Das Ende fängt so an, wie der Anfang begann. 13 Monate nach dem Debüt im Halle-Neustädter Ausweichstadion spielt der Hallesche FC gegen den SV Meppen seine Abschiedsvorstellung Vorstadtexil - und eine halbe Stunde lang quält sich das Spiel gegen den Aufsteiger mühsam durch den Spätsommertag. Der HFC,bei dem Butzmann erstmal sin diesem Jahr für Patrick Mouyaya ran darf, ist überlegen, bis auf einen Beinahe-Treffer von Preuß und einige Ecken von Anton Müller aber kommt nichts heraus.
So war es hier meist, Magerkost in der Armenküche, Fußball auf der Notruffrequenz. Das Jahr in der Vorstadt, eingesperrt in eine mit stolzen sechs Rettungsmillionen ausgebaute Spielstätte, die weder Atmosphäre hatte noch Achtung vor ihren Besuchern bewies, hat den Verein zurückgeworfen. Es kamen weniger Zuschauer, es gelangen weniger Siege, die Tabellenspitze war in der zurückliegenden Saison so schnell so weit weg wie nie in den Jahren zuvor.
Nun stehen die Zeichen auf Abschied und alles atmet auf. Drei Tage wird es noch dauern bis zur großen Premiere im nunmehr "Erdgas-Sportpark" genannten ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion, das unter der Bezeichnung "Modernisierung" neuaufgebaut wurde. Und es scheint, als seien die Gedanken der Spieler wie der 2000 Fans wie der Verantwortlichen schon ganz beim "Beginn der neuen Ära" (Präsident Schädlich), die den seit zwei Jahrzehnten vom sportlichen Glück nicht eben verfolgten Verein endlich wieder zurück in den richtigen bezahlten Fußball führen soll: Auf der Vereinshomepage wird das Spiel gegen Meppen schon gar nicht mehr angekündigt.
So muss es wieder Marco Hartmann richten, dessen persönliches Schicksal das seines Vereines ein bisschen spiegelt: Jahrelang von Verletzungspech verfolgt, gelang es dem großgewachsenen Blondschopf in der vergangenen Saison, die Stelle des durch eine schwere Verletzung ausgefallenen Steve Finke nicht nur auszufüllen, sondern seinen Vorgänger vergessen zu machen. Hartmann ist inzwischen der Chef auf dem Platz, überall zu finden, defensiv kaum zu überwinden - und neuerdings auch so torgefährlich, dass es ihm selbst unheimlich zu werden scheint. Auch heute wieder: Es ist Ecke Nummer 7 oder 8, Müller schlägt sie rein, Hartmann ist da und es steht, unerwartet, aber nicht unverdient, eins zu null für den Gastgeber.
Tagesaufgabe gelöst, Tabellenführung zurückerobert. Schiedsrichter Norbert Gieser könnten eigentlich abpfeifen. Zumindest Andis Shala, der als Traumstürmer von Trainer Sven Köhler geholte Ex-Schotte, darf nach 67 Minuten gehen. Für ihn kommt Dennis Wegner, aber neuer Zug kommt mit ihm erstmal auch nicht. Bis zur 70. Minute, als Toni Lindenhahn sich links durchsetzt und Wegner seine Eingabe ins Netz lenkt.
Nun darf Jan Benes auch noch mal, der Tscheche, der seinen Stammplatz in der Abwehr verloren hat, aber immer wieder Lob von Trainer Köhler für seine Trainingsleistungen bekommt. Kapitän Nico Kanitz geht, Benes kommt, bei Meppen geht Robben mit Gelbrot.
Aber auch mit einem Mann weniger wird es nicht besser bei Meppen. Beide Mannschaften quälen sich durch ihr Pensum, Wagefeld vergibt noch eine hundertprozentige Chance, der 20-jährige Butzmann, im Unterschied zu Mouyaya offensiv kein Ausfall, setzt einen Kopfball übers Tor. Aber die Luft, die hier nie drin war, ist raus, ein Kapitel sehnt sich danach, endlich beendet zu werden. Und wirklich, das Finale ist wie aus dem Märchen: Wieder ist es Nachwuchsmann Dennis Wegner, der trifft, als habe er nie etwas anderes getan als in der 1. Mannschaft auf Torejagd zu gehen. Jetzt fällt der Vorhang. Nächste Vorstellung am Dienstag, beim Eröffnungsspiel gegen den Hamburger SV. Auch ein schlagbarer Gegner.
Der größte Moment des alten Stadions war natürlich Kurt Wabbels Ausflug nach Hollywood:
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