Seit Tagen fragt sich eine ganze Nation und seit Stunden sogar der "Spiegel", wie es drei krankhaft umtriebigen Rechtsterroristen aus Thüringen schaffen konnten, länger als ein Jahrzehnt unentdeckt im deutschen Untergrund zu überleben. Da macht eine neuaufgetauchte uralte Studie des Europäischen Migrationsnetzwerkes klar, dass das Problem der abgetauchten Menschen hierzulande eine noch weit größere Dimension haben könnte.
Es geht nicht mehr um einige kleine braune Netzwerke mit einem halben Dutzend Mitgliedern und einem Dutzend Morden auf dem Gewissen. Sondern um ein Massenphänomen, das unterhalb der Wahrnehmung von Politik, Polizei und Geheimdiensten grassiert. Nach aktuellen Zahlen könnte hier die Lösung für hunderte ungeklärte Todesfälle liegen, glauben Experten. Denn Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sind hierzulande kein Einzell. Wie die drei mörderischen Vier, die von Holger G. aus der Nähe von Hannover unterstützt wurden, leben in Deutschland Zehntausende im Untergrund. So viele, dass nicht einmal klar ist, wie viele: Dr. Axel Kreienbrink, der die lange unbeachtet gebliebene Untergrundstudie federführend betreute, sieht „als absolute Untergrenze die Zahl von 100.000 Personen“. Als Obergrenze sei „bei verschiedenen Autoren von bis zu einer Million illegal Aufhältiger die Rede“.
Ein Menschenheer, in dem Mundlos, Zschäpe und Böhnhardt leicht verschwinden konnten. Zumal die meisten Illegalen es viel schwerer haben als die Thüringer Terrorzelle: In den meisten Fällen müssen die Betroffenen ihr Leben in der Schattenwelt sogar ohne deutsche Sprachkenntnisse fristen und ohne Unterstützernetzwerke auskommen. (Bild oben: Zwei Illegale beim kartenlosen Geldabheben in einer Sparkassefiliale im sächsischen Delitzsch).
In einer Untersuchung zum Thema berichtet der Jesuit Jörg Alt über eine Zwei-Drittel-Gesellschaft im Untergrund: Je ein Drittel bestehe aus politisch Verfolgten, aus Arbeitsmigranten und aus „Personen, die zum absichtlichen Begehen von Straftaten nach den Bestimmungen des Strafgesetzbuches einreisen“. Liegt hier der Schlüssel zur Klärung hunderter ungelöster Mordfälle? Allein seit 1990 sind in Deutschland mindestens 771 Morde und Mordversuche unaufgeklärt geblieben, das Bundeskriminalamt spricht sogar von mindestens 1300 Mordfällen ohne Täter – in den zurückliegenden 20 Jahre blieb damit etwa ein Mord pro Woche ungeklärt. Wie kann es sein, dass Bundes- wie Landeskriminalämter hier zuschauen, die Ermittlungsbehörden schweigen, die Politik weder eine höhere Aufklärungsquote anmahnt noch vor einer Zunahme der Untergrundtätigkeit warnt?
9 Kommentare:
Die 771 ungeklärten Morde und Mordversuche dürften ja nun aufgeklärt sein mit dem Tod von den beiden Offizieren der Armee der Stiernacken Uwe B. und Uwe M.
Sie werden als die größten Serienmörder der Nachkriegsgeschichte in die Annalen eingehen.
Ja, so ist das, wenn die Erregung über die immense Klickratensteigerung abklingt und der Kater des journalistischen Alltags wieder die Oberhand gewinnt.
Dann wabern ausgewählten Spiegel-Redakteuren auf einmal komische Fragen und viele Unstimmigkeiten durch den Kopf.
Hat mich ehrlicherweise etwas gewundert, daß die auf den Trichter kommen, hier sei was faul.
und so früh! ich staune auch. aber sie haben wohl angst, dass holger g. auspackt und gesteht, dass mit der truppe auch nicht so viel los war
Anhand meiner Erfahrungen, die ich durch das nächtelange Studium von Video-Dokumentationen wie "burn notice" und "007" gesammelt habe, steht für mich fest, daß die Döner-Morde nur das Ausschalten von "Schläfern" war. Und die Uwes waren die Opfer auf der Gegenseite. Mandy Struck wird demnächst an einer Lebensmittelvergiftung sterben. Das Ringen der Geheimdienste geht in die nächste Runde. (Holger G. ist nur ein früherer Geliebter von Beate Z. und hat ansonsten mit schwarzgebrannten DVD sein Hasch verdient. Der stirbt nicht, sondern wird der GEMA übergeben.)
Und welcher Journalist nochmal so dumm fragt, wie man in Deutschland solange im Untergrund leben kann, der soll doch mal die Ausländerräte oder sonstige Asylbewerberhelfervereine fragen. Das würde bestimmt weiterhelfen.
@ die Anmerkung
"Ja, so ist das, wenn die Erregung über die immense Klickratensteigerung abklingt"
Ich bin der Ansicht, dass man da noch mal mit einer "Kernschmelze" nachlegen sollte. Oder zumindest mit ein Mal "Artensterben" plus ein Mal "Meeresspiegelanstieg". Um das Level in etwa zu halten.
nach allem, was ich sehe, nähert sich der rechtsterorismus bereits seiner publikatorischen klimax. wenn die bild schon verwandte der opfer präsentiert, kommt nicht mehr viel nach. eventuell kriegen sie noch raus, dass es einen unebkannten französischen (oder dänischen) film gibt, in dem das alles fast genauso gezeigt wird. aber sonst heißt es jetzt warten, was der mediengott als nächstes schwein durchs dorf jagen möchte.
ich tippe ja schwer auf wetter. wenns in bälde schneit und die bahn liegenbleibt ist der pinkpantherzauber vorbei.
"nach allem, was ich sehe, nähert sich der rechtsterorismus bereits seiner publikatorischen klimax."
Ich bin der Ansicht, solange noch nicht die Hebamme von Uwe B. und M. interviewt worden ist (wie seinerzeit die von Ballack bei der EM) ist noch Platz nach oben. Sollte das immer noch nicht ausreichen, kann man noch eine radioaktive Verstrahlung der DVD drauflegen.
Klicktechnisch darf SPON sich kein Schwächeln mehr leisten.
Was die Bahn betrifft, sollten investigative Journalisten mal der Frage nachgehen, was an den Gerüchten dran ist, dass der SPIEGEL die Bahn für kaputte Klimaanlagen und streikende Vereisungsgeräte bezahlt. Die Bahn springt katastrophentechnisch doch immer in die Vakanz, wenn gerade kernschmelzen- und artensterbenfrei ist.
niemand interessiert sich für den "rechten Terror " .
Kommende Woche : Hunger in der Welt oder auch Nanoteilchen in Babynahrung .
VRIL
Tatsächlich, war beim Fall Mannichl das fernsehglotzende Publikum noch in hellster Aufregung, interessieren sich für die BAF nur noch Kabarettisten, Zyniker und Narren.
Da wird die Medienkarawane nächste Woche wohl wieder die Wetterwechsel thematisieren müssen.
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