Volk, Dein Name ist Angst, und dein Bild ist eine Kurstafelkurve, die aussieht wie ein Chart der Tabellenpositionen von Arminia Bielefeld. Immer runter, immer mehr. Es war Amerika, dessen Herunterstufung die weltweiten Börsenbeben des feuchtkalten Sommers 2011 auslöste. Es waren die Chinesen, die am meisten Angst vor dem Ausfall ihres größten Abnehmers hätten haben müssen. Und doch waren es die Deutschen, die als einzige richtig ernst machten mit dem Weltuntergang: seit dem großen Absturz Mitte Juli verlor der Dax 20 Prozent mehr als der Dow Jones.
In Punkten ging es von 7500 auf 5500 runter - 2000 Verlustzähler sind umgerechnet 27 Prozent Minus. Der Dow Jones, der mit 12600 Punkten in die große Krise startete, kam in derselben Zeit auf einen Verlust von 1700 Punkten, von denen er bisher schon 700 wieder aufholte. Macht ein Minus von acht Prozent, der Dax dagegen kommt auf 27 Prozent.
Kein Zweifel, wenn die Erde untergeht, dann hier zuerst, im Land von Hitler, Goethe, Adenauer, Honecker, Schröder und Andrea Nahles. Nichts geht mehr, niemand hilft, jede Krise bedeutet zwangsläufig einen neuen Anfang vom Ende, das dann doch nicht kommt, aber niemanden daran zweifeln lässt, dass das nur Zufall ist. Die Börsenkurse zeigen das Zukunftsvertrauen einer Nation: das war 2003 so und 2009 und nun wieder. Als quäle ein unlöschbarer Durst auf Strafe und immer neue Strafe hierzulande jedermann, sehnen sich die Deutschen danach, wenn schon nicht in großen Tagen zu leben, so doch dann in den allerletzten. Der Wunsch nach Sinn und Erfüllung und sei es durch die Anwesenheit während der letzten Augenblicke, er hat etwas Manisches. Menschen, die ihren Alltag souverän meistern, spüren den Drang, sich mit der Apokalypse abzufinden: Aus, vorbei, für immer.
Gleichzeitig sind sie es, die schnell vom Lehmann-Zinszugewinn-Zertifikat rüberswitchen in die Goldfaonsanlage. Das Ende ist nahe wie immer. Aber wenn es dann doch wieder nicht kommt, ist es gut, wenn man etwas hat, mit dem man weitermachen kann. Spätestens dann schnippst auch der Dax wieder schneller hoch, als der Dow vornweg laufen kann. Das war 1998 so, 2003 und 2009.
Doku Deutschland: Ein Daytrader spricht
Herdentrieb als Hausaufgabe
Der Börsenpräsident: Yes we cash
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen