War es die Farbe? Ihre Größe? Ihr sympathisches Lachen? Oder die freundliche, warme Stimme? Oder hat doch die US-amerikanische Post schuld? Jahrelang hatte die fröhliche Grünen-Chefin Claudia Roth es verstanden, neben ihrem fordernden Amt als Ökogewissen auch den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen. In der Fernsehtalkshow "Sesamstraße" spielte die 56-Jährige den lustigen Vogel "Bibo" so fabelhaft, dass die US-Post dem gelben Vogel, der in der amerikanischen Fassung Big Bird heißt, schon Ende des vergangenen Jahrtausends eine eigene Briefmarke widmete. Bibo sei ein Vorbild für die Jugend und ein Freund der älteren Zuschauer, hieß es zur Begründung.
Das Rätselraten um den Menschen im Plüschkleid aber hielt an, ja, es wurde durch die Auszeichnung erst recht befeuert. Jetzt hat die US-Post nun nachgelegt: Der Kultmarke für Bibo folgt Ende September eine für Bibo-Darstellerin Claudia Roth. Eine Ehre, die der früheren Managerin der Rockband Ton Steine Scherben unangenehm ist. Roth habe gehofft, hieß es aus Parteikreisen, dass ihr ehrenamtliches Engagement in der "Sesamstraße" Privatsache bleiben könne. Doch der Siegeszug der Grünen in den Wahlumfragen habe wohl Neider auf den Plan gerufen, auch in den eigenen Reihen. "Da hat jemand gequatscht", sagte ein Vertrauter. Roth sei aber "nicht traurig" über die Aufdeckung ihrer Doppelrolle. "Sie spielt sich ja eigentlich selbst", beschreibt der Mitarbeiter, "da war es für uns alle schon erstaunlich, dass das so viele Jahre niemand bemerkt hat." Roth sehe die neue Briefmarke als Ehre an und hoffe, dass sie helfen werde, die von der US-Post angekündigten Entlassungen auch ökologisch verträglich zu gestalten.
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