann, pflichten ihm plötzlich bei.

Nun haben sich bei den Linken und der gesinnungsverwandten linksgrünen Gutmenschfraktion in den letzten Jahren einige ideologische Verschiebungen ereignet. Zum Beispiel haben die sich mit den Muslimen in Deutschland ein neues Objekt der Affenliebe erkoren, welches es als unmündiges, hilfloses Opfer gegen eine wahlweise xeno- wie islamophobe deutsche Bevölkerung (wahlweise anzukreuzen) in Schutz zu nehmen gilt. Dieses neue Hätschelkind fängt an, dem alten Objekt namens Israel zunehmend Konkurrenz zu machen, und es ist manchmal sehr lehrreich, wenn auch ganz und gar nicht lustig mitansehen zu müssen, wie sich das das eine Axiom der PC mit dem anderen in die Quere kommt. Vor allem wenn langsam ins öffentliche Bewußtsein dringt, daß die eigentliche Quelle von Antisemitismus und -zionismus heute die muslimischen Einwanderer darstellen und nicht die Millionen von pöhsen deutschen Nazis, die es gemäß von Auftragsstudien wie von der Friedrich-Ebert-Stifung im Lande geben soll.

Die Frage wird sein, auf welche Seite sich nun die politisch-mediale Kaste stellt, wenn sich die beiden Konkurrenten im Streit um die Opferrolle in Deutschland und damit im Anspruch um öffentliche Privilegien mehr und mehr ins Gehege kommen. Bislang hat man sich darauf geeinigt, um so heftiger auf die biodeutsche Bevölkerung einzuprügeln, die nun auf eine transzendente Weise irgendwie auch für die Attacken der Muslime auf die Juden in Deutschland und Europa verantwortlich sein soll. Bin nur gespannt, wie lange sich der Deutsche Michel diese Dreifachbelastung (Eurozahlmeister kommt demnächst dazu) noch bieten läßt oder ob er doch irgendwann reagiert wie eine normale Bevölkerung anderswo, die ihrer eigenen Elite schon längst einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten verpaßt hätte, und zwar noch vor den diversen Zentralräten im Land.

Ist meine Sprache jemandem eventuell zu direkt?

derherold hat gesagt…

"Die ist nicht mal ansatzweise feministisch."
Au contraire, mon frere !
Kirche-Hexe-Geburtenkontrolle = Papst, Schwangerschaftsabbruch, § 218. Das war (im Westen) der Heilige Gral des Feminismus.

Man muß dazu wissen, daß noch Anfang der 90iger weibl. Wimis an relevanten Historischen Fakultäten eigentl. nur zwei Hauptseminare geben duften: "Frühindustrialisierung in Wuppertal - ein menstruationstheoretischer Ansatz" und eben ... HEXEN. ;-)

Wäre Gunnar in den 80igern auf die lebensmüde Idee gekommen, irgendetwas im Sinne von "Israel, echt supi. Die Palästinenser vermehren sich ja wie die Karnickel" zu veröffentlichen, hätte er sich eine Professur nur aus 10km Entfernung angucken können.

derherold hat gesagt…

"Heinsohns späte Karrierehöhepunkte"

Wann ist denn Heinsohn der Öffentlichkeit bekannt geworden ? Wer durfte bisher (darf) denn so ganz nebenbei von "wenig geeigneten" Einwanderern sprechen ?

Daß seine These kontrovers diskutiert werden (Eigentumsökonomik, Chronologie) oder bereits widerlegt (Geburtenkontrolle als Begründung für Hexenverbrennung) sind, halte ich nicht für schädlich.

Seine youth bulge-These halte ich für ergiebiger als alles, was "entwicklungstheoretisch" von Jared Diamond oder jetzt Acemoglu kommt.

Massarat ist/war ein unbedeutender Professor einer noch unbedeutenderen Uni.

Karl_Murx hat gesagt…

"Um an der Lawrenti-Beria-Universität Bremen eine Professur zu erhalten, mußte man schon 120%-ig auf Linie sein."

Man könnte sie auch Trofim-Lyssenko-Universität nennen. Ich dachte vor der Wende, daß nur DDR-Professoren ihre Berufung nicht fachlichen Leistungen, sondern den "richtigen" Gesinnungen verdanken. Nach dem Fall der Mauer sehe ich mich eines Besseren belehrt, vor allem in den geisteswissenschaftlichen und historischen Disziplinen. Die vielen studierten Scharlatane in Talarsverkleidung an (west)deutschen Unis meist linksgrüner Provenienz hätten gut in die DDR gepaßt.

"Als er als Rentner starke mediale Resonanz erfuhr und Kommentare zu palästinensischen Geburtenraten verkündete, dachte ICH, daß er seine späten Karrierehöhepunkte nicht trotz, sondern wegen dieser nicht-MEHR-auf-Linie liegenden Aussagen erlebte."

Sein Verdienst ist es, das Demographieproblem in das öffentliche Bewußtsein gebracht zu haben. Die youth-buldge-Theorie taugt als Erklärung vieler, aber eben nicht aller historischer Phänomene. Das 3. Reich, schreibt er ja auch selbst, hatte keinen Jugendüberschuß.

Volker hat gesagt…

"Kirche-Hexe-Geburtenkontrolle = Papst, Schwangerschaftsabbruch, § 218. Das war (im Westen) der Heilige Gral des Feminismus."

Dann war das der Fall "absichtlich missverstanden".
Wenn einige so vernagelt sind, das überrascht nicht. Aber dass schon in den 80ern im Westen die roten und Gender-Horden in ihrer Gänze so verkommen waren - das wusste ich nicht.

+

„Seine youth bulge-These halte ich für ergiebiger als alles, was "entwicklungstheoretisch" von Jared Diamond oder jetzt Acemoglu kommt.“

Auf jeden Fall verdienstvoll, dass er ins Bewusstsein rückt, was Urgroßvater noch ohne Uni wusste. Denn auch die youth-bulge-These kann man marginalisieren.

Schiller hat den youth bulge bereits in Wallensteins Lager (wenn auch indirekt) angesprochen. Und Napoleons Große Armee ist ein Klassiker für Absorption und geordneten Abbau des youth bulge.

+

Jared Diamond ist der zeitgenössisch wortgewaltigste Hohepriester des historischen Materialismus (seine Thesen hatten wir in Geschichte 5. Klasse). Den zu widerlegen ist nun wirklich nicht schwierig.
Das Wort Acemoglu lese ich zum ersten mal. Muss mal googeln.

Anonym hat gesagt…

Hochhuth wird wohl senil. Endlich bricht das Alter den Frieden, den der Ger ihm gab... Und ich habe ihn immer noch geschätzt, obwohl er - seltsamerweise - an die heilige Shoa glaubt.
-Hildesvin-