Einen letzten, vielleicht schon verzeifelten Versuch, in einem Land, das sich über alles, damit aber auch über nichts mehr erregt, noch einmal für Empörung zu sorgen, hat die Popgruppe Rammstein gestartet. Kaum war das Ensemble aus Ostberlin von einem Gericht vom Verdacht freigesprochen worden, mit seinem Erfolgstitel "Ich tu Dir weh" zu Verrohung und Verderbtheit der Jugend beitragen zu wollen, liefern die Musikanten aus der Bundeshauptstadt ihren Kritikern neuen Anlass zum Entsetzen.
Denn nun singen sie nicht mehr nur über "Mein Teil", sondern gar über "Mein Land", als wollten sie die Niederschlagung des Sarrazin-Aufstandes im letzten Sommer ironisch kommentieren. " Du bist hier im meinem Land, Meine Welle und mein Strand", singt Till Lindemann, "da komm'n sie angerannt, mit den Fahnen in der Hand", antwortet die dünne Zwergenstimme von Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz.
Die Musik klingt wie die Karikatur einer Rammsteinkomposition. Marschgitarren, Stampfschlagzeug, Heldentenor und ein Sample der öligen Synthesizer-Fanfaren aus dem Europe-Hit "The Final Countdown", in dem Joey Tempest schon 1986 gewarnt hatte "we're leaving ground, will things ever be the same again".
Vorsichtshalber hatte Tempest damals nicht dazugesagt, was er meint, vorsichtshalber belassen es auch Rammstein bei Andeutungen. Viel ist ganz im Frank Schöbelschen Sinne ("Ich geh´vom Nordpol zum Südpol zu Fuß") die Rede von langen Fußmärschen von "Ost nach Süd", "Süd nach West" und auch "West nach Nord", nur einmal wird deutlicher Sarrzin: "Eine Stimme aus dem Licht fällt dem Himmel vom Gesicht", heldentenort Lindemann dann, "reisst den Horizont entzwei, wohin gehst du, hier ist nichts mehr frei".
Stacheldraht im Harnkanal
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