Es geht um die deutsche Hauptstadt, um das Schicksal also der gesamten Nation, deren eine Hälfte den Ort wegen des Fruchtquarkes "Leckermäulchen" in guter Erinnerung hat. Während die andere Hälfte daran denkt, dass hier frühere US-Präsidenten Sätze für die Ewigkeit sprachen, als die Ewigkeit noch nicht definiert war als der augenzwinkernd kurze Abstand zwischen zwei Rettungsschirmabstimmungen im deutschen Bundestag.
Rot oder Grün? Wowereit oder Künast? Wer meint, das sei doch keine Wahl, ist noch niemals in der Stadt der Preußen gewesen, die heute die Stadt der andauernden Integration, die Stadt der Staatsverwaltung und die Stadt der Hartz4-Bezieher ist. Berlin muss nicht, weil Berlin hat, so wie ein Baby nicht arbeiten muss, weil Mutter ihm gibt, was es will, weil es sonst schreit. Die Suche nach einem neuen Regierenden Bürgermeister gleicht so auch weniger der Suche nach einer Figur, die der Spreemetropole neue Perspektiven öffnet, als der nach einer Mutter, die verspricht, gerecht zu verteilen, was den Menschen zusteht.
"Wahlprogramme zählen nicht, es kommt drauf an, dass man sympathisch rüberkommt", sagt Martin Sonneborn von der "Partei", die als einzige politische Kraft in Berlin ganz und gar dazu steht, "Inhalte überwinden" zu wollen. Mauer wieder aufbauen, ein Atommüllendlager im Prenzlauer Berg, keine Zusammenarbeit mit der FDP, weil Die Partei Spaßparteien prinzipiell ablehne. Sonneborn sagt das und guckt dabei so ernsthaft, dass selbst Renate Künast, ein Frau gewordenes Kampfmesser, dagegen wirkt wie eine Vertreterin der Rebel Clown Army.
Selten zuvor zeigte sich im deutschen Politzirkus jemand so prinzipienfest und gelenkig, so tatkräftig und einfallsreich wie Sonneborn, der Humoriker mit der sympathischen Stirnglatze. Warum er die Maueropfer mit der Ankündigung beleidige, die Berliner Mauern wieder aufbauen zu wollen, fragt ein empörter Mann aus dem RBB-Zuschauerraum. Ob er denn nicht glaube, dass das die Maueropfer erstens beleidige und sie zweitens davon abhalte, die Partei zu wählen?
Ja, natürlich, antwortet Sonneborn. Aber die Wahl werde ja aber zum Glück nicht von den Maueropfern entschieden, sondern von den Ostberlinern. "Und die werden dankbar sein, wenn wir die Mauer wieder errichten."
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1 Kommentar:
Naja, ihm fehlt noch etwas die kaltschnäuzige Abgeklärtheit eines Karl Nagels.
Aber die Richtung stimmt. Man müsste es nur weniger offensichtlich machen für den piefigen Wahl- und Medienpöbel, die Maske richtig bitterböse aufsetzen, nicht nur halb, richtig rein mit dem Gesicht in die Politschmiere bis man genauso ausschaut wie die anderen Clowns, dann wäre es ein wirklicher Brüller.
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