Samstag, 24. Dezember 2011

Wulff-Wochen: Stille Nacht im Schloss

Dass es Spitze auf Knopf stand, wussten alle. Nie zuvor war die traditionelle Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten in so großer Gefahr, mangels eines Bundespräsidenten abgesagt werden zu müssen. Was aber würde aus Deutschland werden, wenn die Kraft nicht einmal mehr für die geliebten Rituale reicht?

Im Bundeskanzleramt wurde deshalb in den zurückliegenden Tagen fieberhaft an einem Rettungspaket für die große Rede des scheidenden ersten Mannes im Land gearbeitet. Bundeskanzlerin Angela Merkel selbst, die letzte Verfassungsinstitution, die noch hohes Ansehen bei den Bürgerinnen und Bürgern genießt, erklärte sich schließlich bereit, für den angeschlagenen Christian Wulff zu sprechen – damit sollte von vornherein verhindert werden, dass dem beliebten CDU-Mann eventuelle Äußerungen zu Themen wie Wahrheit, Gleichheit, Gesetztestreue und sozialer Kälte zynisch unter die Nase gerieben werden, wie es verschiedene Medien vorab getan hatten.

Damit die Menschen draußen im Lande aber dennoch zu gewohnter Stunde das gewohnte Weihnachtsbild auf ihrem Fernsehgerät vorfinden, doubelte Wulff sich selbst, wie immer umgeben von einem buntgemischten Häuflein Getreuer, die eigens als Staffage für diese letzte große, nie gehaltene Rede ins Schloss Bellevue gerufen worden waren.

„Immer noch eine bessere Lösung als damals bei Helmut Kohl, bei dem 1986 einfach die Rede vom vergangenen Jahr noch einmal gesendet wurde“, hieß es bei den vereinigten Staatsfunkanstalten, die ursprünglich geplant hatten, die nach Wulffs denkbarem Abgang klaffende Sendelücke von Thomas Gottschalk mit einer lustigen Weihnachtsmütze und einigen alten Hariboscherzen füllen zu lassen. Das sei nun nicht nötig und darüber sei man „sehr froh“.

Zumal der Bundespräsident trotz gelegentlicher Synchronisationshacker, die verraten, dass Angela Merkel nicht allzu häufig Männer synchronisiert, eine gute Figur macht. Obwohl ein gebrochener Mann, steht Wulff sehr aufrecht, gelegentlich schaut er sogar direkt in die Kamera. Der rote Schlips leuchtet. Merkels Redetext orientiert sich an den Standards, die zum eher fetten Weihnachtsessen passen: Wir alle müssen den Gürtel enger schnallen, aber die Krise muss uns keine Angst machen, denn die Regierung hat alle Probleme seit Jahren fest im Blick. Am Ende wünscht Christian Wulff wie immer ein schönes Jahr und alles wird gut unterm Baum.

Merkel nimmt Stellung zu allem

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

voll was aufs Maul haun

VRIL