Das war doch mal eine überzeugende Maßnahme "im Kampf gegen hohe Ölpreise", wie es die legendäre "Süddeutsche Zeitung" ausdrücken würde. Weil die den fragilen Aufschwung jenseits der deutschen Grenzen bedrohten, hatte die sozialistische Staatengemeinschaft unter Führung der Internationalen Energieagentur beschlossen, 60 Millionen Barrel Öl aus den für den Krisenfall eingelagerten Reserven auf den Markt zu werfen.
Der Effekt trat umgehend ein, wie die"SZ" vor zwei Wochen frohlockte. "Die Notierungen brachen nach dieser Ankündigung drastisch ein", hieß es. Ein Fass Brent-Öl habe sich auf 105 Dollar verbilligt und notierte damit so niedrig wie seit Anfang Februar nicht mehr.
Und wie seitdem auch nie wieder. Die Aktion, die wirken sollte wie eine zusätzlich Zinssenkung, ist genauso sagenhaft flott verpufft wie seinerzeit die von Angela Merkel veranlasste erste Rettungsaktion für den Euro. 30 Tage lang wollen die Regierungen den Markt mit Öl aus ihren Rücklagen füttern. Der Ölpreis aber stört sich nicht daran und steigt: Um 12 Prozent in den vergangenen zwei Wochen.
Das freilich passierte schon wieder völlig unbemerkt von Fachmagazinen wie dem "Spiegel", der den Versuch der Marktbeeinflussung durch das Kartell der Regierungen der Industrieländer noch mit einem instruktiven Beitrag unter dem Titel "Wie Verbraucher vom fallenden Ölpreis profitieren" begleitet hatte. Doch wie Verbraucher profitieren, ist ja nun auch klar: Irgendwann werden die Staaten ihre Reserven wieder am Markt auffüllen müssen. Besser, der eigene Tank ist dann schon voll.
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